Peter Walter
Bündnis 90/Die Grünen
Zum Profil
Frage stellen
Die Frage-Funktion ist deaktiviert, weil Peter Walter zur Zeit keine aktive Kandidatur hat.
Frage von Dr. Bruno K. •

Frage an Peter Walter von Dr. Bruno K. bezüglich Bildung und Erziehung

Sehr geehrter Herr Walter,

hier die von Ihnen gewünschte Stellungnahme zur rot-grünen Antijungenpolitik:

Das Forum Bildung (Gremium der bildungspolitisch Verantwortlichen aus Bund und Ländern) hat schon 2001 die „gleiche Teilhabe von Mädchen UND JUNGEN an Maßnahmen zur Berufswahlerweiterung auf geschlechtsuntypische Berufe“ gefordert. Seit dem gleichen Jahr – 2001 - grenzt die rot-grüne Regierung Jungen aus dem Zukunftstag – eben einer solchen Maßnahmen – bewusst und gezielt aus. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass in diesem Jahr eine Miniprojekt „Neue Wege für Jungs“ initiiert wurde (das übrigens vom Bildungsministerium NICHT unterstützt wird), das vorrangig als Jugendpolitikkosmetik zum Wahlkampf nach 7 Jahren des Nichtstuns für Jungen dient und deshalb auch schon 2007 wieder ausläuft.

Die PISA-Studie hat schon 2000 klar formuliert, dass insbesondere die schlechte Lesekompetenz der Jungen eine bildungspolitische Herausforderung darstellt und sich die Politik nun um vermehrt um die Jungen kümmern müsste. Bis zum heutigen Tag gibt es keinerlei Jungen spezifische Initiative zum Abbau geschlechtspezifischen Lesekompetenzdefizite, sehr wohl jedoch mit SIGMA ein Projekt, das gezielt auch die Lesekompetenzdefizite der Mädchen abbauen soll.

In Bildungsberichten, wie „Bildung auf eine Blick“ wird die Bildungssituation der Mädchen und die Berufswahlsituation der Frauen detailliert dargestellt. Die schlechte Lesekompetenz der Jungen und die Berufssituation der Männer wird systematisch unter den Tisch gekehrt.

Auf der Homepage des Bundesbildungsministeriums sind als geschlechtsspezifische Bildungsmaßnahmen ausschließlich Frauen- und Mädchenprojekte aufgelistet und nicht ein einziges Jungenprojekt, obwohl längst bekannt ist, dass die Jungen das schlechtere Bildungsniveau und die geringere Bildungsbeteiligung haben.

Was wollen Sie gegen diese Jungen ausgrenzende Bildungs- und Jugendpolitik tun?

MfG
Dr. Köhler

Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr Dr. Köhler!

Es gibt keine ausgrenzende Bildungspolitik Jungen gegenüber! Wenn nur Projekte für Mädchen angeboten werden, dann liegt es vielleicht auch daran, dass kein Mensch diese Projekte für Jungen anbietet. Das Bundesbildungsministerium nehme ich hier gar nicht aus. Können wir uns darauf einigen, dass wir uns in der Gesellschaft gemeinsam bemühen sollten, für beide Geschlechter gleiche Bedingungen zu schaffen? An meiner Schule spielt es keine Rolle, welchem Geschlecht ein Kind mit schlechterer Lesekompetenz angehört. Alle diese Kinder werden gleichermaßen gefördert. Sie fragen mich danach, was ich tun würde, um die von Ihnen genannten Missstände abzubauen.
Eine Maßnahme wird die dringend notwenige Beratung der Eltern sein, wie sie eine Gleichbehandlung ihrer Töchter und Söhne erreichen können. Diese geschlechterspezifisch vorgeformten Menschen bekommen wir nämlich in die Grundschulen und sollen dann für Geschlechtergerechtigkeit - bzw. für einseitige Jungenförderung verantwortlich sein.
Ein spezieller "Girls-Day" ist Quatsch, solange es nicht auch einen "Boys-Day" gibt, der Jungen Chancen und Möglichkeiten der Mitarbeit in Mädchen-typischen Bereichen aufzeigt und sie am allgemeinen gesellschaftlichen Leben teilhaben lässt.

Ich hoffe, Ihnen zumindest befriedigende Antworten gegeben zu haben.

Mit freundlichen Grüßen

Peter Walter