Frage an Monika Lazar von Alex M. bezüglich Umwelt
Warum wird der Fernwärmevertrag mit Lippendorf gekündigt, aber gleichzeitig Millionen für Gaskraftwerke ausgegeben, die im Endeffekt gleich umweltbelastend sind? Warum wird das Geld nicht in wahrlich erneuerbare Energiekraftwerke bzw. Forschung investiert und der bestehende Lippendorfvertrag solange beibehalten, bis eine Versorgung besteht?
Sehr geehrter Herr Müller,
Auch in Leipzig ist neben der Energiewende im Strombereich auch eine Wärmewende notwendig, die CO2-Emissionen müssen gesenkt und Umweltfolgekosten durch den Abbau und die Verbrennung von Kohle vermieden werden. Zudem ist es wichtig, die innerstädtische Wertschöpfung durch Umsetzung neuer Versorgungskonzepte zu stärken. Leipzig wird als Großstadt Impulsgeber für die Wärmewende in Sachsen und Deutschland sein.
Wichtig sind deshalb folgende Schritte hin zu einer Energiewende im Wärmesektor:
1. Aufstellen eines Wärmenutzungsplans in dem der Wärmebedarf erfasst ist und der ein Konzept zur CO2-freien Wärmebereitstellung beinhaltet.
2. Für eigene Gebäude der Stadt hohe Effizienzstandards setzen und konsequent umsetzen
3. Durch geeignete Maßnahmen erreichen, dass stadteigene und private Dachflächen zur Errichtung von Solarenergieanlagen genutzt werden können.
4. Die Weiterentwicklung des Fernwärmenetzes, damit Wärme aus Erneuerbaren Energien in der Stadt genutzt werden kann.
Warum soll der Fernwärmebezug aus dem Kraftwerk Lippendorf beendet werden?
1. Quecksilberemissionen liegen weit über den gesetzlichen Grenzwerten.
2. Vermeidbare CO2 Emissionen (schlechte Brennstoffeffizienz bei geringer Wärmeabnahme)
3. Ohne Wärmebezug verliert das Kraftwerk die Systemrelevanz und kann häufiger vom Netz genommen werden
4. Heutige Planung der Wärmeversorgung verhindert böse Überraschung durch Kohleausstieg für Leipzig.
5. Vorreiterrolle beim Einsatz von Fördermitteln für den Strukturwandel.
6. Verzicht auf die Erweiterung des Tagebaus (Pödelwitz bleibt!).
7. Laut Stadtwerken Leipzig bleiben die Fernwärmepreise auch ohne Lippendorf konstant.
8. Die Gesellschaft spart pro kWh Strom, die nicht aus Braunkohle erzeugt wird, ca. 11,5 Ct/kWh für die Beseitigung von Umweltschäden. Bei einem vollständigen Abschalten von Lippendorf werden ca. 37 Mio. € an Folgekosten pro Jahr vermieden.
Die Stadtwerke Leipzig planen nun ein ganzes Bündel an Maßnahmen. Hier eine Zusammenfassung durch den Konzernsprecher in der der Leipziger Volkszeitung:
Durch den Bau eines Gaskraftwerks für 150 Millionen Euro will sich die Stadt Leipzig bis Herbst 2022 unabhängig vom Braunkohlekraftwerk Lippendorf machen. Darüber hinaus sind größere Wärmespeicher, ein Biomassekraftwerk und die Nutzung der Sonnenenergie in der Messestadt und der Region geplant. Die drei Turbinen im neuen Gaskraftwerk sollen zusammen mindestens 150 Megawatt (MW) Wärme plus 120 MW Strom erzeugen können, erläuterte Stadtwerke-Chef Karsten Rogall. Der Baustart sei für August 2020 vorgesehen. Die Kosten für das Gaskraftwerk spiele das Unternehmen binnen 15 Jahren durch staatliche Förderungen (KWK-Förderung und Vermiedene Netznutzungsentgelte) komplett wieder ein. Geplant ist auch u.a. eine Solarthermie-Anlage (Wärme aus Sonnenlicht), deren Pumpen durch Ökostrom aus Photovoltaik angetrieben werden. Ähnliche Anlagen sollen auch andernorts in Leipzig und der Region entstehen.
Der energiepolitische Sprecher der sächsischen Landtagsfraktion von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, Gerd Lippold sagt dazu:
„Der Ausstieg aus der Lippendorfer Fernwärme ist eine Riesenchance für Leipzig. Jetzt können dezentrale Strukturen in kommunaler Hand weiter ausgebaut werden. Damit kann Leipzig seine Energieversorgung von den rein renditegetriebenen Finanzinvestoren hinter LEAG/EPH komplett unabhängig machen.“ (https://www.l-iz.de/politik/sachsen/2019/07/Lippold-ermutigt-Leipzig-Machen-Sie-sich-unabhaengig-von-den-Kohlekonzernen-284383)
Ich hoffe, ihnen mit diesen, für das komplexe Thema sehr knappen Ausführungen zunächst weiter geholfen zu haben. Da die Thematik nicht mein Fachgebiet ist, würde ich für tiefergehende Fragen und Erörterungen an meinen Kollegen aus dem Landtag, den Physiker Gerd Lippold, verweisen. Auf seiner Homepage sind zahlreiche weiterführende Informationen zur Thematik zu finden: http://blog.gerd-lippold.info/
Mit freundlichen Grüßen
Monika Lazar