Frage an Özcan Mutlu von Knut K. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Sehr geehrter Herr Mutlu!
Ich habe festgestellt, dass in den meisten arabisch geführten Geschäften meiner Nachbarschaft in den letzten Tagen intensiv mit dem Bild des Islamistenführers Nasrallah geworben wird. Mit den Regeln der freiheitlich demokratischen Grundordnung als Basis unseres gesellschftlichen Zusammenlebens ist dieses nicht gerade vereinbar. Der Versuch, gemeinsam etwas zu orgnaisieren um sich gegenseitig kennenzulernen und Ängste abzubauen ist bei uns in der Nachbarschaft grandios gescheitert. Was würden Sie tun, um die tatsächlich vorhandene gegenseitige (nicht einseitige!) Ausgrenzung zu beheben? Sehen Sie auch nach dem Scheitern unser Bemühungen in der nächsten Nachbarschaft Möglichkeiten der Integration, die nicht nur zu Lasten des Steuerzahlers gehen?
Mit freundlichen Grüßen
Knut König
Sehr geehrter Herr König,
ich danke Ihnen für die Anfrage und bitte Entschuldigung für die späte Beantwortung. Ich verstehe Ihre Frustration und freue mich, dass Sie noch nicht aufgeben wollen.
In unserer Einwanderungsstadt Berlin ist Integration die zentrale Herausforderung. MigrantInnen müssen als Bereicherung für die Stadt wahrgenommen werden, sie müssen als gleichberechtigte BürgerInnen willkommen sein. Natürlich unter der Prämisse, dass die ZuwanderInnen das Grundgesetz als Grundlage für ein friedvolles Zusammenleben akzeptieren. Bei Personen, die ein Poster von Nasrallah aufhängen, kann eventuell davon ausgegangen werden, dass diese mit manchen unserer elementaren Grundwerte nicht übereinstimmen. Das ist keine Grundlage für die Integration. Ich habe ein Problem damit, dass Menschen die seit Jahrzehnten hier leben, sich mit ihren Füßen auf deutschem Boden befinden, mit ihren Köpfen dagegen noch in der Heimat leben. Hier davon ausgegangen werden, dass die Integration gescheitert ist, daher sind von b e i d e n Seiten mehr Anstrengungen für das Gelingen der Integration nötig. Allerdings möchte ich bei dem vorliegendem Fall vor einer Verallgemeinerungen warnen, dafür ist der Konflikt im Nahen-Osten zu komplex und kompliziert.
Dennoch haben Sie recht, Integration ist ein wechselseitiger Prozess. Alle müssen wollen - MigrantInnen müssen, genau wie die Angehörigen der Mehrheitsgesellschaft, Verantwortung übernehmen und sich für Integration einsetzen. Integration heißt für mich Partizipation und Teilhabe bzw. Übernahme von gesellschaftlicher Verantwortung.
Wie ich auch schon einem vorherigen Interessenten von kandidatenwatch mitgeteilt habe, möchte ich auch Ihnen unsere Konzepte mit der Überschrift "Integrationspolitik konkret: 15 Vorschläge für Berlin" empfehlen. Dieses Papier finden Sie unter: www.gruene-fraktion-berlin.de
mit freundlichen Grüßen,
Özcan Mutlu