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Oliver Kaczmarek
SPD
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Frage von Matthias M. •

Frage an Oliver Kaczmarek von Matthias M. bezüglich Wirtschaft

Guten Tag Herr Kaczmarek,

Ihre Haltung zu einem Thema, das in der öffentlichen Diskussion bisher kaum vorkommt, interessiert mich besonders: Die Digitalisierung. Hierunter werden die unterschiedlichen technologischen Entwicklungen wie Automatisierung, Vernetzung oder Big Data Analysen zusammengefasst.
Durch die fortschreitende Digitalisierung wird sich die Arbeitswelt und auch die Gesellschaft wandeln. Sicherlich ist Ihnen die Studie von Osborne und Frey (The future of employment: how susceptible are jobs to computerisation?) bekannt, aus der folgt, das 47% aller Berufe bis 2030 obsolet sein werden. Weitere Studien zu diesem Thema kommen zu ähnlichen Ergebnissen (siehe Wissenschaftlicher Dienst des Bundestages: WD 6 – 3000 - 035/16).
Nun meinen Fragen: Wie gedenken Sie auf diese Entwicklung zu reagieren? Wie wollen Sie verhindern, dass 2030 die Arbeitlosenquote über 50% steigt? Wie können die Sozialsysteme eine solche Entwicklung aushalten? Wie kann der Staat weiter funktionieren, wenn Arbeit nicht mehr zur Erwirtschaftung von Erträgen benötigt wird, aber die einzige wesentliche Einnahmequelle bleibt? Wie können die Bürger vor ungewollter Nutzung oder Missbrauch ihrer Daten geschützt werden? Wie sollte dieser Umbau der Gesellschaft durch Gesetze reguliert werden und wie soll die Kontrolle darüber erfolgen?
Die Beantwortung dieser Fragen halte ich für die wichtigste Herausforderung an Sie als Politiker, da die Auswirkungen auf die Gesellschaft durchaus in einem vergleichbaren Umfang wie bei der Industrialisierung im 19. Jhdt. Zu erwarten ist. Bitte erläutern Sie Ihre Ansichten, sowie die Ihrer Partei.

Herzlichen Dank,

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Antwort von
SPD

Sehr geehrter Herr M.,

vielen Dank für diese wichtige Frage zur Veränderung der Arbeitswelt durch die Digitalisierung. Sie sprechen damit eine der zentralen Herausforderungen an, vor der wir als moderne Gesellschaft stehen. Die Studien, die Sie benennen, sind mir bekannt. Ich möchte Sie aber gerne auch auf die Publikation des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales mit dem Titel „Arbeit 4.0“ hinweisen, die Sie unter folgender Adresse abrufen können: http://www.arbeitenviernull.de/

In einem groß angelegten Diskussionsprozess unter Beteiligung von Wissenschaftlern, Vertretern von Gewerkschaften und aus der Wirtschaft, sowie der interessierten Zivilgesellschaft wurden Fragen besprochen, wie auch Sie sie formuliert haben. Die Ergebnisse halte ich für wegweisend bei der Gestaltung der Digitalisierung. Eine zentrale Erkenntnis ist, dass auch durch eine fortschreitende Automatisierung und Digitalisierung nicht das Ende der Arbeit eingeläutet wird. Vielmehr verschieben sich die so genannten Tätigkeitsprofile von Beschäftigten. Zum Beispiel werden weniger Menschen im Bereich „Herstellen und Produzieren“ benötigt, dafür jedoch mehr im Bereich „Überwachen und Kontrollieren“. Um diesen Wandel zu gestalten, müssen wir vor allem in Weiterbildung und Qualifizierung investieren.

Für die SPD-Bundestagsfraktion habe ich eine Arbeitsgruppe geleitet, die sich unter dem Titel #NeueChancen mit der Frage auseinandergesetzt hat, wie wir in Zukunft Bildungschancen eröffnen können. Die Zukunft der Weiterbildung haben wir unter dem Titel „Qualifizierung 4.0“ behandelt. Die Ergebnisse finden Sie hier: http://www.spdfraktion.de/system/files/documents/web_pos_1716_chancen_weiterbildung.pdf

Zusammenfassend gilt es mit einer Strategie „Qualifizierung 4.0“ folgende Ziele zu erreichen: eine Kultur neuer Chancen zu etablieren, die Qualität in der Weiterbildung zu sichern und zu entwickeln, den Zugang zu Weiterbildung zu erleichtern und lebensbegleitendes Lernen nachhaltig zu finanzieren. Wir wollen die Arbeitslosenversicherung in eine Arbeitsversicherung umwandeln, die Menschen schon bei einer drohenden Arbeitslosigkeit durch gezielte Weiterbildungsangebote neue Beschäftigungsmöglichkeiten bietet und so Arbeitslosigkeit verhindert. Im Rahmen einer Weiterbildungsberatung sollen individuelle Kompetenzen festgestellt werden, um ein gezieltes Angebot zur Weiterentwicklung der beruflichen Karriere machen zu können. Mit dem Arbeitslosengeld Q wollen wir einen ersten Schritt machen, um mehr Weiterbildung zu fördern, indem das Arbeitslosengeld I bis zu zwei Jahre länger bezogen werden kann, wenn eine Weiterbildung in Anspruch genommen wird. Und nicht zuletzt haben wir ein so genanntes persönliches Erwerbstätigenkonto, das auch unter dem Begriff Chancenkonto bekannt ist, in die Debatte eingebracht. Dieses Konto soll mit einem Betrag von bis zu 20.000 Euro pro Erwerbstätigem gefüllt sein, um daraus Weiterbildung, Existenzgründungen oder auch Sabbaticals finanzieren zu können.

In der kommenden Wahlperiode wird sich entscheiden, welche Weichen wir für die Digitalisierung stellen werden.

Mit freundlichen Grüßen
Oliver Kaczmarek

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