Frage an Olaf Böttger von Janosch R. bezüglich Gesundheit
Sehr geehrter Herr Böttger,
zunächst ein Kompliment, Sie demonstrieren hier Demokratieverständnis wie ja viele der CDU hier durchaus nicht.
Die Alkoholproblematik in Ehren, aber in der Klasse meines Sohnes trinkt nicht einer, aber rd. 30% kiffen und nehmen Amphitamine, Kokain und anderes.
Da die Anstrengungen der Prävention (auch bei der SPD) offenbar in den letzten Jahren im gleichen Maß gefallen ist, wie die Drogenproblematik bei den Jugendichen in Hamburg gerade explodiert, würde ich gerne wissen, was sie hier wie bewirken wollen. Das ist doch kein Zustand????
Wenn wir so weitermachen, sind bald 50% der Kids Drogenkonsumenten?
Als Arbeitgeber finde ich heute schon kaum noch Leute mit klarem Kopf - das müssten Sie doch in Ihrem Job auch täglich beobachten.
Wir Eltern sind JETZT ratlos und haben keine Zweitkinder für bessere Zeiten oder Personen mit Fachkenntnis zum Thema.
Sehr geehrter Herr Rose,
zunächst erst einmal vielen Dank für das Kompliment.
Hinsichtlich der Entwicklung der Drogentoten haben wir in Hamburg glücklicherweise seit einiger Zeit einen positiven Trend.
Die Zahl der Drogentoten ist auf den niedrigsten Stand seit 1987 zurückgegangen! Im vergangenen Jahr starben in Hamburg "nur" noch 60 Menschen an den Folgen ihrer Sucht. 2003 hatte es dagegen noch 64 Opfer gegeben. Damit hält ein jahrelanger Trend an.
Dieser erneute Rückgang um mehr als sechs Prozent zeigt m.E. deutlich, daß die Zielrichtung der von uns getroffenen drogenpolitischen Maßnahmen richtig ist. Ich werte dies als einen klaren Erfolg für die ausstiegsorientierte Drogenpolitik des Senats und natürlich auch als einen Erfolg der konsequenten Bekämpfungsstrategie der Hamburger Polizei gegen die Drogenkriminalität. Der Rückgang der Zahl der Drogentoten hängt aber natürlich auch und dies sei hier natürlich nicht verschwiegen vom geänderten Konsumverhalten der Süchtigen ab. Das lange Zeit die Szene beherrschende Heroin, spielt mittlerweile nur noch eine untergeordnete Rolle. Heute nehmen Süchtige vermehrt "Crack" oder synthetische Drogen. Diese führen eher zu Langzeitschäden.
Diese "positive Entwicklung" darf uns aber nicht ruhen lassen!
Bei der Bekämpfung von Sucht darf man grundsätzlich keinen Unterschied machen zwischen illegalen und legalen Drogen!
Hier hat man in der Vergangenheit gesündigt!
Man hatte oftmals nur sehr einseitig seinen Blick auf den Bereich der illegalen Drogen (weil ja so augenfällig und pressewirksam) gerichtet und was noch schlimmer war,diese Drogensüchtigen dann auch nur mehr oder weniger verwaltet. Man hatte zu Recht mit Methadon substituiert, aber die finale Ausstiegsorientierung - als eigentliches Ziel der Therapie / Behandlung - wurde m.E. nur eher nachrangig betrieben. Dies war m.E. ein großer Fehler.
Die Alkoholiker, die Spielsüchtigen und die Tablettenabhängigen hatte man eher nicht auf der Rechnung. Dieses ist unter unserer Regierung heute anders geworden.
Deutlich mehr Menschen sterben nämlich an den Folgen des Alkoholmißbrauchs und an den Folgen des Rauchens.Wir setzen uns daher unter Präventionsgesichtspunktenz.B. für rauchfreie Schulen ein und besteuern Alcopops deutlich höher.
Sucht beginnt bekanntlich im Kopf und viele Wege führen über die legale Droge zur illegalen.
Prävention und Ausstiegsorientierung müssen die Schwerpunkte unserer Arbeit sein.
Wir müssen ferner versuchen die Erreichbarkeit von Drogen zu erschweren.
Das heißt z.B. im Klartext auch die konsequente Zerschlagung der Drogenszene, wo immer sie auftritt und die konsequente Verfolgung des Dealerunwesens. Seit unserem Regierungsantritt wurde die Zahl der inhaftierten Drogendealer nahezu verdoppelt. Ich meine, auch dies ist ein kleines Erfolgskennzeichen. Eine Freigabe von Cannabis für unsere "lieben Kleinen" in der Apotheke, wie etwa von der GAL gefordert, ist für mich persönlich in diesem Zusammenhang überhaupt nicht akzeptabel und mehr als nur "grob fahrlässig"!
Prävention heißt für mich auch, konsequente Vorstellung des Elends in Schulklassen.Hier laufen bereits Gespräche mit Selbsthilfegruppen. Wer das Elend leibhaftig vorgeführt bekommt, vergißt es so schnell nicht wieder.
Therapieeinrichtungen müssen zukünftig ihre Behandlungen fallbezogen koordinieren und nicht wie bisher nebeneinander her arbeiten. Es wird leider immer süchtige "Drehtür - Patienten" geben, die nicht therapierbar sind, aber eine Ernsthaftigkeit zum Ausstieg muß beim Süchtigen erkennbar sein, sonst werden nur staatlich Mittel vergeudet. Diese Problematik ist so umfassend, daß ich Ihnen gar nicht alle Argumente in so ein paar Sätze kleiden kann. Ich hoffe aber, daß ich Ihnen hiermit schon mal einige deutliche Unterschiede zur Oppositionspolitik aufzeigen konnte.
MfG
Olaf Böttger