Frage an Regina van Dinther von Hans-Heiner K. bezüglich Umwelt
Sehr geehrte Frau von Dinther,
in These 11 des Kandidatenchecks haben Sie sich dafür ausgesprochen, dass in NRW mehr Kohlekraftwerke nach neuestem Stand der Technik und um Ressourcen zu schonen gebaut werden sollten.
a) Wissen Sie, dass bei der CO2 - Abscheidung der Wirkungsgrad eines Kohlekraftwerkes um etwa 15 - 20 % zurück geht, wir dann also Steinzeit-Dinosaurier-Kraftwerke mit einem Wirkungsgrad von ca. 25-30% erhalten? Wo bleibt da die Ressourcen-Schonung, wenn wir 15 - 20 % mehr Kohle verbrennen müssen?
b) Wie wollen Sie die Mrd. Tonnen CO2 allein aus NRW - Kohlekraftwerken ins „Endlager“ transportieren. Nach Berechnungen der Partei der Grünen sind dazu 15 - 20 Rohrleitungen mit 1m Durchmesser erforderlich. (Sie waren selbst in der Landtagsdebatte am 18.03.2009 Vorsitzende, als Herr Priggen zu diesem Thema ausführliche Fakten genannt hat.)
c) Haben Sie sich schon Gedanken darüber gemacht, wie wir die Mrd. Tonnen an CO2 speichern wollen, wo wir doch nicht einmal in der Lage sind, einige tausend Tonnen radioaktiven Abfall aus Kernkraftwerken sicher für nur hundert Jahre zu lagern?
d) Wissen Sie, dass nach Untersuchungen des BUND (http://nuv-online.de/?p=572 ) bei normalem Betrieb aus einem Steinkohlekraftwerk mehr Radioaktivität entweicht als aus einem intakten Kernkraftwerk?
Über eine Beantwortung meiner Fragen würde ich mich sehr freuen.
Hans-Heiner Kampen
Sehr geehrter Herr Kampen,
Vielen Dank für Ihre Anfrage an mich über abgeordnetenwatch, die ich nachfolgend gerne beantworte:
Zu Frage a: Der Wirkungsgrad konventioneller Kraftwerke konnte in den letzten Jahren deutlich auf derzeit 43 bis 45% bei Braunkohle, 46 bis 48% bei Steinkohle und 58 bis 60% bei Erdgas mit Gas- und Dampf-Technik (GuD) gesteigert werden. Mittelfristig sind weitere Verbesserungen auf bis zu 55% bei Kohle und bis zu 65% bei Erdgas jeweils mit GuD-Technik erreichbar. Im technischen Fortschritt liegt die Chance, die künftig bei thermischen Kraftwerken durch die CO2-Abscheidung anfallenden Wirkungsgrad-Verluste i.H.v. 8-10% auszugleichen. Unter dem Gesichtspunkt der Energieeffizienz sind Gaskraftwerke führend.
Zu Frage b: Energiepolitik muss nach unseren Kriterien den Werten Sicherheit, Sauberkeit und Bezahlbarkeit genügen. Eine sichere Energieversorgung lässt sich in Nordrhein-Westfalen und Deutschland in den nächsten Jahrzehnten nur durch einen möglichst breiten Mix verschiedener Energieträger gewährleisten. Dazu reichen weder erneuerbare Energien, noch Kohle (Braunkohle und Importsteinkohle) oder Erdgas allein aus. Zur Erreichung der verbindlichen Klimaschutzziele muss in Nordrhein-Westfalen der Kraftwerkpark erneuert und modernisiert werden. Gleichzeitig bedarf es des vermehrten Einsatzes erneuerbarer Energien und einer wesentlichen Steigerung der Energieeffizienz.
In der CO2 Abscheidung sehe ich einen Baustein, die national und international vereinbarten Klimaschutzziele zu erreichen. Um das Potential dieser Technologie zu erkunden, halte ich es für zwingend notwendig, dass Demonstrationskraftwerke gebaut werden. Nordrhein-Westfalen als wichtigstes Energie- und Industrieland in Deutschland sollte hierzu einen Beitrag leisten.
Gleichzeitig wollen wir zusammen mit der Wirtschaft aus CO2 neue Produkte machen. Nicht nur, um CO2 einzusparen, sondern auch, um Kohlendioxid mit Mikroorganismen in Biomasse oder direkt zu Wertstoffen umzuwandeln. Hier sind große Innovationen möglich.
Zu Frage c: Die Lagerung von radioaktiven Stoffen ist mit der Verpressung eines Gases nicht zu vergleichen.
Zu Frage d: Es besteht sowohl in der Umgebung von Kohle- als auch von Kernkraftwerken bei störungsfreiem Betrieb keine Gefahr für die Gesundheit der Anwohnerinnen und Anwohner.
Mit freundlichen Grüßen
Regina van Dinther