Frage an Patrick Meinhardt von Andreas R. bezüglich Jugend
Sehr geehrter Herr Meinhardt,
am 26.04 ist Boys und Girls Day, zwei Veranstaltungen, die überhaupt nicht gleichwertig sind: Während beim Girls Day Mädchen Einblick in Universitäten, Forschungszentren und sonstige akademische Berufe erhalten (selbst dann, wenn sie bereits die Mehrheit der Studenten stellen, z.B. in der Biologie) (der Girls Day wird deshalb vom Bildungs- und Frauenministerium unterstützt, der Boys Day nur vom Frauenministerium), beschränkt es sich bei Buben auf Erzieher, Krankenpfleger, Altenpfleger, Hauswirtschaftler und auch noch ein bisschen Grundschullehrer; fast die gesamte Palette an akademischen Berufen wird den Buben vorenthalten, wodurch dieser Tag sicherlich nicht dazu geeignet ist, ihre Lernmotivation zu fördern und so die himmelschreiende Ungerechtigkeit des niedrigeren Abituranteils von Buben zu verringern. Er kann sogar kontraproduktiv sein: Z.B. hat das Otto-Pankow-Gymnasium in Mühlheim/Ruhr am letztjärigen Boys´ Day die Gymnasiasten der 8. Klasse dazu verdonnert, sich einen der genannten Berufe (Erzieher, Pflege) anzusehen. Auf die Idee, dass es auch Frauenberufe auf gymnasialem Niveau gibt, sind sie nicht gekommen. Dabei gibt es sehr viele Fächer mit Frauenüberschuss: Psychologie, Medizin, Veterinärmedizin, Zahnmedizin, Journalismus, Sprachen, Biologie, Life Sciences, Teile von Jura und Justiz (dazu habe ich ihrer Kollegin Merk eine Frage gestellt). Was gedenken Sie zu unternehmen, um die Universitäten dazu zu bringen, tatsächlich in gleicher Anzahl und nicht nur ideologisch auf Lehramt und Soziales verengt Jungenförerprogramme durchzuführen? Halten Sie es für sachgemäß, aus dem Boys´ Day das Bildungsthema auszuklammern (und Buben die Berufe anzupreisen, die man Mädchen nicht mehr zumuten will) und wie wollen Sie allgemein die Bildungschancen von Jungen und Mädchen angleichen? Worin sehen Sie die schlechteren Schulergebnisse begründet? Und was halten Sie von der ideologischen Verengung des bisherigen Boys Day?
MfG
Andreas Rheinhardt
Sehr geehrter Herr Rheinhardt,
vielen Dank für Ihre Frage zum Boys und Girls Day, die ich gerne beantworten möchte.
Der Girly and Boys Day ist mir ein Herzensanliegen, deshalb beteilige ich mich als Abgeordneter seit Jahren regelmäßig an diesem Tag. Ich teile Ihre Bedenken, dass man an diesen Aktionstag nicht mit Ideologie herangehen sollte. Meine persönliche Motivation war stets, alle Jugendliche dazu zu ermuntern, sich ihre Berufswünsche unabhängig von traditionellen Rollenbildern zu suchen und mit einer sehr guten Ausbildung in einem Betrieb oder an einer Hochschule den Start in ein erfüllendes Berufsleben zu schaffen. Dazu sollen junge Menschen schon während ihrer Schulzeit die Möglichkeit haben, einen Blick in die Arbeitswelt zu werfen. Die Erfordernis einer eigenständigen Jungenförderung ist ein Aspekt, der erst seit einiger Zeit in den Fokus der Gleichstellungspolitik gerückt ist. Die FDP-Fraktion war in diesem Punkt ein Vorreiter, denn schon seit 2009 stehen an diesem Aktionstag auch die Jungen im Mittelpunkt. Jungen brauchen Ermutigung und positive Vorbilder. Sie müssen in ihrer persönlichen Entwicklung gestärkt und in ihren Kompetenzen gefördert werden. Stereotype Zuschreibungen müssen dabei überwunden werden. Kindertageseinrichtungen und Schulen kommt als Bildungs- und Erziehungseinrichtungen in diesem Zusammenhang eine besondere Aufgabe zu. Ganz wichtig erscheint mir hierbei die Betonung der Lesekompetenz: Im Lesen erzielen Jungen deutlich geringere Kompetenzen als Mädchen. Deshalb setze ich mich besonders dafür ein, dass Lesen wieder verstärkt in den Alltag der Kinder rückt. Wenn Jungen bereits früh lernen, dass Lesen nicht nur Spaß macht, sondern auch das Wissen verbreitert, werden sie auch im späteren Bildungsverlauf bessere Leistungen erbringen können und motivierter lernen.
Mit freundlichen Grüßen
verbleibe ich
Ihr Patrick Meinhardt