Frage an Petra Emmerich-Kopatsch von Daniel K. bezüglich Kultur
Sehr geehrte Frau Emmerich-Kopatsch,
immer noch bin ich verzweifelt dabei, die Gründe für ein bestimmtes Abstimmungsverhalten des Bundeslandes Nds. im Bundesrat zu finden und da es thematisch in Ihren Bereich fällt, bin ich mir sicher, dass Sie mir helfen können bzw. mich an irgenjemanden verweisen, der eine Antwort hat.
Konkret geht es mir um die Abstimmung zur Neuregelung des Filmförderungsgesetzes und genauer um die s.g. "Fensterregelungen". Das Land Nds. hat sich Mitte Mai 2016 im Bundesrat an den Forderungen der Filmproduzenten orientiert und die Sicht der Kinobetreiber im Bundesland völlig außer Aucht gelassen. Wie Sie wissen gab es einen Entwurf der Bundesregierung, der diesbezüglich keine Änderungen vorsah. Das Land Nds. hat sich aber hier einem Änderungsantrag anderer Bundesländer angeschlossen, so dass meines Erachtens nach schon gewichtige Gründe hätten vorliegen müssen. Zum Glück (meine Meinung) war der Bundestag anschließend schlauer und weiser.
Dennoch möchte ich wissen, warum die rot-grüne Landesregierung sich für ein derartiges Abstimmungsverhalten entschieden hat und damit vorsätzlich dem Kinostandort Niedersachsen schaden wollte.
Sicherlich gibt es viele gute Gründe, u.a. wirtschaftlicher Natur in Form von Arbeitsplätzen etc., weshalb ich es nett fände, wenn Sie mir das kurz erklären könnten.
Ich möchte für die Zukunft wissen, nach welchen Prämissen in Niedersachsen Politik gemacht wird und auf wen und was hier Rücksicht genommen wird.
Danke für Ihr Verständnis und viele Grüße
Daniel Karg
Sehr geehrter Herr Karg,
da sich Ihre Frage eigentlich an die Landesregierung richtet, kann ich Ihnen nur meine persönliche Einschätzung mitteilen. Nämlich, dass die Kinobetreiber im Regelfall die gesetzlichen Sperrfristen bei deutschsprachigen Produktionen nicht ausschöpfen mit der Folge, dass die Produzenten erst später andere Vertriebswege und damit Refinanzierungsmöglichkeiten nutzen können, obwohl ihre Filme im Kino nicht mehr laufen.
2. Wenn für die Produzenten das Risiko zu groß wird, weil sie Probleme haben, ihre Filme zu refinanzieren, gibt es immer weniger deutschsprachige, die überhaupt in den Kinos gezeigt werden können. Spätestens dann läuft die Sperrfrist in`s Leere…
3. Das Nutzerverhalten hat sich einfach grundlegend geändert. Früher ist gerade das studentische Publikum in die Filmkunstkinos gegangen, um sich dort deutsche Low-Budget-Filme anzuschauen. Heute laden sich viele diese Filme aus dem Internet oder sehen sich die DVD/BlueRay an.
Ob dies die tatsächlichen Gründe für das Abstimmungsverhalten im BR waren, vermag ich nicht zu beurteilen.
Viele Grüße
Petra Emmerich-Kopatsch