Patric Urbaneck
Neue Liberale
Zum Profil
Frage stellen
Die Frage-Funktion ist deaktiviert, weil Patric Urbaneck zur Zeit keine aktive Kandidatur hat.
Frage von Samir E. •

Frage an Patric Urbaneck von Samir E. bezüglich Soziale Sicherung

Sehr geehrter Herr Urbaneck,

sie wollen sich für die Schaf­fung von preis­güns­tigem und modernem Wohn­raum für Stu­die­rende durch das Stu­die­ren­den­werk einsetzten. Wie genau soll dieser Wohnraum denn aussehen? Oft haben junge Studenten nur die Wahl zwischen preiswerten Studentenheimen oder einem überteuerten WG Zimmer. Wenn die Wahl dann auf das WG-Zimmer fällt hat das meistens den Grund, dass ein Leben im Studentenwohnheim für viele Menschen unangenehm und auf Dauer nicht hinnehmbar ist. Dies liegt nicht unbedingt an einer voranschreitenden luxuriösen Lebensweise heutiger Studenten, sondern an den teilweise chaotischen Zuständen in einigen Wohnheimen. Aber auch wenn das Wohnheim insgesamt in Ordnung ist, sind einige Menschen einfach nicht für ein solches Wohnen gemacht. Sich über einen längeren Zeitraum mit vielen Menschen Küche und Bad zu teilen ist für viele Menschen kein erstrebenswerter Zustand. Gerade für junge Menschen die zum studieren nach Hamburg ziehen ist es doch wichtig, einen Wohnraum, nicht nur als Platz zum schlafen, sondern als Rückzugsort zu haben. Auch ein Student brauch ein Zuhause! Diese Art von Wohnraum wird aber selten durch das Studierendenwerk zur Verfügung gestellt, sondern meist durch private Vermieter. Wie wollen sie dafür sorgen, solchen Mietraum zu bezahlbaren Preisen zu schaffen, ohne in die Rechte von privaten Vermietern einzugreifen?

Antwort von
Neue Liberale

Sehr geehrter Herr El Falaky,

vielen Dank für Ihre Frage! Sie sprechen vor allem mit der Einbeziehung von privatem Wohnraum einen weiteren interessanten Punkt bei diesem Thema an, der bisher kaum Beachtung gefunden hat. Aber der Reihe nach:

Inhaltlich geht es Ihnen zunächst darum, wie der studentische Wohnraum genau aussehen soll. Ihre Bedenken sind ja durchaus berechtigt, wenn Sie anführen, dass Großraum-WGs mit Gemeinschaftsbädern und -küchen, um es vorsichtig auszudrücken, nicht jedermanns Sache sind. Die Stadt muss sich gleichwohl zunächst einmal darum kümmern, eine Art "Grundversorgung" herzustellen. Das heißt, es müssen möglichst schnell ausreichend Plätze zur Verfügung gestellt werden, um der aktuellen Situation Herr zu werden. Es kann nicht sein, dass sich Studierende zu Semesterbeginn über Wochen in Sporthallen "stapeln" müssen... Ich persönlich erachte es daher als sinnvoll, Neubaumaßnahmen zügig umzusetzen. Die Rahmenbedingungen (z.B. Marktzins) sind momentan sehr gut. Auch Kapazitätserweiterungen bestehender Wohnheime müssen vor diesem Hintergrund geprüft werden. Studentischer Wohnraum muss allerdings zunächst einmal seinen Zweck erfüllen. Das ist die Pflicht, danach kommt die Kür. Schon aktuell existieren viele verschiedene Arten von Wohnheimen. Das fängt an bei kleinen Zwei-Zimmer-Appartements und geht über beschauliche 3er und 4er-WGs bis hin zu Wohnfluren mit 12 Personen, die sich Bad, Gemeinschaftsraum und Küche teilen müssen (so eine Wohnheimform habe ich übrigens selbst knapp zwei Jahre bewohnt). Weitere Infos hier: http://www.studierendenwerk-hamburg.de/studierendenwerk/de/wohnen/ausstattungsmerkmale/

Ich kann Ihre Sorge durchaus nachvollziehen, dass es insbesondere für ältere Studierende oder solche, die Studiengänge mit längerer Regelstudienzeit besuchen, teils schwierig ist, sich in einem bunt durchmischten Wohnheim wohlzufühlen. Konflikte sind gerade in großen Wohneinheiten keine Seltenheit. Studierende haben allerdings bereits heute die Möglichkeit, sich sog. "§ 5-Scheine" (Wohnberechtigungsscheine) ausstellen zu lassen. Hierdurch erhalten sie das Recht, öffentlich geförderten Wohnraum zu günstigen Konditionen zu beziehen. Rechte der Vermieter werden hierdurch nicht tangiert, denn sie unterwerfen sich durch die Inanspruchnahme öffentlicher Förderungen bei dem Wohnungsbau selbst den Regelungen des sozialen Wohnungsbaus. Problematisch ist natürlich, dass es tendenziell an sog. "§ 5-Schein-Wohnungen" mangelt. Hier müssen wir einmal mehr Anreize schaffen, um weitere preiswerte Wohnungen zu schaffen, die dann auch von Studierenden bezogen werden können. Wir verlassen jetzt aber schon in das Themenfeld "studentisches Wohnen" und gelangen zur allgemeinen Stadtentwicklungspolitik. Nur so viel: Wir wollen einen ausgewogenen Mix der Wohnformen sowie die Unterstützung u.a. von Wohnungsbaugenossenschaften, die ebenfalls günstigen Wohnraum schaffen. In die Rechte der Eigentümer muss hierfür nicht zwingend eingegriffen werden. Generell setzen wir als liberale Partei weniger auf Eingriffe, sondern mehr auf Anreize, z.B. in Form von günstigeren Baudarlehen.

Zurück zum Thema: Selbst für Studierende, die sich auf Dauer nicht das Wohnen in Studierendenwohnheimen vorstellen können, dürfte es jedenfalls ein guter Kompromiss sein, wenn sie überhaupt erst einmal eine bezahlbare Unterkunft erhalten und dann stressfrei nach einer dauerhaften Bleibe suchen können, die auch bezahlbar ist (z.B. in Genossenschaften, in gefördertem Wohnraum). Vermutlich werden viele Studierende diesen Weg einer Sporthalle als Übergangsunterkunft vorziehen.

Um es auf den Punkt zu bringen: Wichtigste Aufgabe des Staates ist es, den sozialen Ungleichheiten zu begegnen. Hierfür muss günstiger Wohnraum für Studierende geschaffen werden, um vor allem Studierenden aus sozial schwächeren Schichten ein sicheres und preisgünstiges Wohnen in unserer Stadt zu ermöglichen. Hierbei ist bei der Schaffung neuen Wohnraumes auf einen "Mix" an verschiedenen Wohnformen zu achten, um das bereits bestehende Nebeneinander von großen und kleinen Wohneinheiten zu erhalten.

Ich hoffe, ich konnte Ihre Fragen zu Ihrer Zufriedenheit beantworten. Bitte nehmen Sie bei ergänzenden Fragen gern noch einmal Kontakt zu mir auf.

Viele Grüße
Patric Urbaneck