Frage an Priska Hinz von Jonas G. bezüglich Gesundheit
Sehr geehrte Frau Hinz,
aufgrund des Organspendeskandals interessiert mich, wie Sie und Ihre Partei die Systematik verbessern wollen oder was diesbezüglich bereits beschlossen wurde.
Ich möchte die Meinungen der einzelnen Parteien in einem Schulreferat zusammenstellen und würde mich daher über eine kurzfristige Antwort freuen.
Mit freundlichen Grüßen
Jonas Gabi
Lieber Jonas Gabi,
vielen Dank für Ihre Frage. Die erneute Aufdeckung von Manipulation in Transplantationszentren zeigen, dass es sich bei solchen Vorgängen nicht nur um Einzelfälle handelt. Daher fordern wir von der Regierung ihren Widerstand gegen eine stärkere staatliche Aufsicht im Bereich der Organspende aufzugeben. Sowohl die Aufsicht als auch die Koordinierung der Organspende und die Allokation von Organen liegen derzeit allesamt nicht in Händen staatlich beaufsichtigter Einrichtungen – im Gegensatz beispielsweise zu Spanien oder Großbritannien.
Insgesamt bestätigt sich der Eindruck, dass das momentane deutsche System viel zu wenig unabhängige (staatliche) Kontrolle zulässt. Auf eine Schriftliche Frage des grünen Abgeordneten Harald Terpe wurde zudem öffentlich, dass in Deutschland systematisch Organe an der Warteliste vorbei vergeben werden. Eine Ausnahmeregelung in den Richtlinien der Bundesärztekammermacht dies momentan möglich. Diese Ausnahme wurde ursprünglich dazu eingeführt, dass in Einzelfällen Organe direkt vor Ort vergeben werden können, wenn diese sonst drohen zu „verfallen“. Bei einem Blick auf die Zahlen der Bundesregierung wird jedoch deutlich, dass dieses sogenannte beschleunigte Verfahren sich mittlerweile zu einer gängigen Praxis entwickelt hat.
Obwohl eine von der Bundesregierung 2009 in Auftrag gegebene Studie zu dem Schluss kommt, dass das bestehende Verfahren erhebliche Manipulationsgefahren birgt, wurden keine Konsequenzen seitens der Regierung daraus gezogen. Ich hoffe dass die erneuten Vorfälle die Menschen nicht davon abhält sich für die Organspende zu entscheiden. In Deutschland gibt es viel zu wenig Spender im Verhältnis zu der großen Zahl möglicher Empfänger. Wir benötigen daher sowohl eine verbesserte Informationspolitik und eine offene Diskussion zu dem Thema, als auch vertrauensfördernde Strukturen in dem System der Organspende.
Freundliche Grüße
Priska Hinz