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Niels Annen
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Frage von Mark P. •

Frage an Niels Annen von Mark P. bezüglich Recht

Sehr geehrter Herr Annen,

ich habe einige Fragen zu Ihrer Antwort an Herrn Koritz vom 18.05.09:

Sie schreiben, dass der Amoklauf eines Schülers der Grund für die erneuten Diskussionen um das WaffG und Painball ist / war.
Mir ist kein Zusammenhang zwischen dem Paintball-Sport und Amokläufen bekannt. Ihnen etwa? Waren überdurchschnittlich viele Amokläufer auch Paintball-Spieler? Oder wurde nur wieder ein neuer Sündenbock gefunden?

Wenn beim Paintball Ihrer Ansicht nach das „Töten von Menschen“ simuliert wird, warum trifft dies dann auf den Fechtsport nicht zu? Ist dieser „harmloser“, weil die Fechter keinen Tarnanzug tragen? Wo sehen Sie denn den Unterschied zwischen spielenden Kindern, die versuchen, sich gegenseitig mit einer Wasserpistole zu treffen und Paintball-Spielern, die sich gegenseitig mit Farbkugeln markieren? Natürlich gibt es bei den Kindern kein richtiges Regelwerk und spezielle Spielfelder, aber die „Grundidee“ ist doch identisch! Und die mir bekannten Wasserpistolen sind sogar - anders als Markierer - in ihren Proportionen echten Waffen nachempfunden!

Sie sehen keine Alternative zu einer Verschärfung des Waffenrechtes. Welchen Erfolg versprechen Sie sich davon? Hat die letzte Verschärfung des WaffG (Führungsverbot für bestimmte Messer) nachweislich zu einem Rückgang der (Messer-) Kriminalität geführt? Wie soll ein Verbot großkalibriger Schusswaffen im Schießsport die Anzahl der illegalen Waffen reduzieren? Wie soll eine Veränderung des vorgeschriebenen Lagerungsortes oder die Erhöhung der Kontrollen einen Amoklauf verhindern?

Sie schreiben richtigerweise „Gesetze können Gewalttaten nicht unbedingt verhindern.“

Warum wollen Sie dann wegen einzelnen psychisch gestörten Menschen, die auch ein Auto für Ihre „Amok-Tat“ nutzen könnten, tausende gesetzestreuer Bürger noch weiter einschränken und darüber bestimmen, wie diese Ihre Freizeit gestalten, obwohl z. B. beim Paintball keine Unbeteiligten belästigt / eingeschränkt werdend?

Mit freundlichen Grüßen

Padberg

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Sehr geehrter Herr Padberg,

vielen Dank für Ihre Mail.

Wie Sie meiner Antwort an Herrn Koritz deutlich entnehmen können, habe ich ausdrücklich formuliert, dass ich mir hinsichtlich eines Paintball-Verbots noch keine abschließende Meinung gebildet habe und mir auch nicht sicher bin, ob ein Verbot hier hilfreich ist. Was Sie allerdings ganz richtig verstanden haben, ist meine Irritation über diese "Sportart". Dabei bleibe ich. Die Gründe für meine Kritik habe ich ausführlich geschildert.

Warum Großkaliberwaffen im Sport verboten werden sollen, können Sie ebenfalls sehr deutlich in meiner Antwort an Herrn Koritz nachlesen. Weder im Geseztesentwurf noch in meiner Antwort wird behauptet, dass dieses Verbot die Zahl illegaler Waffen reduziert; diese Verbindung haben Sie hergestellt und sie hat mit meiner Antwort nichts zu tun.

Fechten findet übrigens nicht mit scharfen Waffen statt - und mit Ihrer diesbezügliche Frage missverstehen Sie auch mein klar formuliertes grundsätzliches Anliegen: Ich will gar nicht über Sinn und Unsinn einzelner "Kampf"sportarten debattieren, sondern mir geht es um eine gesellschaftliche Auseinandersetzung über den Stellenwert von Schusswaffen sowie von Tötungs- und Kriegssimulationen im Kontext von "Spielen".

Erlauben Sie mir hier noch einmal ein sehr offenes Wort:
Die zur Zeit von Schießsportlerinnen und Schießsportlern vorgetragene Rhetorik "Eingriff in die Privatsphäre, Generalverdacht gegen Sportschützen, Einschränkung von Freizeitmöglichkeiten" halte ich angesichts des Themas und des öffentlichen Diskussionsverlaufs für absolut unangemessen. Sie erinnern sich vielleicht, dass bereits kurz nach der schrecklichen Tat von Winnenden Vertreter aller Parteien und Fraktionen ganz klar gesagt haben, dass es bei der nun zu führenden Diskussion eben nicht darum geht, Sportschützen zu diskreditieren. Die vorgeschlagenen Änderungen des Waffenrechtes schränken auch die Sportschützen nicht ein.

Ich kann durchaus verstehen, dass man hier anderer Meinung sein kann. Ich denke aber, dass ich meinen Standpunkt deutlich und meine Gründe dafür klar gemacht habe. In einer Demokratie müssen wir es eben auch einmal aushalten, nicht einer Meinung zu sein.

Mit freundlichen Grüßen,

Niels Annen

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