Frage an Patrick Humke von Mirka S. bezüglich Bildung und Erziehung
Sehr geehrter Herr Humke-Focks,
Sie haben das Thema Gesamtschule sehr treffend erörtert, ich danke dafür, denn nun sehe auch ich es ein. Allerdings sehe ich ein Problem darin, dass die sowieso schon sehr differierende Leistungsfähigkeit und -bereitschaft von Schülern bereits jetzt schon den Verlauf des Unterrichts behindert.
Es dürfte meines Erachtens für die Lehrer noch schwieriger werden, die "besseren" Schüler zu fordern und gleichzeitig die "schlechteren" fördern zu können.
Ich bin der Meinung, dass im Falle einer Einführung von Gesamtschulen die Dauer dringend wieder auf dreizehn Jahre erhöht werden müsste. Ich selbst, die ich die zwölfte Klasse besuche, erlebe schon, wie meine Mitschüler an allen Rädern drehen, um ihre 34 Wochenstunden abzuarbeiten. Gleichzeitig steht die Lehrerschaft unter einem ungeheuren Stress, weil von ihnen verlangt wird, ihren Schülern einen bestimmten Stoff beizubringen, ohne zu wissen, was davon wichtig ist und was nicht; an den meisten Themen wird nur oberflächlich gekratzt.
Diesen Zeitdruck nun auf ein Jahr weniger und auf eine viel vielseitigere Schülerschaft zu übertragen, stelle ich mir als sehr schwierig vor; zumindest solange tausend neue Systeme noch in den Kinderschuhen stecken nicht genug erprobt sind.
Wie stehen Sie dazu? Wie viel Zeit wollen Sie den Schulen lassen, sich umzugewöhnen? Und sehen Sie eine Lösung für mein Problem?
Mit freundlichen Grüßen,
M. Sumpf
Sehr geehrte Frau Sumpf,
schön, dass Sie meine Erläuterungen zum Thema Gesamtschulen gelesen haben. Ihre Nachfragen möchte ich gerne beantworten.
Zuallererst möchte ich sagen, dass meine Partei und ich für ein 13. Schuljahr in gymnasialen Oberstufen sind. Mit einer Verkürzung auf zwölf Schuljahre wird der Lehrstoff weiter komprimiert werden und der Unterricht an sich oberflächlicher werden.
DIE LINKE. steht bildungspolitisch (für die Abschaffung der Selektionsschulen und für die Einrichtung von Integrierten Gesamtschulen für alle) auch für die Abschaffung von Schulnoten und einen projektorientierten, fächerübergreifenden Unterricht.
Der LINKEN ist bewusst, dass die Schule nicht allein Versäumnisse von Eltern und Gesellschaft in Bezug auf die Herausbildung von sozialen Kompetenzen von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen auffangen kann. Aber gerade deshalb muss der Staat Rahmenbedingungen schaffen, die ein gemeinsames und soziales Lernen ermöglichen hilft. Hierzu gehört aus unserer Sicht die Integrierte Gesamtschule, das Recht auf Krippen-, Hort- und Kindergartenplätze.
Wenn eine gebührenfreie Bildung dann noch eingebettet werden kann in eine aktive Sozialpolitik, die allen Menschen die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben ermöglicht, dann wird es ein anderes, soziales Niedersachsen/Deutschland geben können, in dem dann nicht nur die Schüler, sondern auch die Lehrer wieder Spass an der Schule haben werden.
Nur wenn wir in den niedersächsischen Landtag einziehen, kann mit anderen (vielleicht mit der SPD) innerhalb von einer oder zwei Legislaturperioden die Bildungspolitik fundamental geändert und neue Konzepte flächendeckend umgesetzt werden. Das geht nur mit uns, da die SPD mit der Einführung der Studiengebühren und dem Versagen in der Schulpolitik druck von LINKS braucht.
Weitere Informationen, unser Wahlprogramm und Informationen zu meiner Person finden Sie auf unserer Internetpräsenz www.dielinke-niedersachsen.de
Beste Grüße
Patrick Humke-Focks