Was halten sie von der Idee einer Einführung eines sozialen Pflichtjahres und welche Chancen oder auch Gefahren sehen sie darin für den Staat und die Gesellschaft?
Sehr geehrter Herr Aumer,
mein name ist Nick G. .und ich mache die 3-jährige Ausbildung zum Heilerziehungspfleger. Mein Kurs und ich erstellen aktuell ein Projekt zum Thema "soziales Pflichjahr" und würden für ihre Meinung und die ihrer Partei zu diesem Thema interessieren. Wir freuen uns auf eine Antwort.
Mit freundlichen Grüßen
Nick G.
Sehr geehrter Herr G.,
vielen Dank für Ihre Nachricht. Ich freue mich sehr, dass sich Ihr Kurs mit dem sehr komplexen Thema eines „Sozialen Pflichtjahres“ beschäftigt, da es hierzu in meinen Augen eine stärkere und differenzierte Auseinandersetzung in unserer Gesellschaft braucht. Gerne stelle ich Ihnen die Position der CSU-Landesgruppe im Deutschen Bundestag zu einem „Sozialen Pflichtjahr“ vor.
Die CSU setzt sich für ein verpflichtendes Gesellschaftsjahr ein. Aus unserer Sicht trägt das gesellschaftliche Pflichtjahr zum Zusammenhalt in unserer Gesellschaft bei. Ziel ist es, Menschen aus verschiedenen sozialen Schichten zusammenzubringen, die sonst keinen Freiwilligendienst leisten würden, und so den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu stärken. Dies fördert Toleranz und gegenseitiges Verständnis. Die aktuellen Krisen und Herausforderungen zeigen, dass ein Pflichtjahr hier viel positives für unsere Gesellschaft und für unsere Demokratie über einen sinnvollen Dienst für das Allgemeinwohl leisten kann.
Zudem kann dadurch der Aspekt der Stärkung unserer Bundeswehr über den Wehrdienst als auch die Stärkung unseres Sozialnetzwerks über das Ableisten in sozialen Einrichtungen nachhaltig vorangebracht werden. Hier sind nicht nur Entlastungen des stark belasteten Stammpersonals möglich, sondern über das Ableisten des Pflichtjahres steigt auch die Wahrscheinlichkeit, dass der ein oder andere einen Sozialberuf ergreift.
Auch zeigen die aktuellen Bewerberzahlen für Freiwilligendienste, die immer höher sind als die freien Plätze, dass ein Bedarf da ist, sich für unsere Zivilgesellschaft einzusetzen. Gerade mit Blick auf die persönliche Entwicklung, persönliche Erfahrungen und Kompetenzen ist daher der Wert eines Pflichtjahres und der jetzt schon bestehenden Freiwilligen Dienste unbezahlbar.
Natürlich muss bei der Umsetzung eines solchen Pflichtjahres darauf geachtet werden, dass zum einen nicht nur einseitig die junge Generation belastet wird und zum anderen kein Verdrängungswettbewerb auf dem Arbeitsmarkt stattfindet. Daher ist unser Ziel ein Konsens über das Erfordernis eines solchen Pflichtjahres zu erzielen, um dann die konkrete Umsetzung auf den Weg zu bringen, die die Interessen aller Akteure einbezieht. So ist Grundvoraussetzung eine verfassungsgemäße Ausgestaltung, nicht nur, um unseren Rechtsstaatsgedanken Rechnung zu tragen, sondern auch, um die Balance zwischen der Förderung von Zusammenhalt und gemeinnütziger Tätigkeiten sowie der Wahrung individueller Freiheiten zu finden. Für die CSU ist klar: der Staat braucht in Zeiten wie diesen ein verpflichtendes Gesellschaftsjahr.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr
Peter Aumer