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Omid Nouripour
Bündnis 90/Die Grünen
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Frage von Jennifer D. •

Frage an Omid Nouripour von Jennifer D. bezüglich Umwelt

Wie kann ich helfen den Amazonas zu retten? Wie wird auf das Problem aufmerksam gemacht?

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrte Frau D.,

ich danke Ihnen für Ihre Fragen.
Auch wenn die Amazonas-Gebiete sehr weit weg sind, können auch wir tatsächlich etwas tun. Vor Ort sind Umweltschutzorganisationen tätig, die sich über Unterstützung freuen. Außerdem kann jede und jeder von uns mit dem eigenen Konsum dazu beitragen, dass sich etwas ändert.
Brasilien ist inzwischen weltweit der größte Exporteur von Rindfleisch und einer der größten von Soja. Aus Südamerika stammen etwa 80 Prozent der Soja-Importe nach Deutschland. Der größte Teil davon wird als Tierfutter in der konventionellen Landwirtschaft genutzt. Unser Konsum und unsere Art des Wirtschaftens gehören also zu den Gründen für die Brände im Regenwald.
Der Amazonas-Regenwald erlebt mit über 78.000 Bränden allein in diesem Jahr die schwersten Feuer seit mehr als zwanzig Jahren. Dieses einzigartige Ökosystem mit einer unglaublichen Vielfalt an Tier- und Pflanzenarten ist nicht nur wichtig für das Klima in der Region, sondern auf der ganzen Welt. Die „grüne Lunge der Erde“ produziert etwa ein Fünftel des weltweiten Sauerstoffs.
Leider sind großflächige Abholzungen und Brandrodungen des Regenwaldes bereits seit Jahrzehnten an der Tagesordnung. Landspekulanten, riesige Rinder- und Sojafarmen, große Staudamm-Projekte sowie der Abbau von Bodenschätzen fordern immer neue Flächen und bedrohen das sensible Ökosystem. In der Region sind die Folgen schon längst sichtbar: etwa ein Fünftel des Amazonas-Regenwaldes wurde bereits zerstört, die Temperatur ist merklich angestiegen, die Trockenzeit dauert immer länger, die Regenzeit kommt immer später und es fällt weniger Niederschlag.
Deutschland muss zusammen mit den anderen EU-Staaten eine Strategie entwickeln, um die dortigen Regierungen zum Schutz des Regenwaldes zu verpflichten. Als zweitgrößter wirtschaftlicher Partner Brasiliens kann die EU Handelsanreize schaffen, damit sich die Amazonas-Staaten an bereits vereinbarte Klima- und Umweltstandards halten. Mittel für Waldschutzprojekte einzufrieren, wie es das Bundesumweltministerium nun getan hat, schwächt die vielen engagierten Menschen und Projekte, die den Waldschutz vor Ort vorantreiben.
Es gibt aber Beispiele, die zeigen, dass es auch anders geht: von Kleinbauern und auch von Rinderzüchtern, die im Regenwald nachhaltige Landwirtschaft betreiben, das Ökosystem und die Artenvielfalt schützen und fördern. Anfang November durfte ich mir einige solcher Betriebe vor Ort anschauen. Es gibt dort Unternehmen, für die die häufig sehr armen Menschen in den Dörfern im Regenwald Nüsse und Früchte sammeln, die dann beispielsweise zu Kosmetikprodukten wie Seife und Sonnencreme verarbeitet werden. Diese Bewirtschaftung ist sehr schonend und verschafft der Bevölkerung ein dringend benötigtes Einkommen. Davon braucht es mehr. Denn eine rücksichtslos auf ewiges Wachstum setzende Art des Wirtschaftens zerstört nicht nur die Amazonas, sondern den Planeten.

Mit freundlichen Grüßen

Omid Nouripour

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