Frage an Monika Lazar von Tobias C. bezüglich Recht
Sehr geehrte Frau Lazar,
was meinen Sie als Grüne – Stichpunkt offener, kontroverser, politischer Meinungsaustausch – zum allgemeinen Auftreten der Grünen in der Bundesregierung oder zum nahezu patriarchalischen Auftreten ihres Spitzenkandidaten Joschka Fischer?
Und noch eine Frage: Wie wollen Sie konkret die Bürger aus Ihrem Wahlkreis Leipzig vertreten?
Sehr geehrter Herr Cramer,
Ihre Frage ist nicht so leicht zu beantworten. Mir gefallen auch nicht alle Äußerungen von der Bundesebene der Bündnisgrünen, aber es ist einfach so: In einer Demokratie braucht man zum Durchsetzen seiner Ziele immer Mehrheiten. Dabei müssen in einer Koalition auch Kompromisse geschlossen werden. Das das nicht immer einfach ist, werden Sie sicher verstehen. Ich bin seit Anfang diesen Jahres im Bundestag und konnte in den letzten Monaten selbst miterleben, wie da bei manchen Entscheidúngen ein gewaltiger Druck aufgebaut werden kann. In der grünen Bundestagsfraktion wird immer viel diskutiert, natürlich auch kontrovers. Als Koalitionspartner ist man manchmal etwas eingeschränkt in seinem Entscheidungsspektrum. Ich hoffe, dass Sie bei aller Kritik sehen, welche Fortschritte die Rot-Grüne Koalition uns trotz aller Schwierigkeiten gebracht hat: Ohne die Bündnisgrünen hätte es sicher nicht den Atomausstieg, den Aufschwung der Erneuerbaren Energien, die neue Verbraucherschutzpolitik, die kritische Haltung zur Gentechnik, die eingetragene Partnerschaft für Lesben und Schwule und nicht zuletzt die gesellschaftliche Öffnung im öffentlichen Umgang mit Frauen, Männern, Minderheiten gegeben.
Das manchmal etwas patriarchale Auftreten von Joschka Fischer ist auch nicht meine Sache. Ich finde aber, in den letzten Wochen war es nicht ganz so schlimm und auch er hat gelernt, dass er nicht unverwundbar ist. Das hat man ihm m.E. im Wahlkampf schon angemerkt. Also auch Joschka ist lernfähig.
Wie ich die LeipzigerInnen vertreten will: Natürlich ist jede Abgeordnete im Bundestag für das ganze Land da und nicht jeder ist ein "Lobbyist" seiner Stadt oder Region. Aber da ich hier aufgeachsen bin und weiterhin hier lebe, kann ich meine persönlichen Erfahrungen in die Debatten im Bundestag mit einbringen. Auch kenne ich die Sorgen und Nöte der Leute hier vor Ort und weiß, wo der "Schuh drückt". Bevor ich am Anfang des Jahres in den Bundestag nachgerücht bin, habe ich selbst in einer kleinen Firma gearbeitet, habe nicht viel Geld verdient, habe unter meinen Bekannten und Freundinnen einige, die alleinerziehend und arbeitslos sind. Außerdem stamme ich aus einer Bäckersfamilie als Familienbetrieb und habe in den Jahren so mitbekommen, welche Schwierigkeiten die kleinen Unternehmen haben, die bei uns im Osten den allergrößten Teil der Betriebe bilden. Somit denke ich, dass ich einen ganz guten Überblick habe. Desweitern habe ich mein Wahlkreisbüro im Haus der Demokratie im Leipziger Süden, wo mich auch Leute aufsuchen und mich um Rat bitten und um Hilfe bitten.
Mit freundliche Grüßen
Monika Lazar