Frage an Monika Lazar von Lutz P. bezüglich Bildung und Erziehung
Sehr geehrte Frau Lazar,
im Juli wurde unsere Tochter geboren.
Ich glaube nicht, dass es nur mit der veränderten Wahrnehmung zu tun hat, wir haben den Eindruck, dass die Geburtenrate sehr stark zugenommen hat (die Entbindungsstationen haben gut zu tun, im Kollegen- und Freundeskreis tut sich auch einiges)
Denkt heute schon jemand darüber nach, wie die Schulbildung gewährleistet wird, wenn in ein paar Jahren die Schülerzahl wieder stark ansteigt? Ich befürchte, dass man in ein paar Jahren völlig überrascht sein wird.
Mit freundlichen Grüßen
Lutz Pochop
Sehr geehrter Herr Pochop,
herzlichen Glückwunsch zur Geburt Ihrer Tochter in diesem Sommer und alles Gute für Ihre Familie!
Wenn man selbst ein kleines Kind hat, sieht man im Straßenbild plötzlich ganz viele Kinder, man achtet
stärker darauf. Da in meinem KollegInnenkreis ebenfalls viele Schwangerschaften auftraten, schien auch mir mitunter ein "Geburtenschwung" im Gange zu sein. Ich finde, auch in Leipzig sind viele vor allem kleine Kinder zu sehen.
Die offiziellen Zahlen der statistischen Bundesämter bestätigen aber diesen Eindruck so eindeutig nicht.
Im ersten Quartal 2007 wurden nur 0,4 Prozent mehr Babys geboren als im ersten Quartal 2006. Das kann man ganz sicher nicht als "Trendwende" bezeichnen. Die Statistiker des Bundesamts warnten sogar selbst vor eine Überinterpretation dieser geringen Erhöhung.
In den vergangenen Jahren hatten wir einen stetigen Geburtenrückgang. Die Zahl der Geburten in Deutschland erreichte 2006 den tiefsten Stand seit 1946. Im Vergleich zum Vorjahr 2005 war 2006 die Zahl der Neugeborenen um 1,9 Prozent gesunken. Wenn nun in den vergangenen Monaten einige Babys mehr geboren wurden, ist dies noch lange kein demographischer Wandel für Deutschland. Nach wie vor übersteigen die Todesfälle die Geburten, das heißt, unsere Bevölkerung nimmt weiterhin ab.
In einigen Großstädten werden überdurchschnittlich mehr Kinder geboren, während in vielen ländlichen Regionen die Zahl stetig weiter sinkt. Das führt natürlich auch hinsichtlich der Schulen in diesen strukturschwachen Gebieten zu Problemen. Diese Probleme kennen wir aber seit Jahren. Bislang hat die Politik nur begrenzt auf die bisher negative demographische Entwicklung reagiert. Schulschließungen, die eine Folge des Geburtenrückgangs waren, sind auf das gesamte Land gerechnet bislang selten. Eher gab es eine Reduktion der Klassenzahl (z.B. von 3 auf 2 Klassen pro Jahrgang). Solche Veränderungen lassen sich wieder rückgängig machen.
Die entsprechende Schulpolitik liegt in der Zuständigkeit der Länder und Kommunen. Sie können bei auftretender schulischer Unterversorgung Veränderungen herbeiführen.
Dazu wäre es sicher sinnvoll, sich an die Stadtverwaltung Leipzig zu wenden.
Ich danke Ihnen aber herzlich für Ihre Anregung, die Geburtenzahlen gründlich im Blick zu behalten. Die grüne Bundestagsfraktion setzt sich sehr für Kinder, ihre Entwicklungs- und Bildungschancen und ihre Stellung in der Gesellschaft ein. Infos über unsere Arbeit finden Sie zum Beispiel in unserem Fraktionsbeschluss "Kinder in den Mittelpunkt: Leben und Arbeiten mit Kindern" unter http://www.gruene-bundestag.de/cms/beschluesse/dokbin/109/109804.pdf
Mit freundlichen Grüßen
Monika Lazar