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Frage von Georg B. •

Frage an Petra Merkel von Georg B. bezüglich Umwelt

Sehr geehrte Frau Merkel,

Wie erklären Sie die Tatsache, daß die SPD in Angesicht einer sich verschärfenden Klimakatastrophe weiterhin auf den Atomausstieg pocht? Es ist doch allgemein bekannt, daß Atomstrom quasi CO²-neutral ist. Trotzdem werden in unserer Region, d.h. im Umkreis von Berlin, Dörfer geräumt, um für den Braunkohletagebau Platz zu schaffen.

Sicherlich ist auch der Atomstrom keine langfristig nachhaltige Lösung. Wenn man aber die jeweiligen Vor- und Nachteile von Braunkohle und Atomstrom gegeneinander aufwiegt, wird man schnell einsehen, daß die Energiegewinnung aus Braunkohle verheerend für Deutschlands CO² Bilanz seien wird, während die Energiegewinnung aus Plutonium und Uran lediglich die Kontroverse der Endlagerung mit sich bringt. Welcher Energieträger kann uns die notwendige Zeit für die Suche und Implementierung nach nachhaltigen Energieressourcen verschaffen, Uran / Plutonium oder Braunkohle? Wollen wir die von der Kanzlerin angepeilten CO² Einsparungen, mit halbherzigen und populistischen Schritten, wie der Einführung von flächendeckenden Tempolimits auf unseren Autobahnen erreichen, oder werden wir Schritte wie die Abschaffung von Braunkohle (und später Steinkohle) aus unserem Energiemix vornehmen selbst wenn dabei Arbeitsplätze vernichtet werden sollten?

Leicht von Thema abschweifend, möchte ich Sie außerdem fragen wie es seien kann, dass sich der Ausbau des ICE-Hochgeschwindigkeitsnetzes im strukturschwachen Osten Deutschlands teilweise bis zum Jahre 2015 hinauszögert. Wer heutzutage geschäftlich z.B. von Berlin nach München reisen will, hat gar keine echte Alternative zu dem CO²-Sünder Flugzeug.

Vielen Dank im Voraus für Ihre Stellungnahme.

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Antwort von
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Sehr geehrter Herr Bassenge,

vielen Dank für Ihre Frage zur Atomkraft.

Die SPD setzt auf eine nachhaltige Energiewende. Wir dürfen nicht den Fehler begehen, die Atomkraft bei den bestehenden gigantischen Risiken als Klimaschützer hinzustellen. Ich bin nach wie vor der Meinung, dass wir die Nutzung der Atomenergie nicht verlängern oder gar ausbauen sollten. Im Gegenteil – ich plädiere dafür, uns an die Koalitionsvereinbarung zu halten, denn mit dem Erhalt der bisherigen Energieversorgungsstruktur und dem damit verbundenen Festhalten an der Atomenergie werden wichtige Investitionen für neue effizientere Kraftwerke und vor allem für Erneuerbare Energien verhindert. Wir müssen erkennen, dass den Erneuerbaren Energien langfristig die Zukunft gehört. In nur kurzer Zeit könnten sie einen großen Teil der gesamten Energieversorgung übernehmen. Bis 2020 sind in Europa deutlich mehr als 30% und bis 2050 über 70% - selbst mit den bisherigen Technologien und Möglichkeiten - realisierbar. Erneuerbare Energien sind im Gegensatz zur Atomkraft bei der Strom-, Wärme- und Kälteerzeugung sowie im Kraftstoffbereich einsetzbar. Mehrere neue Studien – bspw. des Umweltbundesamtes - belegen, dass bis zum Jahr 2020 sowohl der Atomausstieg als auch eine Reduzierung des CO2-Ausstosses um 40% realisierbar sind.

Es ist falsch anzunehmen, dass die Wertschöpfungskette von Atomenergie klimafreundlich sei. Zwar hat eine durchschnittliche Kilowattstunde Atomkraft weniger CO2-Emissionen zur Folge als eine Kilowattstunde aus Stein- oder gar Braunkohle. Da aber die Abwärme ungenutzt bleibt, ist der Wirkungsgrad mit ca. 35% sehr viel geringer als bei Kraft-Wärme-Kopplung (ca. 90%). Die benötigte Wärme muss anderweitig erzeugt werden, was in der Regel mit zusätzlichen Kohlendioxidemissionen verbunden ist. Nicht zu vergessen ist auch, dass die Erschließung, der Abbau, Transport und Veredelungsprozess von Uran sowie die Brennstäbeaufbereitung erhebliche Mengen klimaschädlicher Gase verursachen. Beim langwierigen komplizierten Prozess des Rückbaus, bei der Suche, Erschließung, Nutzung und jahrhunderte langen Sicherung eines Endlagers wird ebenfalls CO2 freigesetzt. Die allgemeinen Risiken von AKW, wie z.B. dem Austritt von radioaktiven Gasen, sind hinlänglich bekannt und taugen allein schon als Argumentationsgrundlage
gegen die Atomkraft.

Erneuerbare Energien verursachen dagegen wesentlich weniger CO2-Emissionen als AKW, da bei vielen Erneuerbare Energien-Technologien die Ressource direkt an der Quelle bezogen wird und nicht transportiert oder mehrfach umgewandelt werden muss. Deshalb denke ich nicht, dass Atomkraft langfristig
eine Alternative zu Erneuerbaren Energien darstellt.

Abschließend nun zu Ihrer Frage zu den ICE-Hochgeschwindigkeitsnetzen. Mit den Verkehrsprojekten Deutsche Einheit wurde gerade in den von Ihnen angesprochenen „strukturschwachen“ Regionen im Osten der Republik viel getan. Allein die Schienenbauprojekte mit Gesamtkosten von ca. 18 Milliarden Euro haben diese Regionen infrastrukturell erheblich aufgewertet. Doch gerade bei einem langfristig angelegten und finanziell so aufwendigen Projekt ist es doch verständlich, dass in Teilbereichen Verzögerungen auftreten. Eins ist jedoch klar: für innerdeutsche Reisen ist die Deutsche Bahn auf jeder Strecke eine zu nutzende Alternative zum Flugzeug.

Mit freundlichen Grüßen

Petra Merkel, MdB