Frage an Monika Grütters von Dieter M. bezüglich Kultur
Sehr geehrte Frau Grütters,
vielleicht ist diese Web-Seite ja ein gutes Mittel die Kommunikation von "unten nach oben" zu verbessern. Viele öffentliche Organe schirmen sich richtig gehend ab. Mein Problem ist die "Welt Offenheit" im deutschen Fernsehen. Trotz Französisch-Deutschem Freundschaftsabkommen, Jugendaustausch, muss man leider feststellen, dass es wohl kaum Moderatoren im Fernsehen gibt, die über andere Sprachkenntnisse als Deutsch und Englisch verfügen. Ausgenommen sind wohl die meisten Auslandskorrespondenten. Beispiel meiner Kritik: ein Sportler aus Russland gehört zur Leistingsspitze (und das sind ja nicht wenige) wird interviewed, auf Englisch.
Über Arte sind die Sendungen, wahlweise, auf Französisch und Deutsch auch praktisch nicht mehr existent. Filme werden auf den Hauptkanälen kaum im Zweiton-Verfahren gesendet. Viele ausländische Mitbürger würden sich aber darüber freuen, und auch solche, die sich für diese entsprechende Sprache und die Kultur des Ursprungslandes interessieren. Auch im politischen Bereich wäre eine Sendung im Zweikanalton ein Gewinn. Manchmal sind die gelieferten Übersetzungen "grausam", Warum nicht auf einem Kanal die Original-Sprache und dem anderen die übersetzte Version? Ich habe schon an verschiedene Sender WDR, Phoenix, geschrieben, aber keine Antwort erhalten.
Was ist bitte Ihr Stanpunkt?
MfG
Dieter Müller
Sehr geehrter Herr Müller,
haben Sie vielen Dank für Ihre Anfrage, die ich gerne zu beantworten versuche.
Als Kulturpolitikerin und Germanistin ist es mir sehr wichtig, die deutsche Sprache zu fördern und ihrer Marginalisierung durch das oft überpräsente Englisch entgegenzuwirken. Die deutsche Sprache ist die gemeinsame Grundlage für das Leben in Deutschland. Sie ist das prägende Element der deutschen Identität. Warum sollten wir daher im deutschen Fernsehen nicht deutsch sprechen? Warum sollte ein Moderator im deutschen Fernsehen seine Fremdsprachenkenntnis zur Schau stellen?
Wir wissen, dass die deutsche Sprache für viele Menschen mit Migrationshintergrund eine Barriere für die Teilhabe am kulturellen Leben darstellt. Das Verständnis für eine Kultur und deren Menschen fängt jedoch mit der Sprache an! Die Beherrschung einer Sprache entscheidet wesentlich darüber, ob eine Teilhabe an gesellschaftlichen und kulturellen Entwicklungen überhaupt möglich ist und in welcher Form sie stattfindet.
Sie schreiben, dass viele Filme nicht im Zweitonkanal gesendet werden. Meine Erfahrung mit ARTE ist eine andere: Oft werden Synchron- und Originalfassungen eines Films über zwei Kanäle übertragen. Die gewünschte Sprachfassung ist dann jeweils über die entsprechende Taste Ihrer Fernbedienung abrufbar. Über zusätzlichen Satellitenempfang können Sie sogar aus einer großen Auswahl an ausländischen Fernsehprogrammen und fremdsprachlichen Programmen wählen.
Ich glaube durchaus, dass es für das Erlernen einer (Fremd-) Sprache und der ihr verwandten Kultur, für die Sprachentwicklung überhaupt, von Vorteil sein kann, Filme in Originalsprache zu verfolgen. Das Angebot, das gerade auch das öffentlich-rechtliche Fernsehen auf dem Gebiet der Mehrsprachigkeit bietet, ist vielleicht ein guter Anfang - der durchaus ausbaufähig wäre. Auch möchte ich hier auch noch einmal auf das vielsprachige Angebot der Sendungen der Deutschen Welle hinweisen. Nicht zuletzt sind die Möglichkeiten, sich auch auf anderen Wegen (Internet, digitales Fernsehen, DVDs etc.) sprachlich zu informieren, sehr gewachsen.
Aber lassen Sie mich als leidenschaftliche Leserin, Schreiberin und studierte Literaturwissenschaftlerin mit einer „Liebeserklärung“ an unsere gemeinsame deutsche Muttersprache schließen: Ist sie nicht eine wunderbare Literatursprache, die es verdient hätte, gerade im öffentlich-rechtlichen Fernsehen noch viel besser und schöner vertreten zu werden?.
Mit herzlichen Grüßen,
Prof. Monika Grütters, MdB