Frage an Olaf Rose von Daniel H. bezüglich Familie
Sehr geehrter Herr Dr. Rose,
wie beabsichtigen Sie nach der Bundestagswahl mit dem Thema "Wehrpflicht" zu verfahren? Wollen Sie diese in ihrer jetzigen Form beibehalten, sie aussetzen, oder gar ganz abschaffen? Durch die Politik wird zwar immer wieder behauptet, dass nach wie vor die Wehrgerechtigkeit gegeben sei, wer sich allerdings einmal wirklich damit auseinandersetzt oder gar selber davon betroffen ist, kann dies nicht wirklich nachvollziehen. An welcher Stelle soll es denn gerecht sein, wenn ein HartzIV-Empfänger zu Hause sitzt, weil seine beiden Brüder schon gedient haben, aber eine berufstätiger junger Mann, der mitten in der Familienplanung steckt, aus seinem Job gerissen wird, weil er einfach das Pech hatte, der Erstgeborene zu sein? Das hat in meinen Augen weder etwas mit Gerechtigkeit noch mit sozialem Verhalten zu tun.
Vielen Dank schon im Voraus für ihre Antwort und freundliche Grüße,
Daniel Hahn
Sehr geehrter Herr Hahn,
um mit einem Thema nach der Wahl nach eigenen Vorstellungen "verfahren" zu können, müßte der NPD vom Wähler Regierungsverantwortung übertragen werden. Bei allem Optimismus: Ich rechne zwar mit einem Einzug in den Bundestag, nicht aber mit dem Einzug in eine Regierungskoalition. Daher kann ich Ihnen nur meine Vorstellungen umreißen, diese dafür aber unter zwei Gesichtspunkten: dem der Wehrpflicht und dem der sozialen Gerechtigkeit.
Als ehemaliger Zivildienstleistender und aus Einsicht in die Verteidigungsfähigkeit eines Gemeinwesens späterer Offizier der Bundeswehr stehe ich zunächst einmal positiv zur allgemeinen Wehrpflicht. Auch wenn durch die technologische Entwicklung das Zeitalter der Massenheere überholt zu sein scheint, glaube ich an die gemeinschaftsbildende und -stärkende Wirkung der Wehrpflicht, ganz abgesehen von einer scheinbar notwendigen körperlichen Ertüchtigung weiter Kreise, denkt man daran, daß 40 % der Angehörigen der "Parlamentsarmee" Bundeswehr inzwischen übergewichtig sind. Daß die Wehrgerechtigkeit inzwischen eine groteske Schieflage erreicht hat, ist unbestritten, ausnahmslose Gerechtigkeit zu erzielen, ist allerdings seit Einführung der Wehrpflicht im Frankreich der Revolution von 1792 noch in keinem europäischen Land geglückt.
Ob die Beispiele, die Sie anführen, allgemeine Praxis oder Zufall sind, kann ich von hier aus nicht übersehen. Mein Standpunkt aber ist der, daß für Männer die allgemeine Wehrpflicht Geltung haben sollte, für Frauen (auch das ist Wehrgerechtigkeit!) und für Männer, die den Wehrdienst ablehnen, sollte ein allgemeiner ziviler Ersatzdienst verpflichtend sein. Dies würde nicht nur den Gedanken an eine soziale Verpflichtung des Einzelnen seinem Staat und seinen Landsleuten gegenüber in Erinnerung rufen, es würde auch den sich anbahnenden Pflegenotstand lindern helfen, also eine Art Generationengerechtigkeit befördern.
Härtefälle müßten von einem Schiedsgericht abgeklärt werden, wobei natürlich die Einberufung keine Ausbildungszeiten unterbrechen sollte, sondern zurückgestellt werden kann (dann aber auch nachgeholt werden muß!). Eine Ausnahme könnte allerdings sein, daß ein Familienvater, der bis zu seinem 25. Lebensjahr zwei Kinder gezeugt hat und diese gemeinsam mit seiner Ehefrau verantwortungsvoll erzieht, vom Wehrdienst befreit wird, denn zur Abwendung der demographischen Katastrophe kann ich mir auch gut Wehrpflichtausnahmen vorstellen. Aber nur dazu...
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Olaf Rose