Frage an Rainer Fredermann von Karl-Heinz D. bezüglich Jugend
Sehr geehrter Herr Fredermann,
die Inklusion bereitet den Schulen große Probleme. Lehrer*innen sind nicht geschult, wie sie traumatisierten Kindern oder von FASD und AD(H)S betroffenen Kindern helfen können. Geschultes Personal ist allenfalls stundenweise an der Schule und häufig für mehrere Schulen zuständig, so dass ein großer Teil der Arbeitszeit für Wegezeiten verbraucht wird. Wie wollen Sie sich konkret dafür einsetzen, dass Inklusion nicht nur Umbau am Schulgebäude (für bewegungseingeschränkte Kinder), sondern auch ein "Umbau" in der Aus- und Fortbildung der Lehrer*innen wird?
Mit freundlichen Grüßen
K. D.
Sehr geehrter Herr Dahlke,
schön wieder von Ihnen zuhören. Vielen Dank für Ihre m.E. sehr berechtigte Frage.
Die von Ihnen aufgeführten Punkte sind genau der Grund warum die CDU eine Atempause bei der Inklusion fordert. Sie sind mir bei meinen Gesprächen mit den Förder- und Grundschullehrern auch als Erfahrungen aus der Praxis bestätigt worden. Ein „weiter-so“ geht nicht, es überfordert alle Beteiligten.
Wir wollen die einjährige Denkpause bei der Inklusion zur Entschleunigung nutzen. Es muss geklärt werden, wie mit den vorhandenen Ressourcen umgegangen wird. Die Wahlfreiheit zwischen Förderschule und inklusiver Schule muss erhalten werden und das Kindeswohl in den Mittelpunkt rücken. Die Auflösung der Förderschulen, insbesondere im Sekundarbereich I des Schwerpunktes Lernen, muss spätestens zum Schuljahr 2018/2019 beendet werden.
Die inklusive Schule ist gesellschaftlich eine große Chance, für alle Beteiligten aber auch herausfordernd. Ihre Rahmenbedingungen müssen daher so gestaltet sein, dass Inklusion gelingen kann. Dazu gehören ausreichend fortgebildete Lehrkräfte, genügend Sonderpädagoginnen und Sonderpädagogen, kleine Lerngruppen sowie Differenzierungsräume. Somit mehr Fortbildungen für Lehrkräfte als Vorbereitung auf den inklusiven Unterricht und mehr Sensibilisierung für erhöhten Unterstützungs- und Förderbedarf. Darüber hinaus ist eine sinnvolle Steuerung des Einsatzes von Integrationshelfern, die einzelne Schüler im Unterricht begleiten von Nöten.
Für uns steht auch in einem inklusiven Bildungssystem die Qualität des Unterrichts im Mittelpunkt. Gelingende Inklusion darf nicht zu Lasten des Bildungsauftrags oder von Kindern ohne besonderen Unterstützungsbedarf gehen.
Um auch in der beruflichen Bildung den Zielen der Inklusion Rechnung zu tragen, werden wir Unterstützungsangebote der allgemeinbildenden Schulen auf die berufsbildenden Schulen ausweiten. Mit einem neuen Konzept wollen wir zudem die Arbeit der Integrationshelfer besser koordinieren.
Anstelle der ungeeigneten Regionalen Beratungs- und Unterstützungszentren Inklusion (RZI) als reine Verwaltungseinheit werden wir mit bis zu 150 Förderschulzentren eine umfassende Förder- und Beratungsstruktur im ganzen Land schaffen, um dem individuellen Förderbedarf der Schülerinnen und Schüler zwischen allgemeinbildender, berufsbildender und Förderschule gebührend Rechnung zu tragen.
Oder alles in zwei Sätzen: Für uns sich die Wahlfreiheit der Eltern und das Wohl des einzelnen Kindes wichtig. Deshalb setzen wir nicht auf die Brechstange, sondern auf ein Vorgehen, das verlässlich funktioniert und dafür sorgt, dass Kinder mit und ohne Behinderungen gute Bildungschancen haben.
Ich stehe Ihnen weiterhin gerne als Abgeordneter des Niedersächsischen Landtages als Ansprechpartner zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr
Rainer Fredermann