Frage an Patrick Döring von Peter M. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Sehr geehrter Herr Döring,
ich komme auf Ihren Kommentar in heutigen (25. März 2012 ca.1940 Uhr) Berliner Runde auf dem ARD zur Wahl im Saarland zurück. Sie haben im Kontext zu Diskussionen im Internet ausgeführt, dass Sie "gegen die Tyrannei der Masse" sind und haben dabei auch das vielleicht passende Beispiel von S21, wo tatsächlich gefühlte Meinung im Internet und Abstimmungsergebnis der Betroffenen stark divergierten erläutert. Soweit verständlich.
Allerdings haben Sie auf Nachfragen auch gemeint, dass Sie sich dafür aussprechen, dass in Diskussionen im Internet die Menschen ihren vollständigen echten Namen verwenden MÜSSEN.
1. Stehen Sie weiterhin zu dieser Position?
2. Wenn ja, wie wollen Sie durchsetzen, dass in Diskussionen, Personen nur mit deren echten Namen teilnehmen?
Sehr geehrter Herr Meier,
haben Sie herzlichen Dank für Ihre Frage vom 25.03.2012 bezüglich meiner Position zur anonymen Diskussionskultur im Internet. Gerne antworte ich Ihnen.
In Anlehnung an den im 19. Jahrhundert von Alexis De Tocqueville geprägten Begriff „Tyrannei der Mehrheit“ bezog ich mich in der Berliner Runde vom 25.03.2012 auf das Mehrheitsprinzip, den Minderheitenschutz und die Meinungsfreiheit im heutigen Demokratiediskurs. Bezeichnenderweise löste diese Kritik einen so genannten „Shitstorm“ im Internet aus: Meinungen oder Personen des öffentlichen Lebens werden von Internetnutzern in großer Zahl diffamiert und beleidigt. Meist herrscht dabei ein rüder bis unverschämte Umgangston vor. Die eigene Person wird dabei häufig hinter abstrakten Benutzernamen und Nicknames verborgen.
Die Hemmschwellen sind mit der digitalen Kommunikation deutlich gefallen. Es ist ein Unterschied, ob Sie zu einer Wahlversammlung kommen und von Angesicht zu Angesicht Kritik äußern oder ob Sie nachts an Ihrem Computer im Schutz der Anonymität eine Mail absetzen. Sicher sind erleichterte Beteiligungs- und Mitteilungsmöglichkeiten eine erfreuliche Entwicklung, die die Distanz von Bürgern und Politikern verringern können. Eine Grundvoraussetzung für diesen Austausch ist jedoch beidseitiger Respekt. Ich bin keinesfalls der Meinung, dass Anonymität im Netz verboten werden sollte. Jedoch halte ich eine öffentliche Debatte über diese Problematik für angebracht.
Ich hoffe, ich konnte Ihnen mit meinen Ausführungen weiterhelfen. Im Falle weiterer Fragen können Sie sich gerne wieder an mich wenden.
Mit freundlichen Grüßen
Patrick Döring, MdB