Frage an Peter Bleser von Luisa P. bezüglich Landwirtschaft und Ernährung
Sehr geehrter Herr Bleser,
leider sieht die Realität nicht so schön aus, wie auf www.biosicherheit.de etc.
Was sollen denn die Imker-Bauer machen, wie können die einen Genfreien Honig garantieren, wenn genmanipulierte Pflanzen ausgesäht werden?
Und andere kritische Punkte z.B.:
Slow-Food berichtet über Erfahrungen mit der grünen Gentechnik in anderen Ländern:
Amerikanische und kanadische Bauern, die über eine 10jährige Erfahrung mit genveränderten Pflanzen verfügen, berichten, dass - entgegen ursprünglichen Versprechen - die Ernte-Ausbeute gesunken, der Pestizidbedarf dagegen eher gestiegen und die Nährstoffdichte der Produkte geringer geworden sei. Des Weiteren zeigten mehrere Befunde der letzten Jahre, dass bei gentechnisch verändertem Mais, Reis oder Erbsen gesundheitliche Risiken nicht ausgeschlossen werden könnten. Darüber hinaus habe die FAO die Legende zerstört, dass mit genmanipulierten Organismen (GMO) die Welternährungsproblematik gelöst werden könne. (Quelle: genfood.wordpress.com ) .
Die Methoden von Monsanto sind auch nicht gerade für den Schutz der Umwelt entwickelt, sondern für den Profit.
Es gibt genug kritische Bauernstimmen aus anderen Ländern, wo Monsanto bereits länger am Ball ist.
Der Sonderberichterstatter für das Recht auf Nahrung bei den Vereinten Nationen, Jean Ziegler, gratulierte Percy Schmeiser zu seiner Tour durch Deutschland und lobte, dass dieser seit langem die Patentierung von Saatgut als “Angriff auf das Leben” geißle. (Quelle: percy-schmeiser-on-tour.org)
Also aus welchen Gründen bauen wir jetzt in Deutschland den Genmais an?
Sehr geehrte Frau Polinski,
offensichtlich wissen Sie bezüglich der grünen Gentechnik besser Bescheid als die Wissenschaftler, die unter www.biosicherheit.de zitiert sind. Da Sie aber trotzdem noch Fragen haben, will ich darauf eingehen.
1. Pollen in Honig hat seine Lebensfähigkeit verloren, damit ist er weder vermährungsfähig noch in der Lage, Erbmaterialen an andere Organismen weiterzugeben. Pollen aus gentechnisch verändertem Mais ist im Lebensmittelhonig somit kein gentechnisch veränderter Organismus. Der Honig muss folglich nicht als gentechnisch verändert gekennzeichnet werden. Hinzukommt, dass Bienen Blütennektar sammeln, der dann im Honigmagen der Biene mit Hilfe körpereigener Enzyme zu Honig umgewandelt wird. Maisblüten bilden aber keinen Nektar und sind für Bienen daher nicht besonders attraktiv. Es kann aber doch sein, dass Bienen gelegentlich zur Aufzucht von Larven und Jungbienen Pollen von Mais sammeln. In allen Untersuchungen ist der gefundene Anteil von Pollen aus gentechnisch verändertem Mais weit unter der Kennzeichnungspflicht (ebenfalls nachzulesen bei www.biosicherheit.de , unter dem Stichwort „Bienen“).
In Deutschland werden jährlich 100.000 Tonnen Honig verbraucht, in Deutschland aber nur 15 bis 20.000 Tonnen Honig erzeugt. Demnach werden große Mengen aus dem Ausland importiert. Der größte Exporteur ist dabei Argentinien, dort werden aber 18 Mio. ha mit gentechnisch veränderten Pflanzen angebaut. Auch von Kanada kommt Honig zu uns, dort wird im großen Maße gentechnisch veränderter Raps angebaut. Von einem „genfreiem“ Honig kann man ohnehin nicht sprechen, da natürlich auch im Honig Gensequenzen enthalten sind, allerdings – wie gesagt – nicht lebensfähig.
2. In Deutschland wurden im Jahr 2007 2685 ha GVO-Mais angebaut, das ist ein Anteil von 0,07 % der gesamten Maisanbaufläche. Die Landwirte tun dies deshalb, weil sie durch den GVO-Mais den Maiszünsler ohne den Einsatz von Insektiziden bekämpfen können und eine hervorragende Futterqualität erzielen. Mais, der vom Maiszünsler geschädigt ist, wird von Pilzen befallen, die wiederum Pilzgifte ausscheiden. Wird dieser Mais dann zu Futter verarbeitet, hat man eine schlechte Futterqualität, eine hohe Keimzahl in der Milch (= schlechte Milchqualität) und die Tiere sind gesundheitlich beeinträchtigt. Wiederum unter der Adresse: www.biosicherheit.de können Sie unter dem Stichwort „Bt-Mais und die Belastung der Mais-Produkte mit Mykotoxinen“ ein Interview mit Prof. Andreas Schier von der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt in Nürtingen-Geislingen nachlesen. Dort wird das Problem der Mykotoxine ausführlich besprochen.
Mit freundlichen Grüßen
Peter Bleser, MdB