Frage an Özcan Mutlu von Philipp M. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Sehr geehrter Herr Mutlu,
ich bin Deutscher und ich lebe seit meiner Geburt in Berlin. Da ich schon einige Jahre älter bin wie Sie, kenne ich das Berlin aus vergangenen Zeiten. Ich bin gewiß kein Ausländerfeinlicher Mensch oder Rassist, aber ich sehe, und dies sagen viele deutsche Berliner, dass die Stadt mehr und mehr von Ausländern bewohnt wird. Dies geht soweit, dass es Stadtteile und Bezirke gibt, in denen man als deutschsprachiger ohne andere Sprachkenntnisse sich praktisch nicht mehr aufhalten kann, da es schon Glück ist auf Deutsche oder deutschsprachige zu treffen. Kann so eine Entwicklung sinnvoll sein? Tritt Ihre Partei und auch Sie für eine solche Entwicklung ein, bzw. warum verwehren Sie und Ihre Partei sich gänzlich diesen Fakt anzuerkennen?
Mit freundlichen Grüßen
Philipp Maritz
Sehr geehrter Herr Maritz,
vielen Dank für Ihre Frage. In Bezug auf die Sprache kann ich Ihre Sorge verstehen - ich werde später darauf eingehen. Ich kann jedoch nicht nachvollziehen, dass Sie von Glück sprechen, wenn Sie ausschließlich auf Deutsche treffen wollen. Deutschland ist ein Einwanderungsland und gerade unsere Metropole Berlin lebt von der Vielfalt und unserer multikulturellen Gesellschaft. Mein Motto ist: Integration statt Ausgrenzung - Miteinander statt Nebeneinander. Unsere BürgerInnenn mit Migrationshintergrund prägen und gestalten das Bild von Berlin seit Jahren und füllen es mit Leben. Die ImmigrantInnen und Ihre Kinder müssen als gleichberechtigte Bürgerinnen und Bürger willkommen sein und als Bereicherung für die Stadt wahrgenommen werden. Gemeinsam müssen wir uns für das Gelingen der Integration anstrengen: die aufnehmende Gesellschaft und die Migrantinnen und Migranten müssen sich der großen Herausforderung der Integration stellen. Beide Seiten haben ihren Teil dazu beizutragen, dass alle Menschen, die in Deutschland leben, endlich volle Teilhabechancen bekommen. Auf dieser Grundlage wollen wir Integration konkret gestalten. Mehr dazu unter: http://www.gruene-fraktion-berlin.de/cms/default/dok/114/114863.integrationspolitik_konkret.htm
Ich stimme Ihnen zu, dass sich im Bereich des Spracherwerbs unbedingt etwas ändern muss. Die Sprachförderung muss im Kita-Bereich früher beginnen und professionalisiert werden. Hierzu müssen ErzieherInnen qualifiziert werden, muttersprachliche ErzieherInnen und spezielle Sprachfördermaterialien eingesetzt werden. Sprachfördermaßnahmen vor der Einschulung müssen intensiviert werden, d.h. Vorziehen der Sprachstandserhebungen und Verlängerung/Erweiterung der vorschulischen verpflichtenden Sprachförderkurse... Wir müssen auch die Eltern dafür gewinnen und wenn es notwendig ist, müssen wir auch die Eltern bilden. Mehr dazu unter: http://www.gruene-fraktion-berlin.de/cms/default/dok/58/58818.sprachfoerderung_auch_in_der_kita.htm
und: http://www.gruene-fraktion-berlin.de/cms/default/dok/88/88647.integration_in_berlin.htm
Natürlich wissen wir, dass unsere Vorschläge Geld kosten, eine bessere Bildung gibt es nicht umsonst. Daher fordern wir, dass von den Mehreinnahmen, die das Land Berlin in den kommenden Jahren erzielen wird, jeder fünfte Euro in die Bildung investiert wird. Sie sehen, Bündnis 90/Die Grünen haben kein Problem, die Realität anzuerkennen und mit guten Konzepten eine Verbesserung anzustreben.
Mit freundlichen Grüßen,
Özcan Mutlu