Frage an Peter Ramsauer von Christian F. bezüglich Finanzen
Sehr geehrter Herr Ramsauer,
uns allen ist der zerrüttete Zustand der Staatsfinanzen und das Ausmass der Verschuldung auf allen Ebenen (Bund, Länder, Gemeinden) bekannt. Das betrifft fast alle Staaten des Euro-Raums. Leuchtendes Gegenbeispiel ist die Schweiz.
Den Grund sehe ich im unprofessionellen Umgang der Politiker mit Geld, ganz anders als die bekannte schwäbische Hausfrau. Vor allem die unbedachte Zusage von Geschenken oder gar Steuersenkunge im Vorfeld von Wahlen.
Mein Vorschlag :
Eine direkte Kopplung zwischen Überschreitung der Stabilitätskriterien und automatischen Steuererhöhungen.
Das würde einen direkten Zusammenhang herstellen zwischen Wahlversprechungen und Steuersätzen. Der Wähler kann sich so recht einfach orientieren darüber, was ggf. auf ihn zukommt.
Notwendige Schritte :
1. Festlegen der Steuern, die eventuell erhöht werden sollen.
Das sollten solche sein, die unsere internationale Wettbewerbsfähigkeit nicht gefährden, z.B. Umsatzsteuer, Einkommensteuer.
2. Einigung über eine Formel, die den automatischen Zusammenhang zwischen Staatsdefizit und Steuererhöhungen fest legt.
Meines Wissens gibt es eine derartige Regel schon in der Schweiz und hat sich sehr bewährt.
Aus Platzmangel kann ich hier leider nicht weiter darauf eingehen, der Interessent kann sich aber jederzeit die überzeugenden Zahlen selbst herunterladen und ansehen.
Meine Frage :
1. Sehen Sie eine solche Regelung auch als vorbildhaft ?
2. Wenn ja :
Würden Sie sich dafür einsetzen ?
Wenn nein :
Mit welchen Argumenten lehnen Sie die ggf. ab ?
Auf Ihre Antwort bin ich sehr gepannt.
Mit herzlichen Grüssen
Fiedler
Sehr geehrter Herr Fiedler,
vielen Dank für Ihre Frage.
Ich teile Ihre Auffassung: Die Schweizer Schuldenregelung ist tatsächlich vorbildhaft. Die deutsche Bundesregierung hat deshalb eine ähnliche Regelung im Grundgesetz verankert. Im Bundeshaushalt 2011 wird erstmals die so genannte Schuldenbremse Grundgesetz zum Tragen kommen. Insofern unterscheidet sich die deutsche Schuldenregelung nicht von der schweizerischen. Das Problem in Deutschland ist ebenso wie in der Schweiz die Ausgabenseite. Obwohl in Deutschland die Einnahmen des Staates kontinuierlich zunehmen, wachsen sie im Verhältnis zu den Ausgaben des Bundes nicht stark genug. Wir haben also ein Ausgabenproblem. Genau an dieser Stelle wirkt die Schuldenbremse. Ziel der Bundesregierung ist eine Konsolidierung der Ausgabenseite. Im Übrigen teile ich die Meinung zahlreicher Experten, dass zusätzliche Steuererhebungen zu diesem Zeitpunkt den prognostizierten Wirtschaftsaufschwung massiv behindern würden. Daher lehne ich sie ab.
Ich hoffe Ihnen damit weitergeholfen zu haben.
Mit freundlichen Grüßen
gez. Dr. Peter Ramsauer MdB