Frage an Niels Annen von Wolf Achim W. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie
Hallo,
die neue hamburgische Schulsenatorin Christa Goetsch (GAL) hat kleinere Klassen und mehr Lehrer sowie bessere Ausstattung u. a. für die künftigen Primarschulen angekündigt. Gymnasien jedoch sollen weiterhin 30 Schüler pro Klasse umfassen und nicht in den Genuss gezielter Förderungen bekommen. Was sagen Sie dazu?
Vielen Dank für die Mühe Ihrer Antwort!
Sehr geehrter Herr Wiegand,
vielen Dank für Ihre Frage vom 20. Juni 2008.
Wie Sie sicherlich wissen, ist Bildung Sache der Länder. Als Bundestagsabgeordneter habe ich dementsprechend keinen direkten Einfluss auf die Politik des Hamburger Senats.
Meiner Meinung nach wird das Konzept von Schulsenatorin Christa Goetsch dem Ziel nicht gerecht, die frühe "Selektion" der Kinder im deutschen Bildungssystem abzuschaffen.
Die Einführung der Primarschulen schon im Jahr 2010 stellt die bisherige Grundschullandschaft völlig auf den Kopf. Durch die jetzt geplanten unterschiedlichen Organisationsformen - eigenständige Primarschule, mit Unterstufe (Klasse 4 bis 6) an einem kooperierenden Gymnasium bzw. einer kooperierenden Stadtteilschule sowie Langformschulen mit eingelagerten Primarstufen - findet eine Zersplitterung der bisher breit akzeptierten Grundschule statt.
Größtes Problem werden mit Sicherheit fehlende Platzkapazitäten an den bisherigen Grundschulstandorten sein, weshalb das Auslagern von Klassenstufen an kooperierende weiterführende Schulen das eigentliche Ziel - gemeinsamer Unterricht bis Klasse 6 - vollkommen untergräbt. Organisatorische Schwierigkeiten innerhalb der Primarschulen und auch zwischen den kooperierenden Schulen sind daher nur eine logische Konsequenz. Ein teures Umbauprogramm, jahrelange Bauarbeiten und längere Schulwege für viele Kinder sind ebenso mehr als wahrscheinlich.
Ein weiteres gravierendes Problem ergibt sich aus dem Fakt, dass künftig die Eltern zum Teil schon im Vorschulalter entscheiden müssen, auf welche weiterführende Schule sie ihre Kinder geben wollen. Die SPD befürchtet, dass somit auch die Trennung der Schülerinnen und Schüler nach ihrer sozialen Herkunft weiter zunehmen wird.
Eine bessere Ausstattung der Schulen ist generell wünschenwert, gerade, um auf besonderen pädagogischen Förderbedarf von Schülerinnen und Schülern eingehen zu können. Eine Verkleinerung der Klassen ist aus meiner Sicht ein weiteres essenzielles Element nachhaltiger Bildungspolitik. Insofern kann ich nicht nachvollziehen, weshalb sich diese von Frau Goetsch angekündigte Maßnahme nur auf die Primarschulen beziehen soll.
Mit freundlichen Grüßen
Niels Annen, MdB