Frage an Özcan Mutlu von Christy K. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Lieber Herr Mutlu,
Finden Sie es nicht komisch dass, Sie als ausländischer herkünft als TÜRKE für deutsche landtagswahl zu kandidieren.
Wurden Sie es erlauben, einen echte deutsche in TÜRKEI zu landtagswahlen zu kandidieren,wenn er länger dort lebt?
Liebe Frau Kanagaratnam,
seit 33 Jahren lebe ich in Kreuzberg, dem buntesten und vielfältigsten Berliner Bezirk. Gleich nach meiner Einbürgerung 1990 wurde ich für die Grünen in die Kreuzberger Bezirksverordnetenversammlung gewählt, seit 1999 vertrete ich unseren Bezirk im Berliner Abgeordnetenhaus.
Auch wenn ich nicht in Deutschland geboren bin, über 90% meines Lebens habe ich in Deutschland verbracht und fühle mich daher verpflichtet, als deutscher Bürger (auch mit Migrationshintergrund) mich für Deutschland bzw. Berlin einzusetzen. Gerade mein Migrationshintergrund hilft in meinem Amt als bildungspolitischer Sprecher, die Wichtigkeit und Sensibilität vieler Themen zu erkennen, die sonst wahrscheinlich nicht bzw. erst später wahrgenommen und behandelt werden würden. Bildungspolitik ist für mich Integrationspolitik!
Meine persönliche Erfahrung als Berliner türkischer Herkunft zeigt mir immer wieder, dass sich hier noch vieles ändern muss, damit sich beispielsweise Fragen wie Ihre erübrigen. Dafür kämpfe ich. Und genau deswegen ist es wichtig, dass die Menschen, die hier gemeinsam leben, egal ob mit oder ohne Migrationshintergrund, Politik machen und gesellschaftlich Verantwortung übernehmen, schließlich ist die Integration ein wechselseitiger Prozess und keine Einbahnstraße.
Ihre zweite Frage beantwortet sich somit von selbst, natürlich sollen sich auch MigrantInnen mit deutschem Migrationshintergrund für die Politik des Landes, in dem sie leben und arbeiten, einsetzen.
Gleiche Rechte für alle, Bürgerrechte für alle, nicht mehr und nicht weniger - das ist meine Politik!
Mit freundlichen Grüßen
Özcan Mutlu