Frage an Oliver Urban von Chris B. bezüglich Gesundheit
Was will konkret Ihre Fraktion beim Pflegenotstand schnell und effektiv praktisch umsetzen ,um hier Verbesserungen zu bewirken? EIN Tarifvertrag zaubert keine neuen Pflegefachkräfte her und die Löhne dann müssen von den Pflegekassen und Krankenkassen und wie derzeit vom Patienten mitfinanziert werden.Planen Sie eine radikale Reform der Pflegebersicherung? Wenn ja ,wie ? Welche Positionen vertreten Sie bei der Stärkung des ländlichen Raumes mit der Einführung von Wegepauschalen für ambulante Pflegedienste,damit auch dort bedarfsgerecht Pflegedienstleistungen auch in Zukunft stattfinden können? WIRD durch die Landesregierung Sachsen ,wie in Niedersachsen eine Unterstützung hierbei erfolgen falls Sie in Regierungsverantwortung kämen ?Die Kranken- und Pflegekassen verweigern nur in Sachsen deren Vergütung..vehement..und argumentieren.dass in den sehr niedrigen Vergütungen.diese schon einkalkuliert wären, Ein Paradoxum angesichts des sich weiter verschärfenden Pflegenotstandes...MFG C.B.
Ja, wir wollen eine grundlegende Reform der Pflegeversicherung. Als Teilversicherung steigen natürlich auch die Eigenanteile für die Pflege, wenn die – dringend nötigen – Verbesserungen bei Pflegekräften und der Pflege allgemein umgesetzt werden. Das wird in Zukunft nicht mehr funktionieren, wenn wir wollen, dass sich niemand darum sorgen muss im Alter gut gepflegt zu werden. Wir wollen eine Pflegevollversicherung, sodass diese Kosten solidarisch getragen werden. So steht die Gesellschaft gemeinsam füreinander ein. Einen möglichen Weg hat bspw. die Friedrich-Ebert-Stiftung aufgezeigt. Dieser Weg zu einer Pflegevollversicherung wird aber in jedem Fall lang und braucht v. a. eine politische Mehrheit. Eine der Zwischenlösungen für Menschen im Pflegeheim in Sachsen kann für uns ein „Pflegewohngeld“ sein, das für Unterstützung bei den Investitionskosten beantragt und von Sachsen bezahlt werden kann.
Die Kassen müssen laut Gesetz Tariflöhne refinanzieren. Mit einem allgemeinverbindlichen Tarifvertrag werden selbstverständlich nicht plötzlich mehr Pflegekräfte da sein. Aber wir sind in einer Situation, in der wir die Arbeitsbedingungen in der Pflege zum Bestmöglichen verändern müssen – damit diesen wirklich schönen Beruf auch in Zukunft mehr junge Menschen ergreifen. Der Tarifvertrag wird dafür nicht der einzige Weg sein, aber ein wichtiger Schlüssel. Denn er kann neben einem anständigen Lohn eben auch Fragen des verlässlichen „Frei-Habens“ und damit Planbarkeit für die eigene Familie garantieren. Und so die aktuell unschönen Seiten in der Pflege ausgleichen, die viele spüren. Denn eigentlich pflegen Pflegekräfte doch aus tiefster innerer Überzeugung, können aber v. a. wegen fehlender Zeit oft ihrem eigenen Anspruch nicht mehr gerecht werden. Daneben muss etwa die neue Pflegeausbildung vernünftig umgesetzt werden, sodass sie für junge Menschen wirklich attraktiv ist. Es sind auch die vermeintlich kleinen Dinge, die wichtig sind – wie die vielen tollen Gesichter der Pflege nach außen tragen und klar zeigen, dass dahinter Geschichten von Wärme, Solidarität und Empathie stecken. Und damit auch zeigen, was den Pflegeberuf so schön für die Pflegekräfte macht.
Bei den Wegepauschalen brauchen wir eine bessere Vergütung. Gerade in den ländlichen Regionen dürfen wir uns auf diese Art nicht die Pflegedienste kaputt machen, die den Job dort machen. Die teils langen Wege sind letztlich auch ein wirklich deutlicher Unterschied dazu, wie etwa ein Pflegedienst in einer großen Stadt arbeiten kann. Das kostet einfach Zeit und damit auch Geld.
Oliver Urban