Frage an Petra Wernicke von Thomas N. bezüglich Umwelt
Sehr geehrte Frau Wernicke,
die Gas- und Ölpreise klettern seit Monaten. Aber auch mit unserer einheimischen Kohle können wir wohl nicht dauerhaft den Wärme- und Strombedarf von Industrie und Privathaushalten sichern.
Was sind ihre Lösungen für das Energieproblem? Was tut sich auf diesem Gebiet vielleicht schon in Sachsen-Anhalt (man hört z.B. von Biogas und Solarkraft)? Und wie wollen Sie als Umweltministerin tun, um unseren Energiesektor künftig unabhängiger von fossilen Brennstoffen zu machen?
Sehr geehrter Herr Nawrath,
vor dem Hintergrund des Klimawandels und steigender Energiepreise sehe ich im beschleunigten Ausbau vor allem der energetischen Biomassenutzung ein wichtiges Ziel, da diese eine echte Alternative zu fossilen Energieträgern darstellt.
In Sachsen-Anhalt werden derzeit bereits ca. 18 Prozent des Stroms aus erneuerbaren Energien erzeugt, davon über 90 Prozent durch Windenergie und ca. 7 bis 8 Prozent aus Biomasse.
Insbesondere durch das Zellstoffwerk Arneburg, in Betrieb, Bau oder Planung befindliche Biodiesel- und Bioethanolwerke sowie weitere Biomasse- und Biogasanlagen wird sich der Anteil bis 2010 hier mehr als verdreifachen. Die Branche ist also eindeutig auf dem Vormarsch.
Ein großes Potenzial weist der Sektor Biogas auf. Die Anzahl an Biogasanlagen könnte sich nach jetzigen Schätzungen auf mehr als 300 Anlagen erhöhen. Hier sehe ich auch viele Möglichkeiten für die Landwirtschaft.
Es ist für mich von wesentlicher Bedeutung, dass die Wertschöpfung bei der energetischen Biomassenutzung im eigenen Lande erfolgt. Daher hat die Landesregierung im Jahre 2003 einen Biomassekatalog erstellt, dessen Ziel es ist, potenziellen Investoren und Betreibern Unterstützung in der Vorbereitung ihrer Investitionen zu geben.
Bei der Behandlung des EEG-Entwurfs im Bundesrat war Sachsen-Anhalt Berichterstatter im Umweltausschuss und hat dabei nachdrücklich dazu beigetragen, die Bedingungen und Konditionen für die Stromerzeugung aus Biomasse zu verbessern.
Die Mindestvergütung nach EEG und der Bonus für nachwachsende Rohstoffe eröffnen die Chance, mit dem gezielten Anbau von nachwachsenden Rohstoffen in einen wirtschaftlichen Betrieb zu gelangen und dabei gleichzeitig natürliche Stoffkreisläufe in der Landwirtschaft zu schließen.
Für mich ist von besonderem Interesse, dass alle Studien der energetischen Nutzung von Biomasse positive Beschäftigungseffekte bescheinigen. Dieses Potenzial sollten wir insbesondere im ländlichen Raum unbedingt nutzen.
Um die gute Zusammenarbeit zwischen privaten und öffentlichen Akteuren insbesondere durch eine Vernetzung der Aktivitäten weiter zu intensivieren, wurde durch die Landesregierung der web-basierte „Leitfaden Biomassenutzung in Sachsen-Anhalt“ erstellt. Dieser wird in Form eines umfassenden Informations- und Kommunikationsangebotes dazu beitragen, die energetische und stoffliche Nutzung der im Land Sachsen-Anhalt reichlich vorhandenen Biomasse beschleunigen zu helfen.