Frage an Peter Wichtel von John E. bezüglich Gesundheit
Sehr geehrter Herr Wichtel,
als ehemaliger Bankkaufmann, Vermögensverwalter im Alter von knapp 50 Jahren mit einem Sohn interessiert mich Ihre Haltung und Ihr Engagement zu folgendem Sachverhalt. Mehrere International tätige Konzerne sind im Bereich der Genforschung von Pflanzen tätig. Die durch Genmanipulation veränderten Pflanzen werden zunehmend auch in Deutschland angebaut. Durch verschiedene Informationsquellen weiß ich, dass durch EU-Verordnungen die Homogenität von landwirtschaftlichen Produkten hergestellt werden soll. Dies bedeutet jedoch gleichzeitig, verschiedene, auf regionale Gegebenheiten angepasste Arten und Sorten zunehmend in den Hintergrund gedrängt werden und somit die so wichtige Diversität vermieden wird. Insbesondere die in Deutschland tätigen Konzerne BASF sowie Bayer als auch die schweizerische Syngenta und der Marktführer Monsanto sind hier zu nennen. Studien, haben wohl gezeigt, dass durch Genmanipulation veränderte Lebensmittel langfristig zu Schäden am Menschen führen oder auch "nur" führen können. Daher wende ich mich als Wähler direkt an Sie. Es wäre wünschenswert, dass die aufgeführten Unternehmen sowie deren Interessensvertreter gerade in dieser Frage keinen Einfluss auf die Entscheidung der Politik nehmen. Bitte erläutern Sie ob und wie Unternehmensverbände die Politik informieren und wie Sie und Ihre Kollegen sicherstellen, nicht Einseitig informiert zu werden.
Mit freundlichen Grüßen
John Escherich
Sehr geehrter Escherich,
haben Sie vielen Dank für Ihre Anfrage, auf welche ich im Folgenden gerne eingehen werde.
Lassen Sie mich zunächst die Thematik der Gentechnik und meine Ansichten hierzu verdeutlichen, die sich im Übrigen mit denen der CDU/CSU-Bundestagsfraktion decken.
Ich kann Ihnen versichern, dass wir die Ängste und Sorgen der Menschen im Zusammenhang mit der Grünen Gentechnik sehr ernst nehmen. Oberste Priorität bei der Erforschung und Anwendung dieser Technologie hat für uns vor diesem Hintergrund immer die Sicherheit von Mensch, Tier und Umwelt. Das steht von Vorneherein außer Frage.
Daher ist es meiner Ansicht nach erfreulich, dass sich die öffentliche Forschung, die ein entscheidender Faktor für die Sicherheitsbewertung von gentechnisch veränderten Organismen (GVO)ist, in den letzten 25 Jahren in Form von mehr als 500 unabhängigen Forscherteams mit Untersuchungen zur biologischen Sicherheit transgener Pflanzen beschäftigt hat. Seit 1982 hat die EU-Kommission diese Forschung mit mehr als 300 Mio. Euro unterstützt. 50 Verbundprojekte haben sich allein in den letzten zehn Jahren mit den Fragen rund um Umweltauswirkungen, Lebensmittelsicherheit und Risikomanagement von verschiedenen GVOs befasst. Als Ergebnis kommt die EU-Kommission zu dem Schluss, dass „es bisher keine wissenschaftlichen Hinweise darauf gibt, dass GVO eine größere Gefahr für die Umwelt oder die Lebens- und Futtermittelsicherheit darstellen als herkömmliche Pflanzen und Organismen“. Auch das Bundesministerium für Bildung und Forschung hat bereits seit 1987 über 300 Vorhaben mit mehr als 100 Mio. € gefördert. In keiner der Untersuchungen konnten negative Auswirkungen von GVOs festgestellt werden.
Ich halte es daher für richtig, dass wir die Chancen der noch relativ jungen Züchtungsmethode vor dem Hintergrund der drängenden Zukunftsfragen der globalen Energie - und Ernährungssicherung nicht unerforscht und nicht ungenutzt lassen. Dabei geht es auch um den Wirtschafts- und Wissenschaftsstandort Deutschland. Dennoch betone ich erneut deutlich, dass dies nur bei wissenschaftlich belegter Unbedenklichkeit gilt.
Ich teile im Übrigen Ihre Ansicht, dass eine Homogenität von landwirtschaftlichen Produkten nicht zielführend ist. Dies ist meiner Ansicht nach ein Grund mehr, warum eine Wahlfreiheit für Landwirte und Verbraucher durch die Koexistenz der verschiedenen Anbauformen gewährleistet werden sollte. Ich werde mich daher immer deutlich für die auch von Ihnen angesprochene Diversität stark machen.
Inwiefern die Industrie vor dem Hintergrund der Gentechnologie den Kontakt zur Politik sucht, kann ich nicht verlässlich sagen. Da ich hauptsächlich Verkehrspolitik bearbeite habe ich mit den von Ihnen angegebenen Unternehmen keinen Kontakt.
Generell gilt aber zu sagen, dass der Kontakt mit Interessenvertretern und Verbänden nicht ungewöhnlich ist. Im Gegenteil - die Fachausschüsse des Bundestages können jederzeit bewusst öffentliche Anhörungen von Interessensverbänden, -vertretern und Experten anberaumen. Durch solche Hearings erhalten die Ausschussmitglieder ergänzende Informationen zu einem bestimmten Sachverhalt. Hierzu können aber alle Parteien Vertreter anfragen und es werden nicht nur Unternehmen, sondern auch Ansprechpartner wie Verbraucherschutz- oder Umweltverbände geladen. Es geht also darum, ein möglichst vollständiges und ausgewogenes Bild an Informationen zu einem bestimmten Thema oder einem geplanten Gesetz zu erhalten.
Ich hoffe dass meine Antwort hilfreich für Sie war.
Herzliche Grüße aus Berlin
Peter Wichtel