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Omid Nouripour
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Frage von Harald H. •

Frage an Omid Nouripour von Harald H. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

Sehr geehrter Herr Nouripour,

tolle Idee mit den islamischen Liedern in Weihnachtsmessen. Ich würde mir von einem Bundestagsabgeordneten ehe wünschen, dass er sich für Religionsfreiheit einsetzt. Zur Religionsfreiheit gehört das Recht, seinen Glauben öffentlich zu bekennen. Insbesondere in zahlreichen muslimischen Staaten werden dieses Recht und die Möglichkeit, für die eigenen Glaubensüberzeugungen zu werben, stark eingeschränkt. Dies gilt beispielsweise für die Türkei. Zur Religionsfreiheit gehört das Recht, den eigenen Glauben zu wechseln, oder auch gar keine Religion zu haben. Zahlreiche Staaten insbesondere mit muslimischer Bevölkerungsmehrheit bestreiten dieses Recht. Der Abfall vom Islam (Apostasie) wird in vielen dieser Staaten strafrechtlich verfolgt. Dies gilt beispielsweise für den Iran.

Gemeinsame Lieder ändern an muslimischen Grundwerten (auch in Deutschland) nichts.

Sehen Sie dies anders?

Mit freundlichen Grüßen
Harald Hoffmann

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr Hoffmann,

danke für Ihre Zuschrift. Die Forderung, muslimische Lieder im Weihnachtsgottesdienst zu singen, stammt nicht von mir. Meine persönliche Erklärung dazu finden Sie auf meiner Webseite: http://www.nouripour.de/index.php?option=com_content&view=article&id=1422:debatte-um-weihnachtslieder-nouripour-tausendfach-unterstuetzt&catid=8:weitere-themen&Itemid=19

Für die Religionsfreiheit setze ich mich politisch seit Jahren ein. Das Menschenrecht auf Religions- und Glaubensfreiheit ist Teil der Menschenrechtscharta der Vereinten Nationen und somit weltweit zu achten. Dennoch werden, wie Sie zurecht ansprechen, täglich Menschen aufgrund ihrer religiösen Überzeugung gesellschaftlich diskriminiert und leiden unter massiven staatlichen Repressionen. Betroffen sind davon Anhängerinnen und Anhänger jeglicher Glaubensrichtungen sowie Menschen, die sich zu keinerlei Glauben bekennen. Dem Schutz des Menschenrechts auf Religions- und Glaubensfreiheit muss daher im Rahmen der deutschen und europäischen Außenpolitik, aber auch in der deutschen und europäischen Innenpolitik eine hohe Bedeutung beigemessen werden. Dazu fordern wir die Bundesregierung seit Jahren auf, nicht zuletzt in einem, auch von mir eingebrachten, Entschließungsantrag im Jahr 2010: http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/17/024/1702424.pdf

Das gemeinsame Singen von Liedern trägt sicherlich zum Abbau von Spannungen bei. Wo dies nicht ausreicht, werde ich mich auch weiterhin für Völkerverständigung und die Achtung des Menschenrechts auf Religionsfreiheit einsetzen - in Deutschland, wie in den Krisenregionen dieser Welt.

Mit freundlichen Grüßen,
Omid Nouripour.

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