Frage an Peter Walter von Frank L. bezüglich Recht
Sehr geehrter Herr Walter,
die Gleichberechtigung der Frau kann als weitgehend verwirklicht angesehen werden. Woran es jedoch völlig mangelt und was daher in den nächsten Jahren an Bedeutung immens zunehmen wird, ist die Gleichberechtigung des Mannes. Die ist dringend notwendig, denn Männer werden heutzutage in vielen Bereichen benachteiligt:
- schon im Schulbereich konzentriert sich die Förderung weitgehend auf Mädchen, hier vor allem auf die Fächer Mathematik/Naturwissenschaften. Obwohl Jungen in ihren Schulleistungen immer mehr hinter den Mädchen zurückfallen und schon daher einer verstärkten Förderung bedürften, wird für sie kaum etwas getan. Maßnahmen der Politik zur Behebung der personellen Schieflage im Primarbereich (kaum männliche Erzieher und Grundschullehrer) lassen bislang auf sich warten.
- nur Männer müssen zum Wehr-/Zivildienst, Frauen dürfen zur Bundeswehr. Obwohl die Wehrpflicht im Prinzip gegen den Gleichheitsgrundsatz des Grundgesetzes verstößt, wird sie nach wie vor nicht abgeschafft.
- das geltende Scheidungs-, Unterhalts- und Familienrecht benachteiligt Männer, vor allem Väter, in eklatanter Weise. Schon mehrfach ist die Bundesrepublik vom Europäischen Gerichtshof verklagt worden, weil dieser die Menschenrechte der betroffenen Männer verletzt sah. Geschehen ist bislang nichts, diesem Zustand abzuhelfen.
- es gibt zwar einen Frauen-, aber keinen Männer-Gesundheitsbericht, und das, obwohl Männer im Schnitt sechs Jahre früher sterben als Frauen. Die Forschungsausgaben für Brustkrebs liegen um ein Vielfaches über denjenigen für Prostata- und Hodenkrebs; in den Genuss einer Hautkrebs-Vorsorgeuntersuchung kommen Frauen 15 Jahre eher als Männer.
- obwohl eine Vielzahl von wissenschaftlichen Dunkelfeld-Untersuchungen ergeben hat, dass Frauen genau so häufig häusliche Gewalt ausüben wie Männer, verbreitet die Politik nach wie vor die Falschaussage, es seien vor allem (oder gar fast ausschließlich) die Männer, die hier als Täter in Erscheinung träten. Von staatlicher Seite her werden Männer somit zu Unrecht als häusliche Gewalttäter diffamiert.
Dies sind nur einige Beispiele, die aufzeigen, wie sehr es not tut, dass die Politik mehr für Männer unternimmt. Wie weit ist das Bewusstsein für die Probleme von Männern bei Ihnen? Was gedenken Sie, was gedenkt Ihre Partei konkret zu unternehmen, um die oben genannten Missstände zu beheben?
Sehr geehrter Herr Langenfeld!
Zunächst einmal teile ich Ihre Auffassung überhaupt nicht, dass Männer/Jungen benachteiligt werden. Bei der ersten Frage trifft mich Ihre Annahme besonders: Ich arbeite seit 27 Jahren im Primarbereich. Wussten Sie, dass es eines Verhältnisses Mädchen - Jungen in einer Klasse von knapp 2:1 bedarf, um einen emotionalen "Gleichstand" zu erreichen? Dass wir zu wenige Männer in der Grundschule haben, ist unbestritten. Aber ich bitte Sie: Sollen Regierungen Männer zwingen, in der Grundschule zu arbeiten? Das hat wohl auch viel mit unserer männlich geprägten Erziehung zu tun, dass MANN etwas BESSERES lernen muss! Grundschullehrerin "kann doch jede Hausfrau". Die Wehrpflicht muss abgeschafft werden, dies isteine ganz alte Forderung der GRÜNEN! Männer sind oft benachteiligt, wenn es um Unterhaltszahlungen geht - stimmt. Jedoch ist das Schicksal von Alleierziehenden in vielen Fällen mindestens genauso existentiell bedrohend. Hier muss an beiden Problemen gearbeitet werden.
Ich gehe seit 15 Jahren regemäßig zum "Check" in die Praxis und lasse alle
Vorsorgeuntersuhungen machen, die ich für nötig halte. Männer üben deutlich mehr Gewaltzuhause aus als Frauen. Die "DUNKELFEL-UNTERSUCHUNGEN sind mir nicht bekannt und vom Namen her schon ziemlich mysteriös. Grundsätzlich geht es doch um die Gleichstellung von Frau und Mann. Die ist in vielen Bereichen noch nicht erreicht - HochschulprofessorInnen, ManagerInnen, Frauen in weiteren Führungspositionen, gleicher Lohn für Frau und Mann etc.
Ich danke für die Fragen, auch wenn ich oft nicht mit Ihen übereinstimme.
Mit freundlichen Grüßen
Peter Walter