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Niels Annen
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Frage von Gerhard R. •

Frage an Niels Annen von Gerhard R. bezüglich Außenpolitik und internationale Beziehungen

Sehr geehrter Herr Annen,

ermöglichte und verursachte der Krieg gegen die Taliban den Drogenanbau in Afghanistan? Trifft es zu, daß in islamischen Ländern wie Iran der Drogenhandel mit der Todesstrafe geahndet wird?

Auf die Informationen des Herrn Bastian in seiner - unbeantworteten! - Frage an MdB Christian Carstensen wird hingewiesen. Daraus: Vor 1980 hat Afghanistan kein Opium produziert. Dann begann die CIA dort ihre Arbeit und 1986 lieferte das Land bereits 40 % des weltweiten Heroins. Als die Taliban die Macht ergriffen, vernichteten sie bis zum Jahr 2000 fast alle Opium-Felder!!! Der Rückgang der Produktion traf nicht nur die "schwarzen Kassen" des CIA sondern auch den freien Fluß der Geldwäsche in die kontrollierenden Banken und aus ihnen heraus.

In 2008 sollte mit den Vorbereitungen für die Pipeline TAPI(Gas von Turkmenistan durch Afghanistan nach Pakistan und Indien begonnen werden - dazu meine Frage an Frau Bettina Hagedorn vom 9.7.2008). Ist mit dem Bau der Pipeline begonnen worden?

Mit freundlichen Grüßen
Gerhard Reth

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Sehr geehrter Herr Reth,

Ihre Frage nach dem Ursprung des Drogenanbaus in Afghanistan habe ich selbst einmal gestellt, nämlich Prof. Barnett Rubin von der New York University, der sich seit vielen Jahren mit Afghanistan und mit der Drogenproblematik beschäftigt. Seine Beiträge zu dieser Debatte empfehle ich Ihnen daher zur vertiefenden Lektüre, unter anderem hat er dazu ein Papier für die Friedrich-Ebert-Stiftung verfasst, das Sie hier finden: http://www.cic.nyu.edu/peacebuilding/docs/fightingdrugs.pdf

Prof. Rubin bestätigte damals, dass Opiumanbau für Afghanistan nicht typisch ist, sondern sich erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts dort in diesem Umfang verbreitet hat. Die von Ihnen genannte Jahreszahl 1980 deckt sich zwar nicht mit Rubins Ausführungen, so wie sie mir in Erinnerung geblieben sind. Ein derart direkter und monokausaler Zusammenhang zwischen dem Opiumanbau und dem damaligen Kampf gegen die sowjetische Besatzung greift sicherlich auch zu kurz. Aber es ist sicherlich so, dass Opiumanbau auch aus Sicht der Mehrheit der Afghanen als unerwünscht und unislamisch gilt. Die ökonomischen und sozialen Bedingungen des Landes haben dazu geführt, dass es für viele die einzige Möglichkeit ist, durch einen Beitrag zum Drogenhandel ein Überleben der eigenen Familie zu sichern. Deswegen ist es wichtig, dass in der Entwicklungszusammenarbeit mit Afghanistan die Schaffung von alternativen Einkommensformen berücksichtigt wird. Der Aufbau solcher Alternativen kann einige Jahre dauern, wie beispielhafte Erfahrungen aus Thailand zeigen, weshalb viel Geduld mitgebracht werden muss. Gerade in der ersten, mehrjährigen Phase ist es notwendig, den Bauern mit zusätzliche Förderungen unter die Arme zu greifen.

Meines Wissens ist es auch nicht ganz richtig, dass die Taliban "bis zum Jahr 2000 fast alle Opiumfelder vernichten ließen", wie Sie schreiben. Jahrelang haben die Taliban den Drogenanbau und Drogenhandel gefördert und sich darüber finanziert. Erst im Juli 2000 ließ Mullah Omar den Anbau von Opium als unislamisch verbieten, was ihn jedoch nicht daran hinderte, den Export weiterhin zu betreiben, den das Verbot auch nicht umfasste. Angesichts der umfangreichen Lager, die die Taliban zu diesem Zeitpunkt schon angelegt hatten, stellte dieser Export auch nach Juli 2000 ein gutes Geschäft für sie dar. Und auch heute wird der Drogenhandel weiter als Einkommensquelle von Taliban und Aufständischen genutzt. Zu suggerieren, die Taliban wären an einer Lösung des Drogenproblems in Afghanistan mehr interessiert als die internationale Gemeinschaft, überzeugt daher meines Erachtens nicht. Dass es auch im Westen Kräfte und Strukturen gibt, die ein großes Interesse am Drogengeschäft haben, ist jedoch vollkommen richtig. Diese Kräfte und Strukturen müssen wir entschlossen bekämpfen.

Über den Beginn des Baus der TAPI Pipeline, insbesondere über den Abschnitt in Afghanistan, liegen mir leider keine Informationen vor.

Mit freundlichen Grüßen,

Ihr Niels Annen

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