Frage an Nancy Schmidt von Beate S. bezüglich Gesundheit
Sehr geehrte Frau Schmidt,
ich leite seit 1998 eine Praxis für Sprach-, Sprech-, Stimm- und Schluckstörungen. Der Stress, jeden Tag möglichst viele Patienten individuell und hochqualifiziert zu behandeln wächst und wächst und ist unter den derzeitigen Bedingungen nicht zu stoppen.
Seit 2000 vertrete ich die Landesgruppe Sachsen-Anhalt des dbs.
Als Praxisinhaber, Arbeitgeber, akademischer Sprachtherapeut und auch in meiner Funktion als Landesvertreter habe ich folgende Frage an Sie:
Was tun Sie als Politiker in Sachsen-Anhalt, dass die Vergütung für Sprachtherapie in Sachsen-Anhalt nach 20 Jahren endlich dem Durchschnittswert der Westbundesländer angeglichen wird?
Die Existenz unserer Sprachtherapeutischen Praxen in Sachsen-Anhalt ist ernsthaft bedroht!
1. Den Arbeitgebern ist es nicht möglich, ein angemessenes Gehalt für akademische Sprachtherapeuten zu zahlen.
2. Die Nebenkosten sind in den letzten Jahren gestiegen und befinden sich nun auf oder über Westniveau.
3. Die Kosten für Weiterbildungen, Diagnostikmaterialien, Computer, Programme, Fahrtkosten, Versicherungen und, und ... sind in allen Bundesländern gleich hoch.
4. Diese extrem hohen Praxiskosten sind nur durch viele Behandlungen zu finanzieren. Um die Wirtschaftlichkeit in den Praxen zu gewährleisten, müssen die Sprachtherapeuten mindestens 10 Patienten pro Tag behandeln.
5. Diese Arbeitsbedingungen führen zu einem hohen Krankenstand von Sprachtherapeuten.
Wie viel in € ist es der Gesellschaft, der Politik wert, das Sprechen, das Lesen, das Schreiben?Genau AOK OST: 25,76€ für 45 Minuten. Mit dieser Vergütung ist eine Praxis nicht mehr lange zu halten.
Wir möchten mehr Transparenz für unsere Situation in der breiten Öffentlichkeit. Die Inflation wird weiter voranschreiten, das bedeutet für uns in Zukunft 30 Patienten pro Tag???
Sehr geehrte Frau Schmidt, mit welchen Mitteln können Sie uns helfen?
Ich bedanke mich im Voraus herzlich für Ihre Antwort!
Beate Stoye
Sehr geehrte Frau Stoye,
die Ost-West-Angleichung der Vergütung der Heilmittelerbringer ist seit Jahren eine Forderung der Verbände –und nicht nur aus Sicht der Leistungserbringer absolut nachvollziehbar. Auch die neuen Länder haben bereits über den Bundesrat eine Lösung des Problemsangemahnt. Die Vereinbarung der Vergütungen fällt allerdings in die Vertragsautonomie der Heilmittelerbringer und der Krankenkassen bzw. deren Landesverbänden. In diese Autonomie kann und soll sich die Politik nicht direkt einmischen. Auf eine Anfrage des FDP-Bundestagsabgeordneten Heinz Lanfermann aus dem Jahr 2009 hat die damalige schwarz-rote Bundesregierung erklärt, mit dem Krankenhausfinanzierungsreformgesetz sei einer Forderung der Verbände der Heilmittelerbringer nach einem Schiedsverfahren für den Fall, dass sich beide Seiten nicht einigen können,nachgekommen worden. Inwieweit ein solches Schiedsverfahren auch die Sprachtherapeuten betrifft und ob ein solches bereits angeschoben wurde, kann ich Ihnen leider im Moment nicht sagen. Ich werde mich aber darüber noch einmal kundig machen.
Mit freundlichen Grüßen
Nancy Schmidt