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Olaf Böttger
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Frage von Danae C. •

Frage an Olaf Böttger von Danae C. bezüglich Bildung und Erziehung

Sehr geehrter Herr Böttger,

Sie sind also der Meinung, dass dieses neue Schulsystem nicht gerecht für intelligente Kinder sei, weil es in unserer Zeit keine gleichen "Spracheingangsvoraussetzungen" gebe.
Dem kann ich nicht zustimmen. Gerade Kinder lernen, wenn sie gefördert werden, sehr schnell eine neue Sprache, z.B. deutsch. Dies ist kein wirklicher Grund, weshalb das neue Schulsystem nicht zu unterstützen sei.
Nicht nur Studien, sondern auch andere Länder zeigen, dass unser Schulsystem nicht mehr akzeptabel ist.
Kinder werden schon nach der 4. Klasse auf die drei verschiedenen Stufen verteilt. Wie soll gerechtfertigt werden, dass ein Kind was kaum gefördert wurde auf der Hautschule landet (jeder weiß, wie motivierend und fördernd der Unterricht auf der Hauptschule ist) und keine Möglichkeit eines ordentlichen Abschlusses hat, der dem Kind eine bessere Zukunft sichert. Viele Jugendliche erreichen nur einen schlechten Hauptschulabschluss oder gar keinen.
In einem einheitlichen Schulsystem würden diese Jugendliche, wie alle, den eigentlichen "Realschulabschluss" erreichen. Sie würden alle gleich gefördert und hätten alle die Vorraussetzung für eine gute Ausbildung. Nach dem ersten Abschluss können "intelligentere" Jugendliche ihr Abi machen.
Was ist an dieser Gerechtigkeit falsch?
Skandinavien zeigt doch, wie gut und fördernd dieses System ist.
Somit verstehe ich auch nicht, wie sie mit ihrem Gewissen entscheiden können. Sie sagen somit, dass sie nicht für andere Meinungen offen sind und keine Argumente vorweisen können.
Ich weiß nicht, ob man bei einer solchen Entscheidung - die Entscheideung um die Zukunft der Kinder - nur mit seinem Gewissen entscheiden kann.
Wollen Sie wirklich mit ihrem Gewissen entscheiden?

Mit freundlichen Grüßen und einen guten Rutsch ins neue Jahr
D. Christodoulou

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Antwort von
CDU

Sehr geehrte Frau Christodoulou,

ich möchte meine Antwort mit dem Abdruck eines Interviews aus der "Zeit" zu dem CDU - Schulformmodell beginnen:
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"Mit Abstand das intelligenteste Konzept"

Entsteht im Norden das Schulschlaraffenland? Die Hamburger CDU will kleine Klassen, beste Ausstattung und nur noch zwei Schulformen. Ein Gespräch mit dem Bildungshistoriker Heinz-Elmar Tenorth

DIE ZEIT: In Hamburg haben die regierenden Christdemokraten eine weit reichende Bildungsreform beschlossen. Sie wollen die Schulformen, die heute nebeneinander existieren, auf zwei reduzieren: das Gymnasium und eine neue Stadtteilschule. Bahnt sich nach Jahrzehnten des Streits um die Schulstruktur damit ein historischer Kompromiss an?

Heinz-Elmar Tenorth: Das könnte durchaus sein. Ich war sehr angetan, als ich das Papier der Hamburger CDU las. Es ist bei Weitem das intelligenteste Konzept, das mir seit langem zu diesem in Deutschland so quälenden Thema begegnet ist.

ZEIT: Woher die Begeisterung?

Tenorth: Die sogenannte Stadtteilschule soll ja nicht nur Haupt-, Real- und Gesamtschule unter einem Dach vereinen. Diese Idee hatten auch andere, und in einigen Bundesländern existiert dieses Modell bereits. In die Hamburger Stadtteilschule sollen darüber hinaus auch die beruflichen Gymnasien und die Aufbaugymnasien integriert werden. Das ist qualitativ etwas völlig Neues.

ZEIT: Inwiefern?

Tenorth: Weil die Stadtteilschule damit die Möglichkeit zum Abitur eröffnet. Damit ist die unterschiedliche Wertigkeit der Schulformen – hier das Gymnasium für die zukünftigen Akademiker, dort die anderen Schulformen für die praktischen Berufe – zumindest abgemildert. Funktional hebt die Hamburger CDU die Mehrgliedrigkeit des Schulsystems damit sogar auf, und zwar ohne das Gymnasium abzuschaffen. Das nenne ich intelligent.

ZEIT: Wieso intelligent?

