Frage an Peter Ramsauer von Max E. bezüglich Verkehr
Sehr geehrter Herr Dr. Ramsauer,
bezüglich Ihrer Androhung einer Helmpflcht für Radfahrer sehe ich mich veranlaßt, Sie zu fragen, ob Sie irgendwo die Grenze des Nannystaates als erreicht ansehen. Meinen Sie nicht, daß der Souverän sehr wohl selbst - und ganz ohne Bußgeldandrohung - entscheiden kann, ob er zum Radfahren einen Helm tragen möchte, oder nicht? Immerhin scheint er ja erwachsen genug zu sein, am Wahltag seine Kreuzchen zu verteilen. Gibt es eigentlich Planungen, kugelsichere Westen und Schweißerbrillen vorzuschreiben für Leute, die mit Messer und Gabel essen wollen? Immerhin: Sicherer wäre das!
Mit freundlichen Grüßen
Max Erdinger
Sehr geehrter Herr Erdinger,
vielen Dank für Ihre Meinung zum Radfahren mit Helm, die Sie mir über
abgeordnetenwatch.de mitgeteilt haben.
Gern möchte ich darauf antworten. Ich freue mich, dass zahlreiche Bürgerinnen und Bürger das Thema "Helmpflicht" aufgegriffen und dazu ihre Meinungen, Anregungen aber auch Bedenken und Kritik mitgeteilt haben. Die Widerspiegelung dieser sehr unterschiedlichen Eindrücke ist für unsere weiterführende Arbeit sehr wichtig.
Es ist eine erfreuliche Entwicklung, dass das Radfahren in den letzten Jahren so eine große Resonanz in der Bevölkerung gefunden hat und damit die Radfahrerinnen und Radfahrer zu einer beachtlichen Gruppe von Verkehrsteilnehmern geworden ist. Mittlerweile gibt es in Deutschland ca. 73. Mio. Fahrräder.
Die Aufgabe des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung ist es, für Radfahrer und Fahrräder den rechtlichen Rahmen - vor allem bezüglich der Straßenverkehrsordnung (StVO) und der Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung (StVZO) - zu erweitern und zu präzisieren und dadurch gleichzeitig für mehr Verkehrssicherheit zu sorgen. Aber auch die Erstellung des Technischen Regelwerkes zum Bau von Radwegen ist für mich ein wichtiges Anliegen. Um die Attraktivität des Radfahrens zu erhöhen, gilt es ebenso Kampagnen, Projekte und Pläne umzusetzen. Neben einer ökologischen Mobilität sind auch festzustellende gesundheitliche positive Nebeneffekte von Nutzen. Ich möchte selbstverständlich auch, dass alle Radfahrer - ob jung oder alt - ihr Ziel verkehrssicher erreichen.
So wie vor Jahrzehnten beim Motorradfahren die Helmpflicht oder die Gurtpflicht zur Diskussion stand, wurde jetzt die Helmpflicht für Radfahrer in den Mittelpunkt der Gespräche gerückt. Die spontane Diskussion "PRO" und "KONTRA" sollte aber auf alle Fälle detaillierter in Augenschein genommen werden. Gerade bei der Verkehrserziehung der Kinder sollte auf das selbstverständliche Tragen von Helmen hingewirkt werden, eben auch durch die Vorbildwirkung der Erwachsenen.
Sehr geehrter Herr Erdinger,
ich bin sehr interessiert und gespannt über weitere Diskussionen "Rund um die Helmpflicht". Ich würde mich freuen, wenn es ohne Pflicht zur Selbstverständlichkeit wird, einen Helm zu tragen. Auf diese Weise wäre letztlich ein Schritt getan, damit die Zahl der schweren Unfälle mit Toten und Verletzten auch unter den Radfahrern weiter sinkt. Mir ist aber auch bewusst, dass ergänzend die Einhaltung aller straßenverkehrsrechtlicher Vorschriften - besonders der StVO - maßgeblich zur Verkehrssicherheit mit beitragen wird. In unserem neuen Verkehrssicherheitsprogramm ist dieses Thema natürlich auch enthalten. Im Mittelpunkt sollen zukünftig Aufklärung- und Überzeugungskampagnen stehen, um das freiwillige Tragen von Fahrradhelmen (insbesondere bei Kindern und Jugendlichen) weiter zu fördern.
Mir ist es wichtig, dass alle Verkehrsteilnehmer sicher ihr Ziel erreichen, deshalb wird der Verkehrsicherheitsarbeit sehr viel Aufmerksamkeit gewidmet. In dem gerade veröffentlichten Verkehrssicherheitsprogramm wurde an alle Verkehrsteilnehmer - auch die Radfahrer - gedacht. Mehr Informationen dazu finden Sie auf der Internetseite unter folgendem Kontakt: http://www.bmvbs.de/SharedDocs/DE/Pressemitteilungen/2011/222-ramsauer-verkehrssicherheitsprogramm-2011.html
Mit freundlichen Grüßen
gez. Dr. Peter Ramsauer