Frage an Michael Stieber von Klaus Dr. Z. bezüglich Kultur
Herr Stieber, in der Kurzfassung zum Programmpunkt Kultur wollen Ihre Partei Vereine ..... zur Pflege des kulturellen Brauchtums ....unterstützen( z.B. ..niederdeutsche Sprache).Das ist natürlich ein gutes Vorhaben.
(Diese Sprachrichtung steht ja bereits auf der ROTEN LISTE , die vom Europarat veröffentlicht wurde).
Habe Sie am Sonntag morgen sich schon einmal die plattdt. Sendung von Radio MV angehört?
Wenn nicht, Sie werden erstaunt sein, denn es werden in dieser speziellen Sendung mehr Musiktitel in englischer Sprache als in Ihrer und meiner Muttersprache "abgedudelt"!!?
Vorschläge der Bürgerinitiative aus NB www.radio-mv-besser-machen.de werden total ignoriert.
Denglisch *als Kauderwelsch zwischen Deutsch und Englisch ist überall gegenwärtig ,also "in":
S.auch diese "website" : Kandidat = deutsch , watch =Uhr auf englisch.
Meinen Sie , dass Sie als Abgeordneter im LT etwas für den Erhalt der niederdt. bzw. deutschen Sprache tun können? Was werden Sie gegen das vom Steuerzahler bezahlte Medienmonopol Rundfunk unternehmen?
Würden Sie ein Sprachgesetz , wie vom Verein Deutsche Sprache e.V. (www.vds-ev.de) seit längerm gefordert, unterstützen?
Klaus Zinke
*Open bzw. closed an einem großen Optikerladen in NB ist aber rein englisch, wobei closed nichts mit Klosett zu tun hat, sondern einfach geschlossen heißt!
Sehr geehrter Herr Dr. Zinke,
ich danke Ihnen für Ihre Fragen.
In der Tat hat es den Anschein, dass es auf der Welt kaum ein Land gibt, das so lieblos mit seiner Sprache umgeht, wie es die Bundesrepublik tut. Eine Sprache kann Farbe bekommen und bereichert werden, wenn sie Anleihen bei anderen nimmt. Wir wissen das von unzähligen Beispielen. Die lateinischen Einflüsse beispielsweise geben dem gesamten westeuropäischen Raum ein Gepräge, ohne das die betreffenden Sprachen nicht mehr vorstellbar und wünschenswert sind.
Seit mehreren Jahrzehnten werden allerdings in derart sinnloser Weise Begriffe ins Deutsche übernommen, dass man mit ruhigem Gewissen von einer gewissen Beliebigkeit sprechen kann. Denglisch ist für mich auch ein Ausdruck dafür, mit wie viel Gleichgültigkeit Menschen ihrer Heimatsprache gegenüber stehen können. Das tut weh.
Gerade angesichts der weltweiten Vernetzung ist zu befürchten, dass die deutsche Sprache einem so genannten „Gutenberg-Effekt“ unterliegen wird. Mit der Erfindung des Buchdrucks nämlich sind alle Sprachen untergegangen, die bis dahin nicht schriftlich festgehalten worden sind. Da man dem Internet eine ähnliche Bedeutung wie der Erfindung des Buchdrucks zugesteht und in ihm so gut wie ausschließlich „denglische“ Seiten zu finden sind, muss befürchtet werden, dass reines Deutsch bald nur noch von „Exoten“ wie Bastian Sick gesprochen und geschrieben wird.
Andere Länder gehen mit dem Problem offensiver um. Frankreichs Académie française beschäftigt sich seit 1634 mit der Pflege der französischen Sprache. Auch Polen gibt traditionell kein polnisches Wort kampflos auf. Aktuelles Beispiel ist für mich Estland, das bei der derzeitigen Erstellung eines eigenen Wörterbuches jedes übersetzbare Wort übersetzt und Anglizismen weitgehend vermeidet. In allen drei Ländern wird beispielsweise das Wort „Computer“ nicht benutzt. Wir können davon ausgehen, dass die betreffenden drei Sprachen noch lange existieren werden.
Sie bemerken, dass mich die Problematik beschäftigt. Über meine Tätigkeit in einem Abgeordnetenbüro bin ich auch persönlich mit den Neubrandenburger Verfechtern für ein besseres Radio MV und ihr Anliegen in Kontakt gekommen. Schon in den damaligen Gesprächen habe ich meine Unterstützung angezeigt.
Sollte ich am Sonntag in den Landtag gewählt werden, würde sich an meiner Einstellung nichts ändern. Ich bin und bleibe Verfechter einer deutschen Sprache, die auch ein Mensch vor 100 Jahren weitgehend verstanden hätte. Ich akzeptiere Einflüsse anderer Sprachen, wie ich Einflüsse anderer Kulturen generell als erfrischend empfinde. Darüber hinaus akzeptiere ich nicht, wenn Geschichte, Kultur oder Sprache gedankenlos verloren gegeben werden. Das betrifft Deutsch im Allgemeinen und Platt im Besonderen – gerade auch deshalb, weil ich selber nicht in den Genuss gekommen bin, die Sprache meiner Heimatregion zu lernen.
Zu Radio MV. Ich habe das Anliegen weitgehend mitgetragen, seit ich davon erfahren habe. Sicherlich hat jeder auch seinen eigenen Blickwinkel auf die Problematik, aber im Großen und Ganzen unterstütze ich die Bürgerinitiative. Letztlich ist zur Durchsetzung eine gewisse Lobbyarbeit nötig. Wenn sich eine Bürgerinitiative für etwas einsetzt, widerspiegelt sich darin noch nicht der Wille aller Gebührenzahler. Das muss man einfach akzeptieren. Mein Rat: Über noch mehr Unterstützer noch mehr Druck erzeugen. Als politisch aktiver Mensch kann ich nachvollziehen, wie schwierig allein diese Aufgabe ist.
Ähnliches gilt für den Landtag. Dieser widerspiegelt im Schnitt die Gesellschaft in Mecklenburg-Vorpommern. Sie dürfen damit rechnen, dass auch dort die vielfältigsten Meinungen aufeinander prallen. Sie dürfen auch damit rechnen, dass ich mich wie beschrieben einsetzen werde. Wir dürfen gemeinsam damit rechnen, dass sich ebenso Abgeordnete mit anderen Interessen für die ihrigen einsetzen werden. Ich verspreche also nicht, dass ich etwas erreichen werde. Ich verspreche, dass ich mich dafür einsetze, etwas zu erreichen.
Ob das ein Sprachgesetz sein muss, weiß ich nicht genau. Letztlich geht es wohl um Aufklärung, um Bildung. Deutsch und Niederdeutsch müssen eine zentrale Rolle im Unterricht spielen. Dabei geht es nicht nur um Wörter und Grammatik, sondern auch um geschichtliche und kulturelle Dimensionen. Wenn diese Punkte ein geplantes Sprachgesetz ausmachen, bin ich dafür.
Mit freundlichen Grüßen,
Michael Stieber