Frage an Omid Nouripour von Kerstin R. bezüglich Außenpolitik und internationale Beziehungen
Sehr geehrter Herr Nouripur,
ich möchte die Frage von Frau Zwinge-Makamizile aufgreifen.
Sie haben ihr am 14. Mai 2019 geantwortet, dass die internationale Gemeinschaft nicht die Augen verschließen darf vor dem Hunger, dem Medikamentenmangel und dem Mangel an Freiheit, den das venezolanische Volk erduldet.
Meine Frage hierzu ist: Haben Sie die Studie des Washingtoner CEPR (Center for Economic and Policy Research) zur Kenntnis genommen, in der festgestellt wird, dass die von den USA gegen Venezuela verhängten Sanktionen im Zeitraum von 2017/18 zu schätzungsweise 40.000 Toten geführt haben, weil sie die Nahrungsmittel- und Medikamentenknappheit zielgerichtet verschärfen? Wie positionieren Sie sich zu den Aussagen dieser Studie?
Freundliche Grüße
K. R.
Sehr geehrte Kerstin Runge,
vielen Dank für Ihre berechtigte Frage und den Hinweis zur Studie, die ich zur Kenntnis genommen habe. Ich teile die von Ihnen suggerierte Monokausalität nicht, dass Sanktionen zu 40 000 Toten geführt haben sollen. Gleichwohl ist mir die humanitäre Notlage der Menschen in Venezuela schmerzhaft bewusst. Grundsätzlich stehe ich weitreichenden Sanktionen, die der Bevölkerung schaden, sehr kritisch gegenüber. Die politische und wirtschaftliche Lage Venezuelas ist katastrophal und hat die Flucht von nahezu fünf Millionen Menschen befeuert. Dazu hat aus meiner Sicht in erster Linie die menschenverachtende und kleptokratische Politik des Maduro Regimes beigetragen.
Angesichts der derzeitigen Corona-Pandemie und der daraus resultierenden erhöhten Vulnerabilität der VenezolanerInnen, befürworte ich eine Aussetzung der Sanktionen und finanzielle Unterstützung für das Land (auch vom IWF), das für eine Gesundheitskrise dieser Dimension in keiner Weise vorbereitet ist.
Beste Grüße
Omid Nouripour