Frage an Rainer Arnold von Gerhard R. bezüglich Bildung und Erziehung
Sehr geehrter Herr Arnold,
aus einem Bericht der Deutschen Welle "Bundeswehr wirbt in Schulen um Nachwuchs"(Auszug)
unter
http://www.dw-world.de/dw/article/0,,5230528,00.html
Die Bundeswehr ist einer der größten Arbeitgeber in Deutschland – rund 100.000 Beschäftigte im zivilen Bereich und 250.000 Soldaten stehen in ihrem Dienst. Die Karrieren sind vielfältig. Angeboten werden 50 Ausbildungsberufe und 20 Studienfächer. Oben rechts im Klassenzimmer sitzt Tobias Krumpmann. "Da kann man viel erreichen, die wollen dir einen guten Start ins Leben geben", sagt der junge Mann mit den kurzen Haaren. Für eine Karriere als Soldat braucht er kein Spitzenabitur und muss kein Leistungssportler sein. "Einer mit einem tollen Abitur, der aber umfällt, wenn man ihm den Rucksack aufsetzt", erklärt der Oberleutnant, "nützt uns genauso wenig wie ein 2,20 Meter Hüne, der seinen Namen nicht schreiben kann. Wir brauchen die Mischung!"
Bislang gibt es mehr Bewerber als Stellen. "Noch kann sich die Bundeswehr die Besten holen", sagt von Palubitzki. Aber er weiß, dass es bald schwieriger wird, denn die Zahl der Schulabgänger sinkt in den nächsten Jahren drastisch, besonders in den neuen Bundesländern. Deswegen soll im Rahmen der Vorträge mit Nachdruck ein positives Soldatenbild vermittelt werden. Von Palubitzki selbst ist das beste Beispiel dafür. Er steht im Mittelgang zwischen den Schülern und erzählt von seinem Werdegang. Grundausbildung, Studium an der Bundeswehruniversität in Hamburg. Abschluss: Diplomwirtschaftsingenieur. Eine steile Karriere. "Nichts Ungewöhnliches", sagt der 28-jährige Offizier. Seine Botschaft: Soldat sein macht Spaß und bringt einen weiter.
Dürfen Wehrberatungsoffiziere solche Vorträge während der Unterrichtszeit im Schulgebäude halten?
Falls nein: War hier die Schulaufsicht zuständig?
Mit freundlichen Grüßen
Gerhard Reth
Sehr geehrter Herr Reth,
vielen Dank für Ihre Anfrage vom 24. Dezember 2010.
Durch Kooperationsvereinbarungen, die zwischen der Bundeswehr und dem jeweiligen Kultusministerium der einzelnen Bundesländern geschlossen werden, wird die Zusammenarbeit zwischen der Bundeswehr und den Schulen im Rahmen der politischen Bildung festgeschrieben.
Nur auf Einladung einer Schule kommen Jugendoffiziere in die Klassen und stellen sich den Fragen von Schülern und Lehrern. In einer offenen Diskussion und mit anschaulichem Unterrichtsmaterial vermitteln sie die Grundsätze der deutschen Sicherheitspolitik und beschreiben die Funktionsweise der globalen Politik. Die Jugendoffiziere der Bundeswehr helfen den Schülern dabei, diese komplexen Zusammenhänge zu erkennen und zu verstehen. Sie wurden methodisch-didaktisch geschult und bieten einen schülergerechten Unterricht.
Folgende Themen, die an den Unterricht angepasst sind und sich an den Interessen der Schüler orientieren, stehen zur Auswahl:
· Soldaten als Staatsbürger in Uniform
· Auftrag und Aufgaben der Bundeswehr
· Alltag und Dienst in der Bundeswehr
· Auslandseinsätze der Bundeswehr
· Transformation der Bundeswehr
· Friedenssicherung im Bündnisrahmen und im Auftrag der Vereinten
· Nationen sowie der Europäischen Union
· Europäische Sicherheits- und Verteidigungspolitik
· Deutschlands Einbindung in Systeme kollektiver Sicherheit
· Entspannung durch Abrüstung und Rüstungskontrolle
· Internationaler Terrorismus als Bedrohung des 21. Jahrhunderts
Die Jugendoffiziere der Bundeswehr werden darüber hinaus auch in die Aus- und Fortbildung von Lehrkräften und Referendarinnen und Referendaren eingebunden. Zum Angebot der Bundeswehr an die Lehrkräfte und Mitglieder der Schulverwaltung gehören auch Besuche ihrer Einrichtungen und die Teilnahme an Seminaren zur Sicherheitspolitik.
Junge Menschen in den Schulen anzuwerben, gehört nicht zu den Aufgaben eines Jugendoffiziers. Natürlich ist es ihm erlaubt, auf alle Fragen der Schüler zu antworten. Dies gilt auch für Anforderungsprofile sowie Ausbildungs- und Leistungsprofile an Soldaten. Dem Bericht der Deutschen Welle ist nicht zu entnehmen, wie es zu den Aussagen des Jugendoffiziers gekommen ist. Ich werte seine Aussagen so, dass er für seinen Beruf wirbt, aber keine Anwerbungen vornimmt.
Natürlich hat die Schulleitung darauf zu achten, dass die Kooperationsvereinbarungen nur in dem vertraglich abgeschlossenen Rahmen an ihren Schulen durchgeführt werden.
Mit freundlichen Grüßen
Rainer Arnold