Frage an Peter Tusche von Andreas M. bezüglich Wirtschaft
Wenn sich ein junger Mensch heute mit einem Kleinbetrieb selbständig machen will, hat er kaum eine Überlebenschance. Wie kann diese Situation geändert werden?
Sehr geehrter Herr Mitte;
Zunächst möchte ich generell klar stellen, dass ich als Mensch auch keine ? Superrezepte? habe, um die Probleme lösen zu können. Ich gehöre nicht zu den Politikern die behaupten, alles zu wissen und zu können. Ich bin eben auch nur Mensch und Bürger. Insofern kann ich Ihre Frage nur aus meinem Kenntnisstand (ich bin ja schon ein alter Dackel) und meiner Erfahrung beantworten. Woran scheitern oftmals Jungunternehmen? Zunächst meist am Kapital, dann am Konkurrenzdruck von ?Billiganbietern (im Handel)?, an dem Einsatz von ? Billigkräften (im Handwerk), an einer übertriebenen Bürokratie und (das ist für mich der entscheidende Punkt) am Desinteresse der Politiker. Versuchen Sie heute mal als kleiner Jungunternehmer Fördermittel zu erhalten. Meist sind diese bereits von Großkonzernen abgefasst, oder die Auflagen sind unerfüllbar. Einer der tragenden Säulen unseres Landes in der Vergangenheit war der Einzel,- Fachhandel und -handwerk. In diesen ?meist Inhaber geführten Unternehmen- war vernünftig bezahltes Fachpersonal in tätig. Diese kleinen Geschäfte wurden von Filialisten (ALDI-NORMA-NETTO-LIDL usw) verdrängt und gut bezahlte Arbeitsplätze für Personal durch 400,-- ? Jobs für ?Regalauffüller? ersetzt. Geld verdient wird dort von denen, die dem Personal ?auf den Füssen herumtrampeln und sie antreiben?. Die, die arbeiten haben die geringsten Einkommen (wie heute üblich in Deutschland). Im Handwerk braucht man entweder ?politische Spezl? um öffentliche Aufträge zu erhalten, oder man holt sich Billigarbeiter von der Bundesagentur, weil ?dank der Freizügigkeit in der EU- die Konkurrenz aus Nachbarländern mit Sklavenkräften arbeitet. Mit normalen, kaufmännisch kalkulierten Angeboten, unter sozial vertretbaren Arbeitsbedingungen ist keine Blumentopf mehr zu gewinnen.
Ich möchte Ihnen hierzu ein Beispiel nennen. ADIDAS hatte bislang den Großteil der Produktion in China gefertigt (warum wohl). Nun reicht dem Unternehmen der Gewinn nicht mehr aus und es wird wohl eine Verlagerung (so Firmenleitung) nach ?Laos? und andere Länder gehen, in denen die Arbeiter noch mehr ausgebeutet werden können. Verkauft werden soll jedoch auch in Deutschland. Oder denken Sie an das Beispiel der Subventionsnomaden wie der Firma NOKIA. Denken Sie auch an die Preispolitik der Giganten im Energie-, oder Mineralölbereich (für Preiserhöhungen gibt es ?immer? eine Begründung). Bei dieser Gelegenheit: Wo bleibt die groß angekündigte Initiative unseres CSU-Wirtschaftsministers Glos zur Regulierung der Mineralölpreise? Die bleibt genau so in der Versenkung verschwunden, wie der Wirtschaftsminister selbst. Alles vorgenannte geschieht unter dem Begriff der ?Globalisierung?. SCHWACHSINN !!!! Globalisierung ist ein künstlich geschaffener ?Freihandels- und Geldmarkt? für Großkonzerne und Banken um die Wirtschaft in den jeweiligen Ländern unter ihrem Daumen zu halten. In Deutschland steckt immens viel Geld von Scheichs oder russischen Milliardären (woher die wohl ihre Kohle haben) in Unternehmen. Dabei gehört Erpressung zum Tagesgeschäft. Sicher kennen Sie die Drohung von Großunternehmen: ?Wenn wir dies oder jenes nicht bekommen, werden wir so und soviel Leute entlassen.? Kaum ausgesprochen schon fließt der Geldsegen von den Regierungen. Die Politiker sitzen ja auch mit in den Aufsichtsräten. Nur der Vollständigkeit halber: Gleiches gilt für die Landwirtschaft. Ich halte mehr von Qualitätstomaten aus Deutschland (der Jahreszeit entsprechend), als von Wassertomaten aus Nachbarländern.
Ich denke, wir müssen diesem ungehemmten Importfluss und dem hemmungslosen Verschub von Billigarbeitskräften Einhalt gebieten. Es muss wieder möglich sein, über bilaterale Wirtschaftsabkommen den Zufluss von Gütern, Waren und Geld zu kontrollieren. Wer in Deutschland Waren verkaufen will, muss hierfür auch einen Gegenwert erbringen. Deutsche Produkte haben vorrangig angeboten zu werden, reine Importprodukte müssen entsprechend versteuert werden. (Hier komme ich wieder zur Fragwürdigkeit und dem Nutzwert dieser derzeitigen EU). Der Verkauf von Plagiaten gehört drastisch bestraft. Kurz gesagt: Solange internationales Kapital und Konzerne in Deutschland herum werkeln können wie sie wollen, haben klein- und mittelständische Unternehmen keine Chance. Und abschließend die Feststellung: Wenn deutsche Arbeiter und Angestellte wieder ein vernünftiges und gerechtes Einkommen erzielen, sind sie auch in der Lage wieder qualitäts-, beratungs- und fachbezogene Produkte und Leistungen zu erwerben. Dann haben Fachhandel und Fachhandwerk wieder eine Chance zu überleben und neue Arbeitsplätze zu schaffen. Mit dem Binnenmarkt steht und fällt die Wirtschaft unseres Landes.
Mit freundlichen Grüßen
Peter Tusche