Frage an Omid Nouripour von Özgür B. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Sehr geehrter Herr Nouripour,
erst einmal möchte ich Sie beglückwünsch für Ihr gelungenes Buch, es ist eine sehr gelungene Zusammenfassung vieler wichtiger Ideen, die selbst wenn sie nur zum teil umgesetzt werden würden, viel bewegen könnten in der Integrationspolitik.
Nun meine Frage:
Ich weiß, dass es sich hierbei um eine ältere Thematik handelt und sie auch öfter mal hier mal da nagesprochen wird, aber ich bin trotzdem jedesmal aufs Neue enttäuscht, wenn ich sehe wie sehr die Grünen sich doch von einer basisdemokratisch orientierten Partei, die auch das Thema "Macht und Mandat" behandelt hatte, zu einer doch "etablierten" Partei entwickelt hat.
Beispielsweise die Anzahl der Wahlperioden, die die MdB der Grünen mittlerweile erreichen: Ist es nicht viel, wenn der Schnitt der Bundestagsmitgliedschaft selbst bei den Grünen ca. 10 Jahre im bundestag sitzt? Auch inhaltlich hat sich vieles gewandelt (Kriegseinsätze, Hartz-Gesetze und auch in der Integrationspolitik).
Wo ist die Grenze dieser Entwicklung? Sehen sie das überhaupt auch als Problemfeld?
Mfg
Özgür Bayraktar
Lieber Herr Bayraktar,
vielen Dank für Ihre Frage und für Ihre lobenden Worte.
Natürlich haben wir uns als Partei in den vergangen 27 Jahren weiterentwickelt. Es ist ja auch nicht alles gut gewesen, was wir zu den Anfängen der Grünen Partei als richtig erachtet haben. Nur ein Beispiel aus dem Bundestag:
Das Rotationsprinzip hat sich nicht als praktikabel erwiesen. Die erste Fraktion hat ihre Mitglieder nach der Hälfte der Legislaturperiode komplett ausgetauscht. Die Folge waren chaotische Verhältnisse da Abgeordnete kaum die Zeit sich einzuarbeiten.
Sie sprechen auch die Zugehörigkeit der Fraktionsmitglieder im Deutschen Bundestag an. Für die Grünen aus Hessen ist klar festzustellen, dass mehr als die Hälfte (3/5) erst seit dieser Legislaturperiode ein Mandat im Bundestag haben. Ich denke wir haben die richtige Mischung aus erfahrenen und neuen Abgeordneten gefunden.
Viele Grüße aus Berlin
Omid Nouripour