Frage an Priska Hinz von Karl-Heinz S. bezüglich Außenpolitik und internationale Beziehungen
Sehr geehrte Frau Hinz,
seit den Anschlägen vom 11. September 2001 regen sich ja Zweifel an dem genauen Hergang des Geschehens. Mittlerweile gibt es wohl Filmbeweise, die an bisherigen Annahmen zweifeln lassen.
Bedenklich stimmen mich z. B. die Filmberichte im Spiegel-TV, sowie im ORF, die die „Verschwörungstheorie“ in den Rang eines möglichen Vorganges rücken. Bei den Anschlägen, oder was es auch immer war, sind über 3000 Menschen getötet worden, Zehntausende leiden physisch und psychisch an den Folgen, es war ein verabscheuungswürdiges Verbrechen.
Beiträge unter:
http://video.gmx.net/watch/1185527
http://tv.orf.at/program/orf1/20070906/420245001/239414/
http://video.google.com/videoplay?docid=-6708190071483512003
Zehntausende, wenn nicht gar hunderttausende unschuldige Opfer und Verstümmelte unter der Zivilbevölkerung (z. B. Falludja) haben ein Anrecht darauf, zu erfahren, ob es denn um Kampf gegen Terroristen oder einfach um Machtpolitik geht.
Mich persönlich betrifft die Sache natürlich auch, zum einen, weil ich generell Gewaltanwender jeder Schattierung verachte, zum anderen, weil sich für unser Land seitdem viel verändert hat. Deutsche Soldaten sind in Kriegshandlungen verstrickt, Bürgerrechte werden immer mehr beschnitten und viel Geld für die Auslandeinsätze ausgegeben wird. Der Erfolg ist eher bescheiden. Selbst der Vorsitzende des Bundeswehrverbandes, Herr Gertz, trägt vor, dass die Hälfte der ausgebildeten Polizisten und Soldaten in Afghanistan zu den Drogenbaronen überlaufen, weil dort besser bezahlt.
Meine Frage an Sie ist folgende: Wäre es nicht angemessen, im Bundestag auch einmal darüber zu diskutieren, ob der Anlass für das militärische Engagement und die gesetzlichen Präventivmaßnahmen noch dem entspricht, was 2001 geschah. Es würde wohl ein Stück Klarheit für die größer werdende Zahl zweiflender Bürger bringen, wenn zu klaren Fragen klare Antworten gegeben werden würden.
Mit freundlichen Grüßen und allen guten Wünschen für Sie
Karl-Heinz Stock
Sehr geehrter Herr Stock,
ich bin mit Ihnen der Auffassung, dass die Anschläge vom 11. September auf New York und Washington verabscheuungswürdige Verbrechen waren. Dass es im Zusammenhang mit solchen Ereignissen immer wieder "Verschwörungstheorien" gibt, wird man nicht verhindern können. Die Theorien sagen oft mehr über die Gedankenwelt und den Geisteszustand der Menschen, die sie verbreiten; zur Aufklärung tragen sie in der Regel nicht bei.
Für mich steht außer Zweifel, dass die Anschläge vom 11. September 2001 das infame Werk von Terroristen waren und dass die Gefahr von weiteren Terroranschlägen noch nicht gebannt ist. Das Al Kaida-Netzwerk rühmt sich selbst dieser Taten, hat auch danach Anschläge durchgeführt und weitere angekündigt. Einige Täter des 11. September kamen aus Deutschland, Deutsche wurden Opfer internationaler Terroranschläge und auch in Deutschland wurde wiederholt versucht, Terroranschläge durchzuführen.
Auch deshalb dürfen wir nicht einfach wegsehen. Über die Bedrohung und Maßnahmen zur Eindämmung und Prävention wird im Deutschen Bundestag auch diskutiert und zum Teil heftig gestritten. Dies gilt vor allem dann, wenn es um die Einschränkung von Bürger- und Freiheitsrechten oder den Einsatz von Streitkräften geht.
Terrorismus kann unseres Erachtens militärisch nicht bekämpft werden, wohl aber kann es notwendig sein, dass zur möglichst gezielten Ergreifung der militärisch organisierten Verantwortlichen auch militärische Kräfte erforderlich sein können. Dabei ist uns wichtig, dass insbesondere im Falle Afghanistans sehr genau hingesehen wird, welche Soldaten mit welchem Auftrag im Einsatz sind. Deutschland hat maximal 100 Soldaten zur Terrorismusbekämpfung in Afghanistan bereit gestellt und diese kamen seit 2005 nicht mehr zum Einsatz. Alle Analysen zeigen, dass die Hauptgefahr für die Stabilisierung Afghanistans von bewaffneten Aufständischen ausgeht, die nur zum Teil mit Al Kaida zusammenarbeiten. Sollten aber diese Kräfte mehr und mehr die Macht in Afghanistan übernehmen, droht der Rückfall in den Bürgerkrieg und die Gefahr, dass Afghanistan auch wieder zum Rückzugsort und Trainingslager von Al Kaida wird.
Die Grünen haben daher entschieden, dass eine Beteiligung an der Absicherung des Wiederaufbauprozesses in Afghanistan durch die ISAF-Mission sinnvoll, eine weitere deutsche Beteiligung an der US-geführten Anti-Terror-Operation Enduring Freedom in Afghanistan aber nicht mehr verantwortbar ist. (siehe hierzu unseren Antrag http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/16/071/1607161.pdf ) Unter anderem sind wir auch der Auffassung, dass der OEF-Einsatz nicht ewig mit dem Recht auf Selbstverteidigung begründet werden kann und man einmal eine nüchterne Bilanz ziehen muss, wo wir im Kampf gegen den internationalen Terrorismus heute stehen.
Dass in Afghanistan der Erfolg in vielen Bereichen eher bescheiden, in manchen sogar rückläufig ist, nehmen auch wir besorgt zur Kenntnis.
Deshalb haben wir auch für einen politischen und militärischen Kurswechsel plädiert. Noch ist das Engagement Deutschlands und der internationalen Staatengemeinschaft in Afghanistan erwünscht. Und die Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr machen in Afghanistan eine gute Arbeit. Das sehen, wie Umfragen zeigen, auch mehr als 3/4 der Afghaninnen und Afghanen so. Insbesondere im Süden und Osten Afghanistans muss mehr getan werden, um die Sicherheit und die Lebensverhältnisse zu verbessern. Dazu gehört auch, dass man auf die Zivilbevölkerung Rücksicht nimmt, mehr Polizisten statt Soldaten ausbildet und mit den gesprächsbereiten Gegnern der Karzai-Regierung Kontakt aufnimmt. Hier bleibt, gerade auch im Interesse der Bevölkerung Afghanistans, noch viel zu tun.
Ich wünsche Ihnen frohe Festtage und ein friedliches 2008!
Priska Hinz