Frage an Nikolaus Kleine von Christiane L. bezüglich Arbeit und Beschäftigung
Sehr geehrter Herr Kleine,
seit Jahren hört man, dass die deutsche Wirtschaft "brummt" und wir - angeblich - noch nie so wenig Arbeitslose hatten.
Tatsache ist, dass zu den 2,8 Mio Jobsuchenden noch 7 Mio Minijobber gezählt werden müssen + 4 Mio Hartz IV Empfänger + 3 Mio "Zwangs-Selbstständige" (die sich selbstständig gemacht haben, weil sie keine Anstellung mehr finden) + X Millionen Menschen, die Weiterbildung betreiben, damit sie ebenfalls nicht in der Arbeitslosenstatistik auftauchen.
ALLE diese Menschen haben KEINE richtige Anstellung in Deutschland!
Sicherlich befinden sich unter den Minijobbern viele, die keine TZ- oder VZ-Stelle wollen; die stellen aber die Minderheit. Die Mehrheit der Minijobber sucht händeringend nach einer Anstellung; viele überleben nur, weil sie 2 oder gar 3 Minijobs annehmen.
Unter den Zwangs-Selbstständigen befinden sich zahlreiche Lehrer und Journalisten, PR-Manager, Kommunikatoren; zu denen auch ich gehöre.
Weiterbildungseinrichtungen rekrutieren Teilnehmer direkt zu Dozenten (ohne Einarbeitung), natürlich auf freiberuflicher Basis, also nicht sozialversicherungspflichtig angestellt, weil die Kurse dieser Akademien voll sind mit Arbeitslosen, die von der Arbeitsagentur dorthin geschickt werden.
Ich selbst war zuletzt Pressesprecherin eines großen chin. Konzerns, bin arbeitslos geworden, habe 2 Fortbildungen gemacht und kämpfe seitdem zwischen Hartz IV und Zwangs-Selbstständigkeit ums Überleben - und kenne zahlreiche Ex-Kollegen persönlich, denen es genauso geht!
Ich weiß, wie die Zustände wirklich sind und bin einfach nur noch erschüttert, wie FALSCH deutsche Politiker mit den Tatsachen in unserem Land umgehen (das gilt für alle große Parteien)! Kein Wunder, dass die Stimmung bei den Wählern Richtung Nichtwählengehen und Extrem kippt.
Warum weigern sich alle, die Wahrheit zu sagen? Und dann die Misere anzupacken und zu verbessern?
Für eine konstruktive Antwort bedanke ich mich im Voraus.
Hallo Frau Linkenbach,
Ihre Mail hat mich berührt. Und mir nochmal verdeutlicht, dass noch viel Arbeit vor mir/uns liegt.
Wir leben leider in keiner gerechten Gesellschaft. Und wer behauptet, jeder der wolle - könne auch was werden, der hat bisher nicht viel vom Leben mitbekommen (oder mitbekommen wollen).
Um die Chancengleichheit zu verbessern, aber auch um Arbeitslose besser zu versorgen und deren Integration zu fördern, dafür mache ich mich gerne stark! Zu Ihrem individuellen Sachverhalt kann ich leider keine Abhilfe schaffen, aber dass künftig eine grundsätzliche Verbesserung ihrer und vergleichbarer Situationen erreicht wird, dazu will ich gerne beitragen!
Ich hoffe sehr, dass sich das Schicksal zu Ihren Gunsten verbessert.
Ich verbleibe mit herzlichem Gruß
Ihr
Nikolaus Kleine