Frage an Michael Steinbach von Christoph T. bezüglich Gesundheit
Sehr geehrter Herr Steinbach,
im Wahlprogramm der Humanistischen Partei steht unter anderem:
"Gesundheit und Ökologie
[...]Die Gesundheitsreformen der Vergangenheit haben längst in Deutschland
ein Zweiklassensystem geschaffen. Die Gesundheit der Menschen wird unter die Prämisse der "Wirtschaftlichkeit" gestellt - das Geld zählt, nicht der Mensch.[...]
Deshalb fordert die Humanistische Partei:
[...]Eine sofortige und gründliche Untersuchung über das Ausmaß von
Suchterkrankungen (Alkohol, Drogen, Tabletten...) und die psychosoziale Gesundheit der Bevölkerung. Diese Untersuchung sollte als Ausgangspunkt für die öffentliche Diskussion über die
gesellschaftlichen und politischen Ursachen dieser Entwicklungen sowie der Verstärkung präventiver Maßnahmen dienen.[...]
Einrichtung kommunaler Gesundheitszentren in allen Gemeinden, u.a. unter Einbeziehung alternativer Behandlungsmethoden und vorbeugender Therapien. Diese Gesundheitszentren fungieren außerdem als
Informationsstellen für Beratung über mögliche alternative Behandlungsmethoden, deren Wahl jedem frei zur Verfügung stehen
muss. Nutzung dieser Zentren auch von Menschen ohne Krankenversicherung."
Meine beiden Fragen an Sie lauten:
1. Sind Sie für Wahrhaftigkeit und gegen Lügen und Irreführungen in der deutschen Medizinwissenschaft, resp. im deutschen Gesundheitswesen?
2. Würden Sie sich als zukünftiger Bundestagsabgeordneter persönlich für eine inhaltliche Gesundheitsreform einsetzen, in der die Medizinwissenschaft, insbesondere in den wissenschaftlichen Gesundheitsbehörden, der Wissenschaftlichkeit, der Pflicht zur Wahrhaftigkeit und Überprüf- und Nachvollziehbarkeit verpflichtet werden?
Zum Beispiel im Hinblick auf die Beweisbarkeit und Therapie von sogenannten "Infektionskrankheiten" sowie die Beweisbarkeit des Nutzens konventioneller Krebstherapien.
Mit freundlichen Grüßen, bis morgen
Christoph Trautmann
Hallo Hr. Trautmann,
Ihre Fragen bezüglich des Gesundheitssystems würde ich, ähnlich wie Fragen zur direkten Demokratie beipielsweise, wie folgt beantworten: Wir haben auf der einen Seite ein Gesundheitssystem, welches man auch als "Apparatemedizin", mit ihren positiven (bei den Besuchen unserer Projekte in Zambia, südliches Afrika stellt man einige Vorzüge "unseres" Gesundheitssystems fest) und negativen Aspekten (wie die Lobbyisten der Pharmaindustrie, die um Märkte kämpfen, um ihre Produkte zu verkaufen) bezeichnen kann. Grundlage dieses Systems ist ein Menschenbild, indem der Mensch als eine Art "bio-thermische Maschine" verstanden wird. Das führt zu zahlreichen Fehlentwicklungen, die durch immense Werbekampagnen und Verdrehungen gerechtfertigt werden. Wir Humanisten hingegen sehen den Menschen als historisch-soziales Wesen, das immer und überall in einer Umgebung (einer natrülichen wie auch einer von Menschen) lebt, und mit dieser Umgebung in ständiger Verbindung ist. So entstehen viele Krankheiten durch Zwänge, Unwissenheit, Ängste usw. die aus der Umgebung oder aus uns selbst kommen. Heute beobachten wir eine dramatische Zunahme psycho-physischer Krankheiten (z.B.: in England sind 33% der Bevölkerung schon mal psychisch krank gewesen, Quelle: WHO). Wir sehen die Ursache dafür in der tiefen gesellschaftlichen Krise, die auch die einzelnen Personen nicht verschont und sich u.a. in der Zunahme aller möglichen Arten von Gewalt (z.B. wirtschaftliche Gewalt der Konzerne und Banken, psychologische Gewalt der Medien, indem sie das Bild der bio-thermischen Maschine aufrechterhalten etc....) ausdrückt. Zusammengefasst stehen wir heute einem gewalttätigen System gegenüber, welches seine Werte und Meinungen aufzwingt, was auch die Medizin generell berührt.
Auf der anderen Seite sind die Menschen, die dies alles passiv beobachten, erleiden und daran verzweifeln. Ich persönlich glaube nicht mehr an die alleinige Kraft von Gesetzen (z.B. die Umstrukturierung von Krankenkassen etc), da dies nur ein Teil der Wirklichkeit ist. Parrallel dazu müsste es eine tiefergehende Diskussion in allen Schichten der Gesellschaft über den Wert des "Gesundseins" geben. Und aus humanistischer Sicht kommen wir nicht an einer Neudefinierung dessen vorbei, was der Mensch ist. Solange die Ursachen für Krankheiten ausschließlich in den Organen gesucht werden, und dass soziale Umfeld nicht in Betracht gezogen wird, sich die Ärtzte und Schwestern nicht zu Anklägern gegen das unmenschliche System werden, welches die Menschen krank macht, solange werden wir weiter im Teufelskreis der Gelddiskussion bleiben.
Ganz zum Schluß noch etwas persönliches: Ich rechne mir keine ernsthaften Chancen aus. So naiv bin ich nicht mehr. Aber wie erwähnt, die Erwartungen an den Bundestag können nur auf der Ebene von Gesetzen sein, was auf keinen Fall ausreichen wird. Die Frage die sich mir stellt ist eher, wie können wir, Sie und ich uns dort wo wir leben mehr für die Neuausrichtung des Gesundheitssystems einsetzen und wie können wir die Menschen ermutigen, die Verantwortung für die Gesundheit nicht mechanisch dem "Staat" zuzuschieben, sonder sich ebenfalls stark zu machen und die Alternativen zu fördern, die wir finden. Das kann auf keinen Fall isoliert in der Medizin geschehen, sondern müsste in Verbindung mit einer gesamtgesellschaftlichen Neuausrichtung einhergehen. Aber wer soll den Mensch zum zentralen Wert machen? Die Politiker? Die Pharmaindustrie? Die Krankenkassen? DIE ihr Thema ist Money, nichts weiter. Da habe ich keine Hoffnung.
Herr Trautmann, ich hoffe, Ihre Frage beantwortet zu haben.
Herzlichst, Michael Steinbach
PS: Spätestens am Anfang nächsten Jahres will ich konkreter beginnen, an den Aufbau von humanistischen Gesundheitsprojekten in Zambia zu arbeiten. Dafür bräuchte ich die Hilfe von fitten Ärzten, medizinischem Personal und interessierten Personen aus Berlin. Kennen Sie vielleicht jemand, der mit anpacken könnte?