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Peter Ramsauer
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Frage von Joerg W. •

Frage an Peter Ramsauer von Joerg W. bezüglich Verkehr

Sehr geehrter Herr Dr. Ramsauer,

bezueglich Ihres Vorstosses eines massiven Ausbaus des Schienengueterverkehrs und Ihrer Kritik am Personenverkehr ( http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,668957,00.html ), moechte ich Sie fragen, ob Ihre Planung auch die Erwaegung voellig neuartiger, nachhaltiger Transportsysteme (vorwiegend Personennahverkehr) zulaesst?

Wenn ja, dann koennte folgendes fuer Pendler und Bahnkunden interessant sein: die Planung und Implementation von sogenannten Personal Rapid Transit (PRT) Systemen als ´feeder networks´ zur Anbindung an den (Langstrecken-) Bahnverkehr.

PRT ist ein (r)evolutionaeres emissionsfreies, vollautomatisiertes, computerisiertes, fahrerloses Transportkonzept, das z. Zt. z. B. am Londoner Heathrow Airport und in der neu entstehenden Ecocity Masdar, Abu Dhabi, Vereinigte Arabische Emirate realisiert wird. Eine Teststrecke fuer ein aehnliches schienengefuehrtes PRT-Konzept wurde in Uppsala, Schweden gebaut und hat bereits die Sicherheitsabnahme der Schwedischen Bahnbehoerde erfolgreich bestanden.

Die Vorteile von PRT-Systemen sind geringerer Energieverbrauch, geringere Investitions- und Betriebskosten, CO2-Einsparung (unter Verwendung Erneuerbarer Energien), weniger Unfaelle als im Strassenverkehr, keine Staus, hoehere Flexibitaet, nicht-lineares, anstattdessen netzwerkartiges System, das beliebig erweiterbar ist. Bei Erhoehung der (schmalen) Schienentrasse, koennen darunter liegende Flaechen ausgegruent oder anderweitig genutzt werden. Ausserdem kann diese Technologie in Gebaeude integriert werden.

Mit besten Gruessen aus Berlin,

Joerg Waschke

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Sehr geehrter Herr Waschke,

haben Sie recht herzlichen Dank für Ihre Frage zu neuartigen Schienensystemen im Personennahverkehr. Selbstverständlich bin ich immer offen für neue Entwicklungen und fand daher Ihre Anregungen zum so genannten „Personal Rapid Transit („PRT“) System sehr interessant.

Allerdings muss in jedem Fall von den Verantwortlichen jeweils geprüft werden, ob diese neuen Transportsysteme für den vorgesehenen Anwendungsfall sinnvoll einsetzbar sind; sinnvoll einsetzbar sowohl unter technischen als auch wirtschaftlichen Gesichtspunkten. Darüber hinaus möchte darauf hinweisen, dass für die Planung des ÖPNV in Deutschland die Länder und die Kommunen zuständig sind. Der Bund kann in diese Planungshoheit nicht eingreifen.

Das von Ihnen vorgestellte PRT-System könnte die Vorteile der beiden Verkehrsarten „Öffentlicher Verkehr“ und „Individualverkehr“ in einem quasi „Öffentlichen Individualverkehr“ vereinen. Dies setzt aber ein großflächiges, feinmaschiges Netz voraus. Dies ist aber mit Ausnahme der Planungen in Uppsala heute noch eine Vision. Das bislang realisierte System am Flughafen Heathrow ist nur ein kleines System mit wenigen Wahlmöglichkeiten.

Wenn, wie Sie schreiben, es ausschließlich zur Anbindung an den (Langstrecken-) Bahnverkehr dienen soll, ist ein lineares, strahlenförmiges Netz ausreichend und läuft dann quasi auf ein System hinaus, wie es in Deutschland bereits an verschiedenen Orten im Einsatz ist – in einem Fall seit einem viertel Jahrhundert. Auch diese Systeme vereinen bereits die von Ihnen aufgeführten Vorteile: emissionsfrei, vollautomatisch, computerisiert und fahrerlos.

Zu nennen sind hier die Systeme:
- Dortmund Universität: Die H-Bahn Dortmund ist eine vollautomatisch gesteuerte Großkabinenbahn. Sie verbindet den Ortsteil Dortmund- Eichlinghofen mit den Haltstellen "Campus Süd", "Campus Nord" / "Universität S" und Technologiezentrum/Technologiepark Dortmund. Sie feierte 2009 ihr 25-jähriges Jubiläum
- Flughafen Düsseldorf: Die automatische Kabinenbahn "SkyTrain" in Düsseldorf – eine Weiterentwicklung der H-Bahn Dortmund - verbindet seit 2002 den Bahnhof "Düsseldorf Flughafen" mit dem Flughafenterminal und den Parkhäusern.
- Flughafen Frankfurt Main: Die Hochbahn Sky Line als automatisches System auf Gummireifen mit zwei gekoppelten Kabinen dient zur Verbindung der Terminals untereinander.
- U-Bahn Nürnberg Bei der U-Bahn in Nürnberg ist ein vollautomatisches, fahrerloses System implementiert worden, dass es erlaubt vollautomatisch, fahrerlos verkehrende Fahrzeuge im Mischverkehr mit herkömmlich gesteuerten Fahrzeugen zu betreiben. Dies ist nicht nur ein Novum in Deutschland sonder weltweit. Dieses System ist, nachdem es seine Praxistauglichkeit erwiesen hatte aus Mitteln des Bundes nach dem Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz (GVFG) mitfinanziert worden.

Ich hoffe Ihnen mit dieser Auskunft weitergeholfen zu haben und
verbleibe mit freundlichen Grüßen
gez. Ramsauer

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