Frage an Ralf Nettelstroth von Herbert S. bezüglich Innere Sicherheit
Sehr geehrter Herr Abgeordneter,
Die Polizei hat in NRW kürzlich wieder einen sogenannten Blitzermarathon durchgeführt.
Sicher gibt es statische Daten der Polizei zur Unfallhäufigkeit an solchen Tagen.
Meine Frage: Wie viele Verkehrsunfälle gab es z.B. am Datum des Blitzermarathons und wie viele Unfälle hat die Polizei z.B. genau eine Woche davor oder danach am gleichen Werktag aufgenommen.
Kommt es an Tagen mit Blitzermarathon zu signifikant geringeren oder sogar zu höheren Unfallzahlen?
Eine sehr lukrative Blitzeranlage betreibt die Stadt Bielefeld auf der A2.
Frage hierzu: Gab es in den Jahren vor der Einführung der Anlage signifikant mehr oder weniger Unfälle als in den Jahren seit des Betriebes der Anlage?
Ich hoffe, dass die Autobahnpolizei die entsprechenden Daten Ihnen bereitstellt.
Vielen Dank für Ihre Antwort im Voraus.
Mit freundlichen Grüßen
Herbert Sommerfeld
Sehr geehrter Herr Sommerfeld,
viele Dank für Ihre Anfrage vom 20.09.2014. Bitte entschuldigen Sie die etwas verspätete Antwort, es war jedoch einige Recherchearbeit zu leisten.
Zunächst möchte ich auf die Frage bezüglich des Blitzers auf der BAB 2 am Bielefelder Berg eingehen. Die Anlage ist seit 8. Dezember 2008 mit einigen Unterbrechungen in Betrieb. Pro Woche werden durchschnittlich 3.000 – 6.000 Verkehrsverstöße von der Anlage dokumentiert. Die Zahl der Temposünder ist in den letzten Jahren nahezu konstant geblieben, wohingegen die Verstöße mit Führerscheinentzug abnehmen. Bezüglich Ihrer Frage zu den Unfallzahlen ist folgende Entwicklung zu beobachten.
(Siehe Grafik im Anhang, Quelle: Polizei Bielefeld)
Hierbei ist jedoch zu beachten, dass in den Jahren 2010 und 2011 Bauarbeiten in dem genannten Bereich stattfanden, die zu den erhöhten Werten führten. Diese Entwicklung ist bundesweit bei Baustellen auf Autobahnen festzustellen.
Bezüglich Ihrer zweiten Frage muss ich Ihnen mitteilen, dass genaue Zahlen für den Blitzmarathon nicht erhoben werden. Dies hat mehrere Ursachen. Zum einen erstreckt sich die Maßnahme über zwei Tage (von 06:00 Uhr bis 06:00 Uhr am nächsten Tag), zum anderen sind Veränderungen von Unfallzahlen immer von verschiedenen externen Einflüssen abhängig. Dazu zählen Beispielsweise Wetter, Verkehrsaufkommen, Tageszeit (nachts finden deutlich mehr schwere Unfälle als am Tage statt), Wochentag usw. Daher ist eine seriöse Erhebung, die Rückschlüsse auf den einen Einflussfaktor „Blitzmarathon“ zulässt, nicht möglich.
Insgesamt lässt sich jedoch folgendes festhalten. Überhöhte Geschwindigkeit ist Unfallursache Nummer eins. Dementsprechend hat eine Verminderung von Geschwindigkeitsübertretungen höchste Priorität. Wie die RWTH Aachen ein einer Studie feststellte, führt eine Absenkung des Geschwindigkeitsniveaus um 2 Km/h zu einem Rückgang der Schwerverletzten um 15 Prozent. Dies lässt den Schluss zu, dass eine geringere Geschwindigkeit im Allgemeinen zu weniger Verletzten führt. Dies ist das Ziel jeglicher Geschwindigkeitsüberwachung.
Der bundesweite Blitzmarathon ist Teil der Öffentlichkeitsarbeit, die Aufmerksamkeit auf die Problematik des zu schnellen Fahrens lenken soll. Die Einzelmaßnahme ist Teil einer Gesamtstrategie, die eine nachhaltige Veränderung mit sich bringen soll. Hierbei sind die genauen Unfallzahlen für den Tag des Blitzmarathons nicht die entscheidende Zielgröße.
Wie die Entwicklung zeigt, ist die Gesamtstrategie der Polizei durchaus erfolgreich. Zwischen den Jahren 2004 und 2013 konnten die Verkehrstoten in NRW von 867 auf 479 gesenkt werden (bei Unfallursache „überhöhte Geschwindigkeit“ von 316 auf 150). Die Zahl der getöteten Fußgänger sank im selben Zeitraum von 175 auf 109. Bezüglich der Unfallzahlen ist zwischen 2011 und 2013 ebenfalls ein Rückgang zu beobachten (von 578.905 auf 573.323).
Unser Ziel muss sein, diese Entwicklungen in die richtige Richtung weiterhin zu unterstützen und voranzutreiben.
Ich hoffe, ich konnte Ihnen weiterhelfen und verbleibe mit besten Grüßen.
Ralf Nettelstroth