Frage an Olaf Böttger von Marie E. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Sehr geehrter Herr Böttger,
ich verfolge seit einiger Zeit die Diskussion um das Feierabend-Parlament in den Medien. Hamburg ist das einzige Bundesland mit einem solchen Parlament.
Sind sie dafür oder dagegen?
Nennen Sie bitte Gründe!
Vielen Dank und mit freundlichen Grüßen,
Marie Erdmann
Liebe Frau Erdmann,
Hamburg hat, wie Sie richtig bemerkten, als einziges Bundesland ein Feierabendparlament. Ich bin uneingeschränkt für ein solches, weil es allen Bevölkerungsgruppen, die Chance zur Mitgestaltung des Staates eröffnet, ohne den eigentlichen Beruf oder den Broterwerb dauerhaft zu gefährden.
Wer möchte schon nur von der Politik abhängig sein? Ich jedenfalls nicht. Wer abhängig ist, verhält sich bei Entscheidungsfindungen und Abstimmungen anders, da er immer auch auf seine Wiederwahl achten muß. Sicherlich achte ich natürlich gelegentlich auch darauf, aber ich fühle mich deutlich freier in meinen Entscheidungen.
Es gibt ein böses Sprichwort das da sinngemäß etwa so lautet. "Das Parlament ist häufig leer, aber es ist immer voller Lehrer."
Nichts gegen Lehrer und Beamte, aber ich denke, daß man in der Politik eben den Erfahrungshorizont von allen Bevölkerungsschichten braucht. Dazu gehören dann selbstverständlich auch Arbeiter, Angestellte und Unternehmer. Menschen, die mit beiden Beinen im Leben stehen wissen, wie es an der Basis aussieht und pflegen einen anderen Umgang mit Problemen.
Die Diäten im Hamburger Feierabendparlament sind auch eher gering und daher für "Abstauber - Typen" glücklicherweise nicht reizvoll. Für die Qualität der Abgeordneten kann dies m.E. nur zweckdienlich sein. Um seiner Abgeordnetentätigkeit einigermaßen angemessen nachzukommen, bedarf es schon einer ganzen Portion Idealismus und persönlicher Opferbereitschaft. Mich ärgern daher auch häufig die pauschalen Angriffe auf die Politiker. Alles wird kurzerhand immer über einen Kamm geschoren und es wird von einzelnen schwarzen Schafen leicht auf die ganze Herde geschlossen. Ich denke ein Feierabendparlament schützt in vielen Dingen vor der Politikverdrossenheit.
MfG
Olaf Böttger
Angestellter im Finanz - und Rechnungswesen