Frage an Peter Bleser von Klaus H. bezüglich Landwirtschaft und Ernährung
Sehr geehrter Herr Staatsekretär Bleser,
nach Ihren Lobhudeleien für die Deutsche Fleischwirtschaft:
frage ich mich, was Sie von den - inzwischen eigentlich zur Allgemeinbildung gehörenden - deletären Zusammenhängen zwischen industrieller Fleischproduktion einerseits und den Problemen der Welternährung, des Klimas und der Gesundheit andererseits verstanden haben. Ist Ihnen Ihr permanentes einseitiges Eintreten für die Interessen der agrarindustriellen Lobby-Verbände nicht langsam peinlich?
Ich empfehle Ihnen dringend, die aufschlussreiche Zusammenstellung entsprechender Quelleninformationen durch Ihre Lieblingsfeindorganisation Albert-Schweitzer-Stiftung:
http://albert-schweitzer-stiftung.de/aktuell/fleischkonsum-politik-unter-zugzwang
zu lesen UND zu verstehen und bitte Sie um eine Rückäußerung, wie Sie im Kontext der von der Albert-Schweizer-Stiftung zusammengestellten Erkenntnisse Ihre oben zitierte Stellungnahme zur Deutschen Fleischwirtschaft und Ihre entgegen jeder weitsichtigen Vernunft ausgesprochene Empfehlung zur Exportsteigerung von Fleisch bei stagnierendem heimischem Konsum rechtfertigen.
Mit freundlichen Grüßen
Prof. Dr. Klaus Hamper - Am Schützenplatz 6 - D-21261 Welle
Sehr geehrter Herr Prof. Dr. Hamper,
ich danke Ihnen sehr herzlich für Ihre Nachricht über Abgeordnetenwatch, die ich gerne beantworte. Gleichzeitig bitte ich meine späte Antwort zu entschuldigen.
Die Vereinten Nationen erwarten, dass die Weltbevölkerung von derzeit 7 Milliarden bis 2050 auf 9,5 Milliarden Menschen wachsen wird. Bis dahin muss die Produktion von hochwertigen Nahrungsmitteln nahezu verdoppelt werden. Fruchtbare Böden lassen sich jedoch nicht vermehren, weshalb die Effizienz steigen muss und damit das Erntepotenzial ausgeschöpft werden kann.
Derzeit hungern rund 800 Millionen Menschen. Die Bekämpfung von Hunger und Mangelernährung sind eine globale Aufgabe. Um den Hunger zu besiegen, brauchen wir eine leistungsfähige, nachhaltige, effiziente und besser standortangepasste Land- und Ernährungswirtschaft. Dafür ist eine bäuerlich unternehmerische Landwirtschaft, die multifunktional ausgerichtet ist, von Familienbetrieben bzw. regional verankerten Eigentümern getragen wird und flächendeckend produziert, wichtig.
Die Welternährung können wir jedenfalls nicht mit Vorgaben beim Fleischverzehr sichern. Übrigens exportiert Deutschland hauptsächlich in die EU-Nachbarstaaten und nur zu einem sehr geringen Anteil in afrikanische Länder und wenig mehr in Entwicklungs- und Schwellenländer. Darüber hinaus würde ein reduzierter Fleischverzehr in entwickelten Ländern nur geringen Einfluss auf die Ernährungssituation weltweit nehmen.
In Entwicklungsländern fehlt es vor allem an technischem Know-How, stabilen Regierungen und einem sicheren Rechtsrahmen. Die Menschen können ihre eigenen natürlichen Ressourcen vor Ort oft nicht umfassend nutzen. Neben dem fehlenden fachlichen Wissen mangelt es überdies an Investitionen in moderne Maschinen, Saatgut und Infrastruktur. Wirtschaftliches Wachstum in Entwicklungsländern kann nur dadurch vorangetrieben werden, indem auf die jeweilige Infrastruktur angepasste und der dortigen Bevölkerung entsprechende Investitionen getätigt werden.
Mit dem bilateralen Kooperationsprogramm unterstützt das BMEL daher durch praxisnahe Projektaktivitäten gezielt die Entwicklung in Partnerländern in den Bereichen Ernährung und Landwirtschaft. Dadurch entstehen partnerschaftliche Netzwerke auf Augenhöhe. Das Kooperationsprogramm unterstützt den Agrarpolitischen Dialog, Wirtschaftskooperation und Verbandskooperationen. So zum Beispiel in diesen Ländern: Argentinien, Brasilien, Kenia, Russische Föderation, Vietnam sowie diverse afrikanische Länder.
Was die Tierhaltung in Deutschland betrifft, haben wir die besten Tierschutzstandards weltweit. Noch nie ging es den Tieren, insbesondere den Nutztieren, so gut wie heute. Noch vor 30 oder 40 Jahren waren weder die Platz-und Lichtverhältnisse noch die Belüftung so gut wie heute. Dabei spielt die Anzahl der gehaltenen Tiere für das einzelne Tier nicht die entscheidende Rolle, sondern ausschließlich die Lebensbedingungen des Einzeltieres. Bei der Rinderhaltung hat sich viel geändert, so zum Beispiel bei der Anbindehaltung.
Nichts desto trotz misst die Bundesregierung dem Tierschutz einen hohen Stellenwert bei und strebt eine nachhaltige und wettbewerbsfähige landwirtschaftliche Tierhaltung an, die sowohl den Tierschutz als auch den Umwelt- und Verbraucherschutz beachtet. Ziel ist, den Tierschutz im Einklang mit der Wirtschaftlichkeit der landwirtschaftlichen Tierhaltung voranzubringen. In diesem Zusammenhang arbeitet das BMEL in einem ständigen Prozess daran, die bestehenden Vorschriften im Bereich der Nutztierhaltung im Sinne des Tierschutzes weiterzuentwickeln und gegebenenfalls an neue Erkenntnisse anzupassen.
So hat das BMEL die Tierwohl-Initiative „Eine Frage der Haltung – neue Wege für mehr Tierwohl" gestartet, um die Haltungsbedingungen für Nutztiere weiter zu verbessern. Zum Beispiel durch einen Verzicht auf Schnabelkürzen in der Legehennenhaltung oder das Kopieren von Schwänzen bei Schweinen. Weitere Beispiele sind das beschlossene Ende der Ferkelkastration 2018 oder die Unterstützung eines Forschungsprojektes für Alternativen zum Töten männlicher Küken.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr Peter Bleser, MdB