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Philipp Hartewig
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Frage von Friedrich P. •

Frage an Philipp Hartewig von Friedrich P. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie

Sehr geehrter Herr Hartewig,

der Lehrermangel begleitet uns nicht erst, seit er in den Medien breitgetreten wird. Sachsen Regierung reagiert bspw. mit Verbeamtung - wie ist Ihre persönliche Meinung dazu, bringt dies etwas ja/nein/vielleicht - vor allem was?

Gleichzeitig sind wir massiv auf Seiteneinsteiger angewiesen bzw. versuchen damit die Lücken (auch perspektivisch dauerhaft) zu schließen - wie ist Ihre Meinung dazu, macht dies Sinn ja/nein/vielleicht, wie ist Ihre Meinung dazu Vor-/Nachteile?.

"Man" hört, dass es in Lehrerkollegien teilweise rumort, weil plötzlich "die da" (Seiteneinsteiger) von außen kommen - wenn dem so ist, kann das nicht förderlich für's Schulklima sein - wie sehen Sie das?

Vielen Dank für Ihre Antworten.

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Antwort von
FDP

Sehr geehrter Herr P.,

vielen Dank für Ihre Fragen. Der Lehrermangel und die Altersstruktur in der sächsischen Lehrerschaft sind für die Zukunft unseres Bildungssystems eine besondere Herausforderung.

Diese wird jedoch eine Verbeamtung, auch wenn ich mir es wünschen würde, nicht lösen. Eine Verbeamtung führt zu mehr Weisungsgebundenheit der Lehrkräfte und nimmt ihnen Freiheiten wie auch das Streikrecht. Sie zementiert eine 2-Klassengesellschaft im Lehrerzimmer, weil nur ein Teil der Lehrer verbeamtungsfähig ist. Finanzielle Anreize wären auch ohne eine Verbeamtung möglich gewesen. Auch liegt der Schwerpunkt der Tätigkeit nicht in der Erfüllung "hoheitlicher Aufgaben", d.h. dem Unterschreiben der Zeugnisse, sondern in der Lehrtätigkeit an sich. Die Verbeamtung soll vom Freistaat 2023 überprüft werden. Bis dahin brauchen wir ausreichend weitere Konzepte, um dem Lehrermangel zu begegnen.

Pädagogen mit Seiteneinstiegshintergrund sind grundsätzlich eine Bereicherung, da sie aus der Praxis einen anderen Blick mit in die Schulen bringen. Als Anteil der nicht grundständig ausgebildeten Lehrer wollen wir bei Neueinstellungen dauerhaft jedoch nur maximal 10 Prozent je Schulart anstreben, da diese auch innerhalb der Schulen noch eingearbeitet werden müssen und das Lehramtsstudium der reguläre Weg zum Lehrerberuf sein sollte. Wir wollen zudem die systematische Qualifizierung dieser wertvollen Lehrkräfte im Rahmen einer Qualitätsoffensive absichern und sicherstellen, dass ihnen und den Schülern durch die fehlende grundständige Lehramtsausbildung keine Nachteile entstehen. Gleichzeitig wollen wir die Anzahl der zu leistenden Weiterbildungstage erhöhen und den Schulen dafür entsprechende Budgets geben. Bei einer zu großen Anzahl an Seiteneinsteiger kann ich den Unmut der Lehrerkollegen verstehen.

Lehrkräfte über den "klassischen" Weg für unsere Schulen zu gewinnen muss daher das primäre Ziel sein. Dafür wollen wir beispielsweise die Lehramtsausbildung an der TU Chemnitz auch für Oberschul- und Berufsschullehramt erweitern. Auch wollen wir die Arbeitsmotivation durch stärkere Wertschätzung z.B. in Form von modern ausgestatteten Schulen weiter steigern.

Ich hoffe, ich konnte Ihre Fragen damit beantworten und freue mich auf weitere Fragen bzw. Rückfragen.

Liebe Grüße
Philipp Hartewig

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