Tenorth: Das Modell schreibt den Eltern zu Recht nicht vor, dass sie ihr Kind auf eine Einheitsschule schicken müssen. Ihnen bleibt nach der vierten Klasse weiterhin die Wahl zwischen zwei Schulformen, die jedoch im Prinzip beide bis zum Abitur führen können. Das Gymnasium in acht Jahren und die Stadtteilschule nach neun Jahren.

ZEIT: Die frühe Auslese der Schüler korrigiert das Modell jedoch nicht?

Tenorth: Das stimmt. Aber sie kann später leichter korrigiert werden. Wer heute nach Klasse vier auf eine Haupt- und Realschule kommt, schafft nur im Ausnahmefall später den Sprung aufs Gymnasium.

ZEIT: Werden Hauptschüler zu besseren Lernern, wenn man sie zusammen mit Realschülern in eine Schule steckt?

Tenorth: Natürlich nicht, auch wenn das höhere Anregungsniveau ihren Leistungen durchaus zu gute kommen kann. Viel wäre ja bereits erreicht, wenn es die Stadtteilschulen in schwierigen Vierteln schaffen würden, dass alle Schulabgänger so lesen, rechnen und schreiben könnten, wie es für eine Berufsausbildung nötig ist. Genau daran mangelt es vielen Hauptschülern, wie wir wissen.

Soviel zu unserem Modell aus dem berufenem Munde vom Bildungshistoriker Heinz-Elmar Tenorth
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Wir fordern:

Gleiche Chancen - ja! Gleichmacherei - nein!

Die CDU will, dass alle Kinder in Hamburg die gleichen Chancen haben. Das ist einfach gesagt – und sehr schwer umzusetzen. Wir haben daher ein ganzes Bündel von Maßnahmen ergriffen, um zu mehr Bildungsgerechtigkeit zu kommen.

Zum Beispiel:

- Ausbau der Kindertagesbetreuung – wir geben dafür 102 Millionen Euro mehr aus als SPD und GAL im Jahr 2001.
- Einführung von Bildungsplänen in der Kita und der Vorschule.
- Einführung einer Viereinhalbjährigen-Untersuchung, um Förderbedarf früh festzustellen.
- Einführung verbindlicher Sprachförderkurse und eines verbindlichen Vorschulbesuches für Kinder mit nicht ausreichenden Deutschkenntnissen, damit sie ab Klasse 1 mithalten können.
- Verdoppelung der Zahl der Ganztagsschulen seit 2001.
- massive Reduzierung der Klassengröße in den sozial schwierigen Stadtteilen.
- mehr Erzieher für die Ganztagsgrundschulen.

Am Ende von Klasse 4 haben Hamburgs Schülerinnen und Schüler heute einen Lernstandsunterschied von mehreren Jahren. Wir sind daher fest davon überzeugt: Mehr Bildungsgerechtigkeit bekommen wir nicht durch eine Einheitsschule ab Klasse 5, sondern durch intensive und konsequente Frühförderung.

Diesen mühsamen, aber richtigen Weg wollen wir weitergehen.

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Wie sieht nach unserer Meinung die Alternative aus:

Im Falle einer rot-grünen oder gar rot-rot-grünen Regierung droht Hamburg die Einführung einer „Einheitsschule“ und damit die Abschaffung aller Gymnasien – auch wenn sich dann einige Einheitsschulen zur Verwirrung der Eltern weiterhin „Gymnasium“ nennen dürfen.

Es gäbe dann binnen weniger Jahre nur noch eine einzige Schulform – mit kaum kalkulierbaren Folgen:

Alle bestehenden Strukturen würden zerschlagen: Die Gymnasien verlören ihre Oberstufen, Lehrerkollegien würden auseinander gerissen, zahlreiche Schulen würden geschlossen – Hamburgs Schulen droht m. E. dann ein jahrelanges Chaos.

Hamburgs Lehrer sind für die Einheitsschule nicht ausreichend ausgebildet – die Schüler müssten die Folgen ausbaden. In der Einheitsschule würden Förderschüler und Hochbegabte in einer Klasse sitzen
– ohne bessere Ausstattung und ohne eine ausreichende Lehrerfortbildung.

Schlimmer noch: Statt Stadtteilschulen besser auszustatten, wäre die Ausstattung der Einheitsschule überall gleich. Die Folge: Die heutigen Gesamtschulen sowie die Haupt- und Realschulen hätten sogar größere Klassen als heute.

Staatliche Bevormundung: Eltern dürften nicht mehr über den Bildungsweg ihrer Kinder entscheiden.

Ein Blick ins Ausland zeigt: Einheitsschulen führen zu mehr Ungerechtigkeit. Reiche Kinder gehen dann auf die teure Privatschule, arme Kinder auf die schlechte staatliche Einheitsschule.

Mit freundlichen Grüßen und ein frohes neues Jahr

Olaf Böttger