Frage an Michael Steinbach von Andreas S. bezüglich Wirtschaft
Sehr geehrter Herr Steinbach,
zuerst mal meinen Glückwunsch zu dieser tollen Idee. Schade, dass ich nur rein zufällig darüber im Internet gestolpert bin. Warum wird man denn nicht auf darüber im Berliner Wahlkampf informiert, dass es dieses Angebot gibt?
Zu meiner Frage: Die Tage der PDS in Landesregierungsverantwortung sind ja hoffentlich bald, was sind Ihre Ideen, Berlin auch wieder als Wirtschaftsstandort attraktiver zu machen, damit Arbeitsplätze sowie Steuerzahler "anzulocken" und die Abhängigkeit von Sozialleistungen in Berlin (z.Zt. ca. 40%) deutlich zu reduzieren.
Mit herzlichem Gruß
Andreas Schwartz
Hallo Herr Schwartz,
ich versuche in wenigen Sätzen eine Antwort zu geben: Parallel zu der Demokratisierung in Berlin (Möglichkeit der Volksentscheide usw.) findet eine globale, also auch Berlin betreffende, Ent-Demokratisierung der Wirtschaft statt. Das heisst, das 90% des weltweiten Kapitals in die Fiannzspekulation wandern und nicht zum Ausbau der Produktion, Diversifizierung der Firmen etc. verwendet werden. Schon heute sind ganze Firmen, die z.T. eine hundertjährige Tradition haben in der Hand von Aktienbesitzern, die ihererseits nur auf schnelle Profite aus sind (Bsp.: Schering AG, Herlitz Ag usw.). Für uns Humanisten ist dieses Modell des Aktienbesitzes gescheitert, weil sie schon seit Jahrzehnten versprechen, mehr Arbeitsplätze zu schaffen, es aber nicht tun. Für die Ökonomisten ist dies auch kein "Wert".
Wir schlagen die konsequente Einführung des "Miteigentums der Arbeitnehmer" vor, was sich nicht nur auf das Miteigentum bezieht (wie es in einigen deutschen Konzernen schon geschieht), sondern vor allem in der Mitbestimmung über die Anwendung der erwirtschafteten Gewinne. Arbeitnehmer und Kapitalbesitzer müssen gleichberechtigt darüber entscheiden, wofür die Gewinne verwendet werden. Das allein wäre "nur" die politische Vorarbeit, die allerdings durch einen grundlegenden Wertewandel in der gesamten Gesellschaft unterstützt werden müßte. Solange die Zufriedenheit bzw. das Glück der Menschen so stark wie in Deutschland vom Geld abhängt (dieses irreale Gefühl: ohne Geld geht gar nichts), solange wird auch ein neues Wirstchaftsmodell keine besseren Zustände schaffen.
Also brauchen wir generell eine neues Wertesystem, in dem der Mensch die zentrale Rolle hat. In dieser neuen Richtung wird es auch neue ökonomische Strukturen geben, die nicht fundamentalistisch auf "viel Gewinn für wenig Leute" ausgerichtet sind, sondern sich als Dienstleister für alle Menschen verstehen. Dafür konnte das Modell des MEA eine unterstützende Rolle spielen. Die Diskussion über die Gewinne muss nochmehr in die Gesellschaft, weil es genug ökonomisches Potential gibt, weltweit alle materiellen Grundprobleme in kürzester Zeit zu lösen.
Eine zweiter Vorschalg wäre die konkrete Förderung von Mittelstand und Kleingewerbe. Wenn man bedenkt, dass 80% der europäischen Subventionen an Großkonzerne gehen (aus Angst der Abwanderung ... und dann wandern sie doch ab) dann wird sehr schnell klar, dass es auch innerhalb der EU verdammt viel Geld für ökonomische Unterstützung gibt. Fragt sich eben nur für wen.
Ich hoffe, eine ausreichende Antwort auf ihre Frage gegeben zu haben.
Mit besten Grüßen
Michael Steinbach