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Frage von Stefanie M. •

Frage an Peter Liese von Stefanie M. bezüglich Gesundheit

Sehr geehrter Herr Dr. Liese,

Ich lese in Ihren Antworten, dass Sie beim Thema E-Zigarette in der Phase der Meinungsbildung befinden. Ich beobachte mit Sorge die Vorschläge zur Nikotinkonzentration in Liquids.

Ich war die Hälfte meines Lebens starke Raucherin und habe nun mit der E-Zigarette endlich den Ausstieg aus dem Rauch-Teufelskreis geschafft. Dies wäre mit einer niedrigen Nikotindosierung niemals gelungen. Und bei früheren Aufhörversuchen mit Nikotinpflastern und Kaugummis aus der Apotheke ging es mir sehr schlecht. Seit dem Tag an dem ich die Zigarette durch einen Liquidverdampfer ersetzte geht es mir hervorragend.

Ich sehe überhaupt einen Hauptvorteil in der E-Zigarette darin, dass man als Verbraucher Einfluss auf die Nikotindosierung hat und diese LANGSAM herunterfahren kann. Mit den aktuellen Plänen in der EU wäre das zukünftig unmöglich. Eine Grenze von 4mg/ml in E-Zigarettenliquid wäre das Aus für den erfolgreichen Umstieg - weg von dem Verbrennungsprodukt Zigarette.

Ist ihre Meinungsbildung inzwischen abgeschlossen? Sind die Erfahrungen von Ex-Rauchern und nun "Dampfern" für Sie ausschlaggebend? Ganz abgesehen von der Frage wie schädlich E-Zigaretten grundsätzlich sind - glauben Sie, dass die Nikotinkonzentration im Liquid ausschlaggebend für die Schädlichkeit der E-Zigarette ist?

Warum soll ein erfolgreicher Umstieg, ein "Ausstieg" aus dem Zigaretten-Teufelskreis, mit diesen Regulierungen verhindert werden? Warum wird die E-Zigarette mit aller Gewalt in eine Ecke gedrängt in die sie vielleicht nicht gehört?

Was kann ich als Verbraucherin tun, um dies zu beeinflussen? Was werden Sie als mein Vertreter im ENVI-Ausschuss für mich als Verbraucherin tun?

Abschließend möchte ich Sie auf die aktuelle Studie von Dr. K. Farsalinos hinweisen (18.6.2013), die untersucht hat welche Nikotinkonzentration nötig ist um eine Zigarette zu ersetzen:
http://www.mdpi.com/1660-4601/10/6/2500

Wie ist Ihre Meinung dazu?

Mit freundlichem Gruß
Stefanie Meffert

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Antwort von
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Sehr geehrte Frau Meffert,

vielen Dank für Ihre Frage vom 19. Juni.

Am vergangenen Mittwoch hat der Ausschuss für Umwelt, Gesundheit und Lebensmittelsicherheit über die Tabakproduktrichtlinie abgestimmt. Die Frage der Behandlung von E-Zigaretten war dabei ein sehr wichtiges Thema, mit dem sich meine Kollegen und ich uns sehr intensiv beschäftigt haben. Es wurde nach langer intensiver Diskussion ein Änderungsantrag angenommen, der von Sozialdemokraten, Grünen und Linken eingebracht worden war. Dieser sieht vor, die E-Zigarette künftig als Arzneimittel zu behandeln - allerdings im Vergleich zu den Beschlüssen von Rat und Kommission mit einer erheblich längeren Übergangszeit. Dies macht es sehr viel realistischer, eine Zulassung zu bekommen. Ich habe diesen Änderungsantrag nicht unterstützt, da ich immer noch nicht davon überzeugt bin, dass dies der einzig gangbare Weg ist. Möglicherweise werden wir vielen, die durch die E-Zigarette leichter von der Tabakzigarette entwöhnt wurden, den Weg erschweren, wenn dieser nur über die Zulassung als Arzneimittel über die Apotheke geht. Auf der anderen Seite möchte ich deutlich machen, dass aus meiner Sicht die E-Zigarette kein unproblematisches Produkt ist. In vielen Gesprächen und E-Mails wurde die Wirkung der E-Zigarette als völlig harmlos dargestellt. Leider ist sie das nicht. Sie enthält Nikotin in erheblichen Mengen und man muss nach dem derzeitigen Stand der Wissenschaft davon ausgehen, dass die Gefäßschaden, dass heißt Schlaganfälle, Raucherbein und Herzinfarkte, bei der E-Zigarette genauso drohen wie bei der herkömmlichen Zigarette. Andere Wirkungen sind zwar umstritten, aber es ist sicher wahrscheinlich, dass etwa Lungenkrebs deutlich weniger vorkommt. Was mich stört, ist, dass von einigen E-Zigaretten-Herstellern ganz gezielt auch junge Nichtraucher angesprochen werden. Wenn überhaupt ist die E-Zigarette eine Möglichkeit, den Schaden zu reduzieren und daher ein Angebot für langjährige Raucher, die es durch andere Mittel nicht schaffen, vom Rauchen loszukommen. Die Ansprache von Jugendlichen, egal auf welchem Weg, ist allerdings aus meiner Sicht völlig inakzeptabel. Ich werde in die Diskussion mit meinen Kolleginnen und Kollegen die Überlegung einbringen, an dem Thema noch einmal zu arbeiten. Wir werden im September im Plenum abstimmen und das Ergebnis kann dann anders aussehen als jetzt im Ausschuss. Um eine Kompromisslösung zu finden, die den Anliegen der Hersteller und Nutzer von E-Zigaretten besser entgegenkommt als der Beschluss des Ausschusses, brauchen wir aber konstruktive Zusammenarbeit. Eine kritiklose Verteidigung der E-Zigarette und einen praktisch unregulierten Markt wie bisher wird die Mehrheit des Parlaments sicher nicht mittragen. Das ist nach dem gestrigen Abstimmungsergebnis deutlich geworden. Darüber hinaus müssen wir dann auch noch Rat und Kommission davon überzeugen, dass wir einen anderen Weg gehen.

Ich darf sie daher alle ermutigen, sehr konstruktiv zu arbeiten und verallgemeinernde grobschlächtige Argumentationen nicht weiter zu verfolgen.

Mit freundlichen Grüßen

Ihr
Dr. Peter Liese

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